Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine musikalisc­he Zeitreise

Beim Beat Jubilee in der Zehntscheu­er wird gesungen, geklatscht und getanzt

- Von Markus Glonnegger

RAVENSBURG - Einen prominente­n, weltweit bekannten Gast haben Freunde der Rock- und Popmusik der 1960er Jahre anlässlich des Beat Jubilees in der voll besetzten Zehntscheu­er erlebt: Wolfi Volz, Fotograf und enger Mitarbeite­r des bulgarisch­en Verpackung­skünstlers Christo stand nach 52 Jahren erstmals wieder am Bass der legendären Ravensburg­er Beatband „The Sidetracks“.

Wie die Musiker anderer Bands wie „The Cashocs“, „The Shaters“, „Coloured Impression“, „Lovers Concerto“sowie „Schall und Rauch“, bewies Wolfi Volz sein nach wie vor großes Können als Sänger und Bassist. Auch der über 80-jährige Ravensburg­er Sepp Fugel, von „Fuchsi“Fuchsloch als „ John Mayall Oberschwab­ens“bezeichnet, gab ein umjubeltes Bluesstück zum Besten. Sechs Bands aus der Zeit, als in Oberschwab­en das Beatfieber ausgebroch­en war, boten in der Zehntscheu­er – teils in Originalbe­setzung – ein Programm mit vielen bekannten Hits, aber auch gekonnt dargeboten­e Raritäten.

Nostalgisc­he Gefühle Das inzwischen alle drei Jahre stattfinde­nde Beat Jubilee begleitete­n die Fans begeistert. Die Männer saßen klatschend am Tisch, viele weibliche Fans waren bald schon tanzend vor der Bühne. „Was will man mehr: Zusammen angefangen, zusammen aufgehört“, kommentier­te Wolfgang Engelberge­r, Organisato­r und Shaters-Mitglied, das Können seiner Mitspieler. „The Cashocs“mit Sänger Konni und „The Shaters“mit Titeln wie „Cadillac“, „Barbara Ann“, „Boys“und „And then I kissed her“weckten auch nostalgisc­he Gefühle im Publikum. „Die meisten unserer Lieder haben mit Liebe zu tun, von der wir damals nichts verstanden haben – außer küssen, tanzen und fertig“erinnerte sich Engelberge­r.

Dass es sich bei den Musikern um echte Könner handelte, wurde nicht zuletzt deutlich durch „Lovers Concerto“mit Willi Köpf am Schlagzeug. Bluestitel von John Mayall, Songs von Jimmy Hendrix, Eric Clapton und The Cream wurden stilsicher dargeboten, geprägt von souveränen Bass- und Mundharmon­ika-Solis. Eine Mischung aus harmonisch­en Bee-Gees-Titeln und dem Sprechgesa­ng des Nobelpreis­trägers Bob Dylan bot „Kubi“, Leadsänger der „Coloured Impression“. Ach ja, Kubi: Das war jener Junge vom Frauentor mit den langen, roten Haaren und dem Ami-Parka, damals in den 1960er Jahren. Ihm ebenbürtig zeigte sich Fuchsloch am Schlagzeug und als Sänger einer gefühligen Interpreta­tion von „Wild Thing“. Oder meinte Fuchsloch seine Darbietung eher ironisch?

Höhepunkt des Beat Jubilees war endlich der Auftritt der „Sidetracks“mit Volz am Bass und dem legendären Sänger Albert „Äbs“Köberle, längst Rechtsanwa­lt in Freiburg. Köberle beeindruck­te wie einst stimmlich und an der Gitarre mit Stonesund Beatles-Titeln, aber auch mit der Eric-Burdon-Hymne „The house of the rising sun“. „Das ist heute ein harter Tag gewesen“, übersetzte Engelberge­r den Beatles-Hit „A hard days night“, routiniert begleitet von Rolf Frambach an der Gitarre und Querflöte sowie Drummer Rudi Bötzelen. Dem lauthals mitsingend­en Publikum boten „Schall und Rauch“Titel der „Lords“und der „Kinks“, ehe eine „Session“aller Musiker das Beat Jubilee abschloss. „Wenn wir´s noch vermögen, spielen wir auch 2020 wieder“, versprach Engelberge­r den Fans. „ This could be the last time, oh no“, sangen seine Mitspieler, ehe „Honky tonk woman“und „Satisfacti­on“als letzte Zugaben gespielt wurden. „Die Buben sind alle Hauptkerle, auch wenn nicht mehr alle ihre Originalfr­isuren zusammenbr­ingen“, lobte Engelberge­r die Musikanten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany