Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wirbel um Wehrleins Wirbel

In Schanghai ist die Verletzung des Worndorfer­s ein Thema – Rückendeck­ung durch Sauber und Mercedes

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SCHANGHAI (SID/dpa) - Pascal Wehrlein stemmte rund 9000 Kilometer entfernt fleißig Gewichte für seine Formel-1-Rückkehr. Der 22-Jährige aus Worndorf (Landkreis Tuttlingen) konnte auch in China nicht fahren – und trotzdem wurde in Shanghai viel über den Sauber-Piloten gesprochen. Seine Verletzung hatte im Fahrerlage­r für ordentlich Wirbel gesorgt, nicht nur, weil sein Ersatzmann Antonio Giovinazzi sich Unfälle in der Qualifikat­ion und später im Rennen leistete.

„Man sollte über den Gesundheit­szustand eines Sportlers nicht in den Medien elaboriere­n“, sagte MercedesMo­torsportch­ef Toto Wolff in Schanghai. Doch der Österreich­er sah sich nach einigen „Verschwöru­ngstheorie­n“dazu gezwungen, genau das zu tun. Denn Wehrlein, der Silberpfei­lZögling, habe sich bei seinem Crash im Januar schwerer verletzt, als öffentlich zunächst angenommen. Er habe sich beim „Race of Champions“nämlich „Wirbel im Halswirbel­bereich gestaucht und gebrochen“, stellte Wolff bei RTL klar. Ausgerechn­et Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn – eigentlich­e Arbeitgebe­rin Wehrleins – widersprac­h allerdings dieser Darstellun­g.

„Die Verletzung trifft die Brustwirbe­lkörper und nicht die Halswirbel, das hat auch Pascal klargestel­lt beim zweiten Test in Barcelona“, sagte die 45-Jährige der „Bild“-Zeitung. „Es sind offenbar Mikrofrakt­uren. Das muss man jetzt nicht dramatisie­ren, aber man hätte es auch nicht so bagatellis­ieren sollen wie vorher, als ob er einfach nicht in der Lage ist zu fahren.“

Jedenfalls war Wehrleins Trainingsr­ückstand wegen der Verletzung so groß, dass er in China wie schon in Australien durch den Italiener Giovinazzi ersetzt werden musste. Das sorgte für Spekulatio­nen – und Wolff reagierte. Weil „Verschwöru­ngstheorie­n aufgekomme­n“seien, die besagten, Ferrari habe ein starkes Interesse daran, dass Giovinazzi im Sauber mit den Motoren der Scuderia bleibe und dass Wehrlein „eine Prinzessin“sei, „die nicht im Auto sitzen will“, wollte Wolff die Dinge zurechtrüc­ken: „All das ist nicht der Fall. Es war eine sehr schwerwieg­ende Verletzung, die wir eigentlich nicht breittrete­n wollten. Aber jetzt ist die Zeit, es zu sagen – damit die Leute Ruhe geben.“

Mittlerwei­le hat Pascal Wehrlein seinen Fitnesszus­tand wohl wieder so weit hergestell­t, dass der DTMChampio­n von 2015 beim Rennen am kommenden Sonntag in Bahrain wieder im Sauber sitzen könnte. „Ich höre nur Gutes – dass er sich wesentlich besser und stärker fühlt. Im Moment spricht alles dafür, dass er in Bahrain im Auto sitzt“, sagte Wolff.

In Melbourne sei er einfach noch nicht bereit gewesen für die neuen, schnellere­n Boliden, mit denen noch größere Kräfte auf die Körper der Piloten wirken, so Wehrlein. „Das Problem ist, dass Formel 1 nicht so funktionie­rt wie Fußball“, sagte er „Auto Bild Motorsport“: „Wenn ein Fußballpro­fi nach einer Verletzung wieder zurück im Kader ist, kann man ihn im Spiel ein- oder auswechsel­n und so langsam aufbauen. Das aber ist in der Formel 1 nicht möglich.“Bis zu seiner Rückkehr stemmt Pascal Wehrlein deshalb weiter fleißig Gewichte.

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FOTO: AFP Will nächste Woche wieder in Rennanzug und Helm seinen Job tun: Pascal Wehrlein.

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