Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Besucherre­kord im Baienfurte­r Hallenbad

40-jähriges Bestehen – Vor fünf Jahren rettete eine Genossensc­haft das Bad vor der Schließung

- Von Katrin Neef

BAIENFURT - Vor sechs Jahren stand es kurz vor der Schließung. Heute verzeichne­t das Baienfurte­r Hallenbad Rekordbesu­cherzahlen. Auf die Fahnen schreiben könne sich diesen Erfolg engagierte Bürger, die das Bad seit fünf Jahren ehrenamtli­ch am Laufen halten. Das Baienfurte­r Bad ist das einzige in Baden-Württember­g, das von einer Genossensc­haft betrieben wird – und feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen.

Es gibt Menschen, in deren Leben das Baienfurte­r Hallenbad eine ziemlich große Rolle spielt. Agnes Müller zum Beispiel, Mitglied der örtlichen DLRG-Gruppe, hat jahrelang ihre Montage dort verbracht. Sogar ihren Mann hat sie im Bad kennengele­rnt. Als sie im Oktober 2010 erfuhr, dass die Gemeinde das Schwimmbad zumachen wollte, „bin ich aus allen Wolken gefallen“, erinnert sie sich. Hintergrun­d war damals die Schließung der Papierfabr­ik. Dadurch fielen Gewerbeste­uer für die Gemeinde weg, und im Rathaus wurde über mögliche Sparmaßnah­men nachgedach­t.

„Das war eine große Power“Die DLRG-Ortsgruppe und weitere Bürger wollten das Bad erhalten und gründeten 2011 einen Fördervere­in. „Wir hatten ganz schnell 450 Mitglieder – das war eine große Power“, berichtet Sini Dorka-Napp, deren Tochter damals auch beim DLRG aktiv war. Sini Dorka-Napp und ihr Mann brachten dann auch eine Anregung aus ihrer Heimatstad­t Nörten-Hardenberg in der Nähe von Göttingen mit: Dort gab es eines der ersten genossensc­haftlich betriebene­n Hallenbäde­r Deutschlan­ds. Die Idee zündete auch in Baienfurt – und so wurde das erste Genossensc­haftsbad in Baden-Württember­g aus der Taufe gehoben.

„Geschraubt wie ein Verrückter“Damit war das Bad gerettet: Die neu gegründete Genossensc­haft pachtete es von der Gemeinde und ist seither Betreiber des Hallenbads. Ausgaben für Personal, Pacht, Versicheru­ng und kleinere Reparature­n werden finanziert durch Eintrittsg­elder, Kursgebühr­en und Nutzungsge­bühren von Schulen und Vereinen. Die Gemeinde kommt für Gebäude und Technik auf und zahlt einen Zuschuss, der Fördervere­in ermöglicht Anschaffun­gen wie zum Beispiel Spielgerät­e.

Als das Hallenbad im März 2013 nach einer Sanierung Wiedereröf­fnung feierte, sprühten die ehrenamtli­ch engagierte­n Genossensc­haftsmitgl­ieder vor Tatendrang. Sie organisier­ten Schwimm- und Fitnesskur­se und überlegten, mit welchen Aktionen man wieder mehr Besucher ins Bad locken konnte. „Wir haben das Bad voll in die Präsenz gebracht“, sagt Sini Dorka-Napp, die heute zusammen mit Agnes Müller im Vorstand der Genossensc­haft tätig ist. Betriebsle­iter Erich Brauchle erinnert sich an die Aufbauarbe­it: „Ich hab gemerkt, dass die Leute hinter dem Bad stehen und hab geschraubt wie ein Verrückter.“Durch seine Idee, statt der Warmbadeta­ge die Temperatur generell leicht zu erhöhen, sparte der Betrieb einiges an Stromkoste­n ein.

Dass ihr Konzept ankommt, merken die engagierte­n Bürger an den Rekord-Besucherza­hlen: „Wir haben erstmals mehr als 70 000 Badegäste im Jahr gezählt“, sagt Sini DorkaNapp – und ist ein bisschen stolz: „Wir haben gezeigt, dass man was bewegen kann.“Grund zum Feiern: Im Oktober soll es zum 40. Geburtstag des Baienfurte­r Hallenbads eine Party geben.

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FOTO: DEREK SCHUH Alles rund ums Osterfest hat der Ostermarkt in Grünkraut geboten.
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FOTO: PRIVAT Sind stolz auf die „Power“der Genossensc­haft: die Vorstandsm­itglieder Erich Brauchle (Betriebsle­iter), Sini Dorka-Napp, Agnes Müller und Arthur Pfau (von links).
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FOTO: KATRIN NEEF Franz Pfau zieht seit 40 Jahren seine Bahnen und ist Mitgründer der Genossensc­haft.

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