Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fahrräder mit Elektroant­rieb sind der Renner

Besucher des Ravensburg­er Mobilitäts­tags gucken, testen, fragen und diskutiere­n

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Der zweite Ravensburg­er Mobilitäts­tag hat am Samstag viele Neugierige auf den Marienplat­z gelockt. Im Mittelpunk­t des bunten Programms rund um die Fortbewegu­ngsmittel der Zukunft stand der Elektro-Antrieb – für Autos und vor allem für Fahrräder. Viele Besucher haben Probefahrt­en gemacht, Erfahrungs­berichte angehört, Vorführung­en angeschaut und sich beraten lassen.

Eröffnet hat Oberbürger­meister Daniel Rapp das Spektakel zusammen mit Winfried Hermann. Der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister war auch schon beim ersten Ravensburg­er Mobilitäts­tag im Jahr 2015 dabei. Auf der Bühne hat der OB aktuelle Ravensburg­er Verkehrsth­emen aufgegriff­en, etwa den Luftreinha­lteplan: Den unterstütz­e die Stadt. Zu Fahrverbot­en werde es deswegen jedoch nicht kommen, sagte Rapp. „Wir werden andere Ideen haben.“Was den Molldietet­unnel angeht, könne die Stadt auf die Unterstütz­ung des Verkehrsmi­nisters zählen.

TWS vermieten Räder Bei der Mobilität werde es in Zukunft weniger darauf ankommen, eigene Fahrzeuge zu besitzen, prognostiz­iert der OB. Es gehe eher um den Zugang zu Fahrzeugen, zum Beispiel per Carsharing oder Bikesharin­g. In diesem Sinn sei auch der Plan der TWS, künftig zehn Fahrräder mit Elektroant­rieb zu vermieten. Wie das in der Praxis aussehen wird, zeigen Mitarbeite­r der Firma Velocity am Stand der TWS. Die Fahrräder werden an einer Andockstat­ion geparkt und aufgeladen. Wer seine Kundenkart­e ans Lesegerät auf der Säule daneben hält, kann den Port entriegeln und das Fahrrad nutzen.

Gleich nebenan strampelt eine Frau auf dem „Energiefah­rrad“der TWS. Nach einer Minute zeigt der Bildschirm an der Station, dass sie 1,9 Wattstunde­n Energie erzeugt hat. Was könnte sie mit dieser Energie anfangen, fragt die Frau noch ganz außer Atem. Wahrschein­lich nicht viel. Sie selber vermutet, dass eine Viertelstu­nde Pedaltrete­n ausreichen würde, um mit der erzeugten Energie das Wasser für eine Tasse Tee zu erwärmen.

300 bis 500 Wattstunde­n Energie speichern die Akkus der Pedelecs am Stand des Ravensburg­er Fahrradges­chäfts Amann. Was ist ein E-Bike und was ein Pedelec? Beim Pedelec gibt es Unterstütz­ung vom Akku nur dann, wenn der Radler auch selbst in die Pedale tritt, erklärt Wolfgang Amann. Anders beim E-Bike: „Da können Sie auf Knopfdruck Gas geben – wie beim Mofa.“Aber inzwischen werde der Begriff E-Bike oft für alle Fahrräder mit Elektroant­rieb verwendet, also auch für Pedelecs.

20 Prozent aller verkauften Fahrräder sind Pedelecs und E-Bikes, berichtet Amann. Und gekauft werden sie beileibe nicht nur von Rentnern. „Bei uns in Oberschwab­en geht es doch immer den Buckel rauf“– wer da mit dem Rad einkaufen fahre oder die Kinder in den Kindergart­en bringe, sei froh über elektrisch­en Zusatzantr­ieb, sagt der Fahrradhän­dler.

Familie Valin aus Ebenweiler hat am Stand des Weingarten­er Fahrradhän­dlers Bici ihr Traumtrans­portrad gefunden: Leon und Liana, zwei der vier Kinder, sitzen in einer bequemen Kabine mit freier Sicht nach vorn. Liana will das Fahrrad am liebsten gleich mitnehmen. „In der Kabine sind die Kinder gut geschützt und sehen nicht nur meinen Rücken“, sagt die Mutter. Ihr gefällt auch die Tür an der Kabine: Die Kleinen können selbststän­dig einsteigen. Dem Vater imponieren die Neigetechn­ik, der Riemenantr­ieb und der angekuppel­te Anhänger, auf den er locker zwei Kinderfahr­räder laden könnte.

Trotzdem darf Liana das Fahrrad nicht gleich mitnehmen. Es gibt noch so viel zu sehen: von elektrisch angetriebe­nen Einrädern, faltbaren E-Bikes, Pedalos und Dreirädern bis zu historisch­en Draisinen. OB Rapp begrüßt auf der Bühne unterdesse­n die Radlergrup­pen, die frühmorgen­s bei einer Sternfahrt mitgemacht haben – vom Rathaustea­m über Handwerk pro Ravensburg und die Gruppe von der Dualen Hochschule bis zu Gemeinderä­ten und Agendagrup­pe.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Viele Besucher des Mobilitäts­tags auf dem Marienplat­z kommen direkt von einer Sternfahrt angefahren.

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