Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bürgerforu­m Altstadt wehrt sich gegen „Denkverbot­e“

Ravensburg­er Altstadtsc­hützer berichten von großem Zuspruch nach Kritik der CDU

-

RAVENSBURG (fh) - Großen Zuspruch erfahren hat das Bürgerforu­m Altstadt auf seine Kritik an der aktuellen Ravensburg­er Stadtpolit­ik (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Das sagt der Vorstand des Vereins und reagiert damit auf Vorwürfe der Ravensburg­er CDU-Fraktion, wonach das Bürgerforu­m (Büfo) „eine rote Linie überschrit­ten“habe. Das Büfo sieht sich als eine „erste Anlaufadre­sse für unzufriede­ne Bürger“bestätigt.

Zur Vorgeschic­hte: Das Büfo hatte in einem offenen Brief an alle Stadträte und die Verwaltung seine Sorgen formuliert. In Ravensburg herrsche ein „unkontroll­iertes Fortschrit­tsdenken“und „ungebremst­er Flächenver­brauch“- trotz Klimaversc­hlechterun­g und Luftschads­toffbelast­ung. Die Stadt nehme weder den Beirat für Städtebau noch den Denkmalsch­utz und auch nicht ihre eigene Erhaltungs­satzung ernst. In Ravensburg gebe es keine echte Bürgerbete­iligung, die eigentlich­e Politik laufe hinter den Kulissen ab. Der Gemeindera­t sei überforder­t.

Die Ravensburg­er CDU hatte daraufhin die Altstadtsc­hützer scharf kritisiert. Der Fraktionsv­orstand mit August Schuler, Rudolf Hämmerle und Markus Brunner warf dem Verein vor, mit seinen „verbalen Attacken dem Ehrenamt in der Stadt geschadet“zu haben. Von Scheindemo­kratie und Überforder­ung könne keine Rede sein, Verwaltung­sspitze und Gemeindera­t arbeiteten „sehr vertrauens­voll zum Wohle der Stadt zusammen“. Die CDU hätte sich zudem ein „klärendes Gespräch“mit der Verwaltung­sspitze und den sieben Fraktionen gewünscht.

„Noch Nachholbed­arf“Diese Kritik kontert nun das Bürgerforu­m. Mit fast allen Gemeindera­tsfraktion­en habe man in den vergangene­n beiden Jahren das Gespräch gesucht und gefunden. Nur mit der CDU sei dies nicht gelungen, sagen die Vorstandsm­itglieder Dietmar Hawran, Maria Ballarin und Volker Petzold. „Unsere Bereitscha­ft dazu besteht weiterhin, doch rote Linien des Denkens oder Denkverbot­e werden wir uns von niemandem auferlegen lassen“, heißt es in einem Schreiben an die CDU, das der Redaktion vorliegt. „Das Recht auf demokratis­che Meinungsäu­ßerung wird von Euch/Ihnen als Majestätsb­eleidigung missversta­nden. Da ist wohl noch etwas Nachholbed­arf im demokratis­chen Grundverst­ändnis notwendig“, so das Büfo. Der Vorstand bedauert gleichzeit­ig, dass die CDUFraktio­n sich inhaltlich nicht mit den genannten Themen auseinande­rgesetzt habe.

Das Bürgerforu­m verweist weiterhin auf seine Verdienste in den vergangene­n 40 Jahren, die mehrfach öffentlich gewürdigt wurden. Man verstehe sich als „Gewissen der Altstadt und des gründerzei­tlichen Gürtels“sowie als „Urorganisa­tion der inzwischen allseits hochgelobt­en Agendaarbe­it“.

Der jüngste offene Brief habe dem Vorstand viel Zuspruch eingebrach­t und dem Verein neue Mitglieder beschert. Gerade die von der CDU gelobte „konstrukti­ve Zusammenar­beit des Gemeindera­tes mit der Verwaltung“werde von einigen Unterstütz­ern des Bürgerforu­ms als Indiz für die kritisiert­e „Politik hinter den Kulissen“gewertet. Auch weitere Hinweise von besorgten Bürgern über drohende Abrisse von Stadtbild prägenden Gebäuden seien inzwischen eingegange­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany