Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hoffen auf Frontfrau Kerber
Deutsches Fed-Cup-Team will am Wochenende in Stuttgart den Abstieg in die Zweitklassigkeit verhindern
STUTTGART (SID) - Angelique Kerber war bestens gelaunt und ließ sich auch nicht vom Lärm der Bohrmaschinen und dem etwas zu stumpfen Sandplatz in der Stuttgarter Arena die Stimmung verderben. „Es ist immer etwas Besonderes für mich, im Fed Cup zu spielen“, sagte die – zumindest bis kommenden Montag – Branchenführerin nach der Übungseinheit am Dienstagvormittag.
So gelöst und zielstrebig wünscht sich Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner ihre Nummer 1 auch am Wochenende im Play-off um den Klassenerhalt gegen die Ukraine (live bei DAZN). „Angie liebt es, in diesem Wettbewerb anzutreten. Ich hoffe, sie wird sich in dieser Halle hier freispielen, in der sie schon so viele tolle Momente erlebt hat“, sagte Rittner und beschwor den Mannschaftsgeist: „Ich denke, dass wir Angie auch mit der Hilfe des ganzen Teams wieder so einstellen können, dass sie eine richtig gute Leistung zeigt.“
Die zweimalige Stuttgart-Siegerin Kerber sucht in dieser Saison noch nach ihrer grandiosen Form vom vergangenen Jahr, in dem sie die Grand Slams in Melbourne und New York gewann und an die Spitze der Weltrangliste vorpreschte. Doch der Sprung ins gleißende Scheinwerferlicht scheint die introvertierte 29-Jährige 2017 eher zu hemmen als zu beflügeln. „Ich hatte das Gefühl, Angie ist nicht mit Freude dabei, und der Druck erschlägt sie richtig. Sie wirkte einfach oft in sich gekehrt“, berichtete Rittner, die einen intensiven Kontakt zu ihrer Frontfrau pflegt. Zuletzt hatte die Bundestrainerin – wie beim Turnier in Miami – eine eher nachdenkliche Kerber angetroffen: „Es war einfach nicht die unbeschwerte und glückliche Angie, die sich freut, Weltranglistenerste zu sein. Sondern eher die, die den ganzen Druck weghaben will.“
Kerber ist gegen das ukrainische Team um die Weltranglisten-13. Jelina Switolina als Einzelspielerin gesetzt. Um den zweiten Startplatz gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Laura Siegemund (Metzingen/WTA-Nr. 37) und der nun wieder fitten Julia Görges (WTA-Nr. 46). In der vergangenen Woche hatte Görges im Viertelfinale von Biel wegen einer Handgelenkverletzung aufgeben müssen.
Zum Team gehört außerdem Carina Witthöft (Hamburg/WTANr. 69). Die formschwache Andrea Petkovic (WTA-Nr. 75) fehlt erstmals seit vier Jahren. Der erste Absturz in die Zweitklassigkeit seit fünf Jahren soll unbedingt verhindert werden.
Rittner jedenfalls strebt weiter nach dem großen Wurf. „Mein Anspruch ist immer extrem hoch. Der Titel war stets mein Traum“, meinte die 43-Jährige und fügte an: „Das Ziel, das uns alle als Team verbindet, ist noch nicht erreicht.“