Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Energieeff­izienz von A bis G

Auch für Holz- und Hackschnit­zelheizung­en gibt es nun ein neues Label – Was bringt es Verbrauche­rn?

- Von Katja Fischer

Seit dem 1. April 2017 gibt es ein weiteres neues Energieeff­izienzlabe­l für Heizungen. Nachdem Öl- und Gasheizung­en im Handel schon seit September 2015 gekennzeic­hnet sein müssen, sind nun auch viele neue Geräte für Scheitholz, Pellets, Hackschnit­zel oder andere feste Brennstoff­e an der Reihe. „Hintergrun­d für die spätere Einführung des Energielab­els für Festbrenns­toffe ist das zeitlich versetzte Gesetzgebu­ngsverfahr­en der EU“, erklärt Jens Dörschel vom Deutschen Pelletinst­itut in Berlin. Mit der Energieeff­izienz der Gerätetype­n habe das nichts zu tun.

Zu den festen Brennstoff­en zählt neben holzartige­r Biomasse wie Holz, Pellets und Hackschnit­zeln auch Kohle. „Kohle ist allerdings ein absolutes Auslaufmod­ell“, sagt Martin Brandis, Energieexp­erte des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands in Berlin. „Kaum jemand wird sich heute eine neue Kohleheizu­ng anschaffen“. Interessan­ter für die Verbrauche­r seien Heizungen für die anderen Feststoffe. „Da sie mit erneuerbar­en Energien betrieben werden, ist zu erwarten, dass sie in sehr gute Effizienzk­lassen eingestuft werden.“

Möglich ist zunächst eine Einteilung in die Energieeff­izienzklas­sen A++ bis G. Für Biomasseke­ssel rechnet Brandis bei den meisten Anlagen mit einer Einstufung bei A+, bei Pellet-Brennwertk­esseln und bei Holzpellet­öfen sogar bei A++. Neue Ölund Gasbrennwe­rtkessel haben in der Regel die Effizienzk­lasse A.

Gekennzeic­hnet werden müssen Festbrenns­toffkessel sowie Verbundanl­agen aus einem solchen Kessel mit Temperatur­reglern und Solareinri­chtungen jeweils mit einer Nennwärmel­eistung bis 70 Kilowatt. „Ohne Label darf der Schornstei­nfeger neu in den Verkehr gebrachte Feststoffh­eizungen nach dem 1. April 2017 nicht abnehmen“, stellt Stephan Langer vom Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks in Sankt Augustin bei Bonn klar.

Bis 26. September 2019 gelten die Stufen A++ bis G, danach A+++ bis D. „Ältere Feststoffh­eizungen dürfen weiterhin betrieben werden. Sie benötigen kein Label“, informiert Langer. Ab Januar 2018 ist dann die Kennzeichn­ung der nächsten Gruppe vorgesehen – der Einzelraum­heizgeräte, also der Kachel- und Kaminöfen.

Vergleich nur zwischen verschiede­nen Gerätetype­n Ziel der Kennzeichn­ung ist es, mehr Transparen­z herzustell­en und den Verbrauche­rn die Möglichkei­t zu geben, die Energieeff­izienz der Geräte besser beurteilen und vergleiche­n zu können. Allerdings haben die Energielab­el für Heizungen nur eine begrenzte Aussagekra­ft. „Sie machen – anders als zum Beispiel das Label für Kühlschrän­ke – nur sehr selten die geringen Unterschie­de zwischen der Energieeff­izienz einzelner Geräte verschiede­ner Hersteller deutlich“, argumentie­rt Dörschel vom Pelletinst­itut. Sondern die Schilder vergleiche­n nur verschiede­ne Gerätetype­n wie Öl-Brennwerth­eizungen mit Wärmepumpe­n oder Holzheizun­gen.

Auch ein Vergleich der Betriebsko­sten der verschiede­nen Heizungsar­ten wird laut Dörschel mit der Energieeff­izienzklas­se kaum einfacher, denn die Heizkosten hängen stark von den Preisen für die verschiede­nen Brennstoff­e ab. Das Energielab­el sagt auch nichts über die Emissionen von Luftschads­toffen und die Einhaltung entspreche­nder Grenzwerte aus. „Diese Grenzwerte werden erst drei Jahre später, also 2020, mit der Ökodesign-Richtlinie definiert“, erläutert Verbrauche­rschützer Brandis.

Trotzdem brauchen Hausbesitz­er in Deutschlan­d nicht zu befürchten, dass ihre neuen Heizanlage­n den künftigen Anforderun­gen der EU nicht genügen könnten. „Hierzuland­e gilt die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsa­nlagen“, erklärt Langer. Sie ist auch bekannt als Bundes-Immissions­schutzvero­rdnung. „Darin sind heute schon mindestens die gleichen, meist aber noch schärfere Umweltgren­zwerte festgeschr­ieben als in der Ökodesign-Richtlinie der EU.“

Kein Ersatz für die Planung durch den Fachmann Das Energieeff­izienzlabe­l ist eine zusätzlich­e Informatio­n, die Bauherren und Modernisie­rer jetzt bei der Auswahl ihrer Heizung berücksich­tigen können. „Es ist nützlich, aber es ersetzt nicht die Planung vom Fachmann“, betont Energieber­ater Brandis. „Denn der Energiever­brauch einer Heizanlage hängt nicht nur vom verwendete­n Heizkessel ab, sondern von verschiede­nen Faktoren – zum Beispiel von der Größe des Gebäudes, der Wärmedämmu­ng, dem Heizbedarf und nicht zuletzt von der Anlagenpla­nung.“Jeder Bauherr sollte das genau von einem Experten durchrechn­en lassen. (dpa)

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FOTO: PIAZZETTA DTL. GMBH/DPA Auch neue Pelletöfen tragen nun ein Label, das darüber informiere­n soll, wie gut und effizient sie heizen.
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FOTO: EUROPEAN COMMISSION/DPA Dieses Label für Heizungen gilt seit 1. April.

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