Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Raubüberfall in Ravensburg: Polizei schnappt litauische Bande
Deutschlandweite Serie scheint aufgeklärt – BKA und Europol ermittelten
RAVENSBURG (ric/sz) - Genau zwei Jahre nach dem Raubüberfall auf das Ravensburger Juweliergeschäft Bartels in der Bachstraße hat die Kriminalpolizei Friedrichshafen fünf tatverdächtige Männer ermittelt. Es handelt sich dabei um fünf litauische Staatsangehörige im Alter zwischen 22 und 44 Jahren.
Wie die „Schwäbische Zeitung“erst am 30. März berichtete („Brutale Raubüberfalle: Serie begann in Ravensburg“), begann nach dem Überfall in Ravensburg eine deutschlandweite Serie an Raubüberfällen auf Juweliere. In der Folge gab es auch ähnliche Überfälle in ganz Europa, die auf das Konto der Bande gehen könnten. Ein Kronzeuge am Landgericht Münster lieferte den Ermittlern schließlich die Namen von Bandenmitgliedern und nannte die Hintermänner.
Vier der zunächst unbekannten Männer hatten am 15. April 2015 am helllichten Nachmittag zwei Angestellte mit einer Soft-Air-Pistole bedroht und mit einem mitgebrachten Vorschlaghammer sowie einer Axt gezielt die Vitrinen der Rolex- und Tudor-Uhren eingeschlagen. Mit dem Diebesgut, das von der Polizei auf einen Gesamtwert von mehr als 100 000 Euro beziffert wird, waren die Täter zu Fuß geflüchtet. Die beiden Angestellten besprühten sie mit Pfefferspray. Nach Auswertung aller Spuren und Hinweise zu dem 2015 verübten Überfall ergaben sich im Laufe der kriminalpolizeilichen Ermittlungen bereits im Sommer 2015 erste konkrete Hinweise auf die Identität eines der mutmaßlichen Täter und die von der Bande benutzten Fahrzeuge.
Überfälle nach gleichem Muster Den Überfall in der Ravensburger Bachstraße haben damals kaum Passanten mitbekommen, erst als es zu spät war, haben manche die Männer gesehen. Nach den Beschreibungen von damals waren sie alle dunkel gekleidet, auf einer Jacke soll ein Marihuana-Blatt abgebildet gewesen sein. Einer der Täter soll damals eventuell eine dunkelbraune Baseballmütze getragen haben, seine Komplizen helle Mützen und hellgraue Arbeitshandschuhe. Die übrigen Überfälle, die den Tatverdächtigen zugeschrieben werden, hatten fast immer das gleiche Muster und dauerten nur wenige Minuten. Sie fanden am helllichten Tage statt, die Männer waren mit Pfefferspray und Beilen ausgerüstet, die Angestellten und Kunden besprühten sie mit Pfefferspray und schlugen mit den Beilen die Schmuckvitrinen ein. Die Flucht geschah in der Regel mit Fahrrädern.
Die weiteren umfangreichen Ermittlungen, die auch vom Bundeskriminalamt und von Europol unterstützt wurden, führten bis nach Litauen. Außerdem wurden die 22, 26 sowie 36 Jahre alten Tatverdächtigen mit Europäischen Haftbefehlen gesucht. Gegen einen weiteren 36 Jahre alten Beschuldigten, der insbesondere bei der Tatvorbereitung und Tatplanung beteiligt gewesen sein soll, wurde von der Staatsanwaltschaft Ravensburg Ende Dezember 2016 Anklage am Landgericht Ravensburg wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Dieser Beschuldigte war bereits wegen eines im Jahr 2014 begangenen Raubüberfalls auf ein Juweliergeschäft in Esslingen vom Landgericht Stuttgart im Juli letzten Jahres zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt worden und verbüßt diese Strafe in einer Justizvollzugsanstalt in Baden-Württemberg.
Aufgrund der bestehenden Europäischen Haftbefehle konnten laut Polizeibericht zwei der zur Festnahme ausgeschriebenen Beschuldigten in Litauen festgenommen werden. Sie sind derzeit dort inhaftiert. Über das Auslieferungsersuchen der Staatsanwaltschaft Ravensburg wurde von den litauischen Behörden noch nicht entschieden. Nach den beiden weiteren mutmaßlichen Tätern wird nach wie vor gefahndet.