Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine musikalische Zeitreise
Beim Beat Jubilee in der Zehntscheuer wird gesungen, geklatscht und getanzt
RAVENSBURG - Einen prominenten, weltweit bekannten Gast haben Freunde der Rock- und Popmusik der 1960er Jahre anlässlich des Beat Jubilees in der voll besetzten Zehntscheuer erlebt: Wolfi Volz, Fotograf und enger Mitarbeiter des bulgarischen Verpackungskünstlers Christo stand nach 52 Jahren erstmals wieder am Bass der legendären Ravensburger Beatband „The Sidetracks“.
Wie die Musiker anderer Bands wie „The Cashocs“, „The Shaters“, „Coloured Impression“, „Lovers Concerto“sowie „Schall und Rauch“, bewies Wolfi Volz sein nach wie vor großes Können als Sänger und Bassist. Auch der über 80-jährige Ravensburger Sepp Fugel, von „Fuchsi“Fuchsloch als „ John Mayall Oberschwabens“bezeichnet, gab ein umjubeltes Bluesstück zum Besten. Sechs Bands aus der Zeit, als in Oberschwaben das Beatfieber ausgebrochen war, boten in der Zehntscheuer – teils in Originalbesetzung – ein Programm mit vielen bekannten Hits, aber auch gekonnt dargebotene Raritäten.
Nostalgische Gefühle Das inzwischen alle drei Jahre stattfindende Beat Jubilee begleiteten die Fans begeistert. Die Männer saßen klatschend am Tisch, viele weibliche Fans waren bald schon tanzend vor der Bühne. „Was will man mehr: Zusammen angefangen, zusammen aufgehört“, kommentierte Wolfgang Engelberger, Organisator und Shaters-Mitglied, das Können seiner Mitspieler. „The Cashocs“mit Sänger Konni und „The Shaters“mit Titeln wie „Cadillac“, „Barbara Ann“, „Boys“und „And then I kissed her“weckten auch nostalgische Gefühle im Publikum. „Die meisten unserer Lieder haben mit Liebe zu tun, von der wir damals nichts verstanden haben – außer küssen, tanzen und fertig“erinnerte sich Engelberger.
Dass es sich bei den Musikern um echte Könner handelte, wurde nicht zuletzt deutlich durch „Lovers Concerto“mit Willi Köpf am Schlagzeug. Bluestitel von John Mayall, Songs von Jimmy Hendrix, Eric Clapton und The Cream wurden stilsicher dargeboten, geprägt von souveränen Bass- und Mundharmonika-Solis. Eine Mischung aus harmonischen Bee-Gees-Titeln und dem Sprechgesang des Nobelpreisträgers Bob Dylan bot „Kubi“, Leadsänger der „Coloured Impression“. Ach ja, Kubi: Das war jener Junge vom Frauentor mit den langen, roten Haaren und dem Ami-Parka, damals in den 1960er Jahren. Ihm ebenbürtig zeigte sich Fuchsloch am Schlagzeug und als Sänger einer gefühligen Interpretation von „Wild Thing“. Oder meinte Fuchsloch seine Darbietung eher ironisch?
Höhepunkt des Beat Jubilees war endlich der Auftritt der „Sidetracks“mit Volz am Bass und dem legendären Sänger Albert „Äbs“Köberle, längst Rechtsanwalt in Freiburg. Köberle beeindruckte wie einst stimmlich und an der Gitarre mit Stonesund Beatles-Titeln, aber auch mit der Eric-Burdon-Hymne „The house of the rising sun“. „Das ist heute ein harter Tag gewesen“, übersetzte Engelberger den Beatles-Hit „A hard days night“, routiniert begleitet von Rolf Frambach an der Gitarre und Querflöte sowie Drummer Rudi Bötzelen. Dem lauthals mitsingenden Publikum boten „Schall und Rauch“Titel der „Lords“und der „Kinks“, ehe eine „Session“aller Musiker das Beat Jubilee abschloss. „Wenn wir´s noch vermögen, spielen wir auch 2020 wieder“, versprach Engelberger den Fans. „ This could be the last time, oh no“, sangen seine Mitspieler, ehe „Honky tonk woman“und „Satisfaction“als letzte Zugaben gespielt wurden. „Die Buben sind alle Hauptkerle, auch wenn nicht mehr alle ihre Originalfrisuren zusammenbringen“, lobte Engelberger die Musikanten.