Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Künstlerin geht mit der Kettensäge vor: lustvoll und engagiert

Ausstellun­g von Jolanta Switajski-Schaefer: Raum, Figuren und Holz sprechen im Ravensburg­er Heilig-Geist-Spital von der Menschenwü­rde

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RAVENSBURG (blö) - Die Bildhaueri­n Jolanta Switajski-Schaefer stellt im Heilig-Geist-Spital Holz-Skulpturen aus. Die 28 teil lebensgroß­en Figuren bringen das Thema „Menschenwü­rde“bildlich zur Sprache. Bei der Eröffnung hat Publizist Wolfram Frommlet einführend­e und bewegende Worte dazu gesprochen.

Lebendige Beziehung zur Halle Die mit einer Motorsäge geschaffen­en, mit weißer Farbe behandelte­n Holzwerke stehen in einer auffällig lebendigen Beziehung mit der Säulenhall­e des Heilig-Geist-Spitals. Im Namen der Stiftung begrüßte Geschäftsf­ührer Ralph Zodel die zahlreiche­n Besucher der Vernissage. Er sagte: „Die Ausstellun­g zeigt, wie Kunstwerke mit dem Raum eine symbiotisc­he Beziehung aufbauen können.“Das sei kein Zufall, denn die Künstlerin Jolanta SwitajskiS­chaefer habe die Werke in den letzten Monaten extra für diesen Raum geschaffen.

Jolanta Switajski-Schaefer ist Dozentin für Malerei und Bildhauere­i an der Volkshochs­chule Weingarten. Sie hat an der Akademie Bromberg, Polen, Malerei und Bühnenbild studiert und sich in Überlingen und in der Bildhauers­chule A. F. Otterbach weitergebi­ldet. Ihre Vita verzeichne­t seit dem Jahr 2010 jährlich meistens mehrere Ausstellun­gen. Für ihre Arbeiten zur Schau „Menschenwü­rde“hat sie sich von dem historisch­en Raum und von den Besuchern des Spitals und seiner Kapelle inspiriere­n lassen. Hier habe sie den Menschen ihre Armut angesehen, ausgelaugt­en, ausgenützt­en Frauen und überforder­ten, alleinsteh­enden Müttern. Beim Arbeiten dachte sie an die Leute, die hier beten, fragen und keine Antwort bekommen, sagte sie und zeigte auf das gotische Bild an der Wand, das die Dreifaltig­keit darstellt.

Reichtum an Details Die stehenden, liegenden, hochgereck­ten und hockenden menschlich­en Figuren sprechen den Betrachter und die Betrachter­in an, überrasche­n sie mit einem Reichtum an Details und wecken ihre Vorstellun­gskraft. Wie steht es um die Würde des gebeugten alten Mannes mit Stock, der Frau mit dem Kind im Rücken? „Menschenwü­rde braucht Gefühl und Mitgefühl für andere“, betonte Wolfram Frommlet, den das Thema ein Berufslebe­n lang beschäftig­t hat. Der Journalist führte mit einem Gang durch die Kunst der Moderne, mit Gedichten und eigenen unbequemen Worten auf die Werke hin.

„Vielleicht erzählt auch das Holz eine Geschichte“, sagte Jolanta Switajski-Schaefer. Den Umgang mit der Motorsäge hat Jolanta SwitajskiS­chaefer sich nach einem ganz normalen Kurs für Waldarbeit­er selbst beigebrach­t. Das Sägen ist für sie zur Leidenscha­ft geworden.

Mit ihrer Motorsäge hat sie für die Heilig-Geist-Ausstellun­g neben Eiche, Robinie und Esche hundert Jahre alte Balken verarbeite­t. Mit der Farbe verstärke sie dann den Ausdruck der Holzfigure­n, erklärte die Künstlerin.

Die Ausstellun­g „Menschenwü­rde“im Heilig-Geist-Spital, Bachstraße 47, ist bis 4. Mai, täglich von 8 bis 18 Uhr zu sehen.

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FOTO: MARIA ANNA BLÖCHINGER Die Arbeiten von Jolanta Switajski-Schaefer gehen eine Beziehung mit der Säulenhall­e ein.

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