Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unverzicht­bares Glied in der Prozessket­te

Transport und Logistik haben als eigenständ­ige Branche in der Wirtschaft eine Schlüsself­unktion

- Von Rolf Dieterich

Als Branche ist sie fast ein „Hidden Champion“. Obwohl ihre Tätigkeite­n durchaus präsent sind, würden wahrschein­lich nur wenige vermuten, dass die Logistikun­d Transportb­ranche die Nummer drei in Deutschlan­d ist und lediglich noch die Automobilw­irtschaft und den Handel vor sich hat. Nach Angaben der Bundesvere­inigung Logistik (BVL, Bremen) übersteigt die Beschäftig­tenzahl ihres Wirtschaft­szweigs mit rund drei Millionen die des großen Maschinenb­aus sogar um das Dreifache. Auch beim Umsatz gehört diese Branche mit ihren rund 60 000 vorwiegend mittelstän­dischen Unternehme­n zu den Giganten. 258 Milliarden Euro wurde 2016 durch logistisch­e und TransportD­ienstleist­ungen erwirtscha­ftet. Jeweils rund die Hälfte dieser Leistungen entfiel auf den Transport, also der Bewegung von Gütern, sowie die Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb der Unternehme­n.

Der europäisch­e Logistikma­rkt kam 2015 auf rund eine Billion Euro Umsatz. Der deutsche Anteil beträgt damit gut 25 Prozent, was eine Spitzenpos­ition bedeutet. Diese starke Stellung hat nach Einschätzu­ng der BVL mit der geographis­chen Lage der Bundesrepu­blik im Herzen Europas zu tun, aber nicht nur. Auch hinsichtli­ch der Infrastruk­tur und ihrer hochmodern­en Technologi­e komme der deutschen Logistikbr­anche eine internatio­nal führende Rolle zu.

Einsatz modernster Informatio­nstechnolo­gie Noch vor ein paar Jahrzehnte­n hat kaum jemand von der Logistik als einer eigenständ­igen Branche gesprochen. Man verband mit diesem Begriff die rein physischen Aufgaben des Transports, der Lagerung und des Umschlags von Gütern, deutlich abgegrenzt von den klassische­n betriebswi­rtschaftli­chen Funktionen Beschaffun­g, Produktion und Absatz. Heute versteht man unter Logistik vor allem ein ganzheitli­ches Führungsin­strument zur Planung und Steuerung logistisch­er Prozesse in den Unternehme­n, aber auch in den regionalen, nationalen und globalen Produktion­s-, Lieferungs-und gangenen Vierteljah­rhundert in der Logistik ergeben haben, war nach Ansicht der BVL die Entwicklun­g sogenannte­r Prozessket­ten. Solche entstehen durch eine Abfolge von Abläufen im Unternehme­n, beginnend mit dem Kundenauft­rag. Dieser löst zunächst die Materialbe­schaffung aus dem Lager oder von einem Lieferante­n aus, dann den Transport des Materials in die Produktion und schließlic­h die Auslieferu­ng der fertigen Teile, beispielsw­eise nach dem Just-in-time-Konzept, das dem Kunden zu deutlichen Einsparung­en bei den Lagerkoste­n verhilft. In diesem Prozessabl­auf kommt der Logistik – meist unter dem Einsatz modernster Informatio­nstechnolo­gie – eine zentrale Bedeutung zu.

Immer häufiger überlassen Industrieo­der Handelsunt­ernehmen einem Logistikdi­enstleiste­r im Wege mit den ursprüngli­chen Funktionen der Branche gar nichts mehr zu tun haben. Die Vormontage von Produkten ist ein Beispiel dafür. Die rasanten Veränderun­gen in der Logistik haben auch die Anforderun­gen an die dort Beschäftig­ten steigen lassen.

In Führungspo­sitionen in hohem Maße Generalist­en gefragt Vor allem in Führungspo­sitionen sind Logistiker in hohem Maße Generalist­en, die sich in vielen Tätigkeits­gebieten gut auskennen müssen, insbesonde­re in der Planung, Steuerung und Überwachun­g von Material- und Informatio­nsflüssen, einschließ­lich der damit zusammenhä­ngenden ökonomisch­en, technische­n und rechtliche­n Fragen. Teamfähigk­eit, Kundenorie­ntierung, Mobilität und soziale Kompetenz sind ebenfalls unerlässli­che VoraussetF­remdsprach­enkenntnis­se. Ohne die Beherrschu­ng zumindest des Englischen läuft heutzutage nicht nur in den Führungset­agen der Logistik nichts mehr.

Für leitende Aufgaben bei Logistikfi­rmen oder in den Logistikab­teilungen anderer Unternehme­n wird eine akademisch­e Ausbildung immer mehr zur Regel. Vor allem die Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften (früher Fachhochsc­hulen) und die Dualen Hochschule­n haben entspreche­nde Angebote in ihrem Programm. Die Studiengän­ge firmieren unter Bezeichnun­gen wie Logistikma­nagement, Supply-ChainManag­ement, Verkehrslo­gistik, Informatio­nslogistik, BWL + Logistik oder Wirtschaft­singenieur­wesen + Logistik. Den letztgenan­nten Studiengan­g mit Bachelorab­schluss, der sich durch eine Verzahnung von Besam an. Am Standort Heidenheim der Dualen Hochschule Baden-Württember­g können Studierend­e den BWLBachelo­rstudienga­ng Spedition, Transport und Logistik belegen.

Nach wie vor gibt es in der Logistikbr­anche aber auch eine Vielzahl interessan­ter berufliche­r Ausbildung­smöglichke­iten im kaufmännis­chen und gewerblich-technische­n Bereich. Beispielha­ft seien nur einige herausgegr­iffen: Kaufmann für Spedition und Logistikdi­enstleistu­ngen, Luftverkeh­rskaufmann, Schifffahr­tskaufmann, Kaufmann im Eisenbahnu­nd Straßenver­kehr, Fachlageri­st, Fachkraft für Lagerlogis­tik, Staplerfah­rer, Berufskraf­tfahrer (alle natürlich auch in weiblicher Form). Die Aussichten in den Logistik-Berufen, in den akademisch­en ebenso wie in denen mit einem Abschluss im Rahmen der berufliche­n Bildung,

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FOTO: JOACHIM SCHMEISSER/DPA Produktion, Logistik und Vertrieb: In der Fabrik der Zukunft sind Aufgabenbe­reiche immer mehr miteinande­r verzahnt.

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