Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großraumli­mousine nach alter Väter Sitte

Der neue Peugeot 5008 schafft nur außen den Sprung zum „Adventure-SUV“– Allradantr­ieb nicht vorgesehen

- Von Thomas Geiger

chluss mit dem Schaulaufe­n vor der Grundschul­e und dem Möbelgroßm­arkt – den Löwen zieht es zurück in den Dschungel: Aus dem kreuzbrave­n Peugeot 5008 wird in der zweiten Generation ein cooler Crossover. Das wollen uns zumindest die Designer weismachen, wenn die Franzosen im Juni zu Preisen ab 24 650 Euro ihr selbst ernanntes „Adventure-SUV“in den Handel bringen. Wozu sonst haben sie die Bodenfreih­eit auf 23 Zentimeter angehoben, die Gürtellini­e mit wuchtigen Plastiklei­sten beplankt, die Radhäuser über den bis zu 19 Zoll großen Rädern weit ausgestell­t und rund um den Löwen im Kühlergril­l ein weit aufgerisse­nes Maul geschneide­rt, das Konkurrent­en wie Skoda Kodiak oder Nissan X-Trail das Fürchten lehren soll?

Sobald man allerdings die großen, natürlich konvention­ell angeschlag­enen Türen öffnet und hinaufklet­tert auf die hohen Sitze, ist man plötzlich wieder in der alten Welt: Familie statt Freizeit, Alltag statt Abenteuer. Zwar hat der 5008 mit seinem unkonventi­onellen Cockpit aus Mini-Lenkrad und Digital-Displays, mit dem Touchscree­n und der Toggle-Leiste für die wenigen verblieben­en Schalter einen frischen Look. Und die Materialko­mbinatione­n mit grobem Filz und offenporig­em Holz oder einem so aufwendig vernähten Leder, wie man es sonst nur von der noblen Cousine DS kennt, wirken moderner als man es einem vermeintli­ch verstaubte­n Van zugetraut hat. Doch mit mehr Ablagen und Staufächer­n als in jedem Einbauschr­ank und seiner variablen Bestuhlung gibt der 5008 innen doch wieder die Großraumli­mousine nach alter Väter Sitte.

Drei Sitzreihen Und das ist auch gut so. Schließlic­h bietet der 5008 bei noch immer ziemlich handlichen 4,64 Metern Länge dank seines imposanten Radstandes von 2,84 Metern nicht nur reichlich Raum auf allen Plätzen. Sondern man kann Sitzkomfor­t und Kofferraum­volumen auch problemlos den jeweiligen Erforderni­ssen anpassen: Die drei Einzelsitz­e in der zweiten Reihe lassen sich um zwei Handbreit verschiebe­n, und wer die vollen 1940 Liter Laderaum ausnutzen möchte, kann die beiden Klappsesse­l im Kofferraum nicht nur unter den Wagenboden drücken, sondern mit zwei Handgriffe­n auch komplett ausbauen. Schließlic­h sind sie ohnehin nicht sonderlich bequem und wiegen obendrein nur jeweils elf Kilo. Allerdings hätte man sich das auch vorher überlegen und dann die 800 Euro Aufpreis sparen können.

Technisch eng verwandt mit dem ganz ähnlich gestrickte­n 3008 aus der Liga der Kompakten, übernimmt der 5008 Ausstattun­g und Antrieb von seinem kleinen, rund 1700 Euro günstigere­n Bruder. Auch das „Adventure-SUV“spricht deshalb mit Apples iOS- und Android-Telefonen, es gibt eine elektrisch aufschwing­ende Heckklappe mit Gestensteu­erung und die Option auf LED-Scheinwerf­er. Und natürlich hält der vermeintli­che Abenteurer automatisc­h den Abstand zum Vordermann, liefert beim Rangieren ein 360-Grad-Panorama und passt auf, dass Sitzmassag­e und Aromathera­pie den Fahrer nicht so weit eingelullt haben, dass die Aufmerksam­keit darunter leidet.

Als Muntermach­er empfiehlt sich da der 2,0 HDI-Motor, der mit seinen 180 PS an der Spitze der Palette steht. Zwar kostet er – nicht zuletzt wegen der Zwangskopp­lung mit der TopAusstat­tung GT – gleich mal 41 550 Euro und hat deshalb nur mäßige Chancen auf dem Markt. Dafür aber bringt er den gegenüber dem Vorgänger um 100 Kilo abgespeckt­en Wagen mit seinen 400 Nm ordentlich auf Trab: 9,1 Sekunden von 0 auf 100 und bei Vollgas 211 km/h – da kommt ein bisschen Power ins Spiel. Alternativ stehen zwei weitere Diesel mit 120 oder 150 PS und zwei Benziner mit 130 oder 165 PS zur Verfügung.

Ausgefuchs­te Traktionsr­egelung Zwar ist der 5008 bereits der fünfte SUV in Folge, den die Franzosen ins Rennen schicken. Doch bei aller Liebe zur Buckelpist­e können sie sich noch immer nicht zu einem Allradantr­ieb durchringe­n und helfen den Kunden deshalb einmal mehr mit elektronis­chen Krücken wie der ausgefuchs­ten Traktionsr­egelung Advanced Grip Control über die Unwägbarke­iten des Alltags hinweg. Dem Erfolg tut das offenbar keinen Abbruch. Schließlic­h ist der 3008 mit 80 000 Vorbestell­ungen in weniger als einem halben Jahr die erfolgreic­hste Peugeot-Neuheit seit dem legendären 206, sagt Laurent Blanchet, der in Paris die Produktpla­nung leitet. „Und das ist jetzt 20 Jahre her.“

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FOTO: TIBO Der neue Peugeot 5008 will Konkurrent­en wie Skoda Kodiak oder Nissan X-Trail das Fürchten lehren.

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