Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nachdenken über neues Fronreuter Gewerbegebiet
Räte können sich interkommunale Fläche am Blitzenreuter Festplatz vorstellen
FRONREUTE - Blickt man einmal mehr als zehn Jahre in die Zukunft, dann kann man sich wie derzeit die Ratsmitglieder in Fronreute die Frage stellen, ob und wo es noch neue Flächen für Unternehmens-Standorte geben könnte. Denkbar wäre das Areal am Ortsausgang von Blitzenreute an der Abzweigung nach Baienbach, dem heutigen sogenannten Festplatz.
Maximal 15 Fußballfelder Dort stünde es dann dereinst direkt an der geplanten Ortsumgehung der Bundesstraße – also so um das Jahr 2030. Und: Es könnte ein interkommunales Gewerbegebiet mit Wolpertswende werden – so ein Vorschlag, der derzeit im Rahmen des Regionalplans im Raum steht. Das Areal könnte über Jahre in mehreren Schritten realisiert werden. Als Maximalgröße wären rein planungsrechtlich zehn Hektar denkbar, was in etwa 15 Fußballfeldern entspräche. Von einer solchen Dimension geht Bürgermeister Oliver Spieß derzeit aber nicht aus.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten gibt es die Raumordnung, worunter man die Idee versteht, auf beispielsweise regionaler Ebene zu entscheiden, wo künftig Bebauung und Infrastruktur entstehen sollen. Gerade in einer Region wie Oberschwaben mit viel Entwicklung im ländlichen Raum ist dies nun auch ein Instrument, um angesichts immer knapperer Flächen den Gedanken der interkommunalen Zusammenarbeit zu fördern. Auf diesen Regionalplänen als Basis können dann auf der Planungsebene kommunale und damit detailliertere Flächennutzungspläne aufbauen – Fronreute arbeitet seit einigen Jahren an einer neuen Fassung. Und erst im nächsten Schritt kommen dann die verbindlichen Bebauungspläne für ein klar begrenztes Areal. Erst auf dieser Grundlage erfolgen dann erst die konkreten Bauanträge. Aber würden die übergeordneten Regionalpläne fehlen, dann fehlte eben auch die Orientierung, wie sich ein einzelnes Projekt in den größeren Zusammenhang einordnen lässt.
Die konkrete Planungsarbeit übernimmt der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, der für die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee zuständig ist. Der letzte Regionalplan stammt von 1996 und ist inzwischen für die weitere Zukunft überholt. Der Regionalverband hat nun auch betont, dass im attraktiven Oberschwaben mit einem weiter anhaltenden Bedarf an Gewerbeflächen zu rechnen sei, weil heimische und zuzugswillige Unternehmen investieren wollen. Gleichzeitig ist auch offensichtlich, dass im Schussental so allmählich die entsprechenden Flächen ausgehen, weshalb die Umlandgemeinden in den Fokus rücken.
Vor diesem Hintergrund haben die Fronreuter Ratsmitglieder ganz grundsätzlich über diese Zukunftsoption diskutiert. Letztlich verpflichte man sich zu nichts, wenn man dieser Option zustimme, hob Bürgermeister Oliver Spieß hervor. Man müsse dort nichts bauen, aber verzichte man jetzt auf diese Option, dann sei für die Zukunft die sprichwörtliche Tür für weitere Gewerbeflächen zu. Immerhin sei das derzeit konkret angegangene Gewerbegebiet an der Wolpertswender Straße bereits im derzeitigen Planungsstadium belegt. Und was die interkommunale Zusammenarbeit angehe, so hätte sich aus Gesprächen letztlich Wolpertswende als passender Partner ergeben. Notfalls könne Fronreute ein solches Projekt aber auch allein angehen. Was Spieß auch wesentlich erschien, ist die Möglichkeit, schrittweise vorzugehen und zunächst beispielsweise nur zwei Hektar auszuweisen.
Den Standort beurteilte Meinrad Maurer als günstig, am Rand des Dorfes, an der Bundesstraße, auch wenn – so Maurer – die Bodenverhältnisse dort nicht einfach seien. Auf den weiteren Wandel des einst bäuerlichen Dorfes wies Baptist Gehweiler hin, während Artur Kühny grundsätzlich Skepsis äußerte. Er verwies auf den wahrscheinlichen Flächenverbrauch für die Ortsumfahrung und betonte, diese und ein Gewerbegebiet seien letztlich – zumindest in der maximal denkbaren Größe des Gewerbegebiets – dann doch einfach zu viel.
Berthold Denzler stellte in seiner Argumentation das gewerbliche Wachstum in Zusammenhang mit den weiter wachsenden Pflichtaufgaben für die Gemeinde, gerade mit Blick auf Kindergärten und Schulen. Zu deren Finanzierung seien die Einnahmen aus der Gewerbesteuer schlicht unerlässlich.
Gerade mit Blick auf die Argumentation, dass man sich mit einer Zustimmung letztlich alle Optionen für die Zukunft offenlasse, stimmten die Ratsmitglieder bei zwei Neinstimmen für eine Aufnahme des diskutierten Areals als Gewerbeflächen-Standort in den Regionalplan.