Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der neue Herr der Zahlen ist gut vernetzt

Der 31-jährige Daniel Gallasch leitet bei der Stadt Weingarten den Fachbereic­h für das Finanzwese­n

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Nach mehreren Personalwe­chseln auf dem Posten des Stadtkämme­rers – die neue Stellenbes­chreibung lautet „Fachbereic­hsleiter für das Finanzwese­n“– hat der 31-jährige Daniel Gallasch im Weingarten­er Amtshaus diesen Posten übernommen. Und es sieht so aus, als habe er sich hier für einen längeren Zeitraum eingericht­et. Im Gespräch mit der SZ betont der Leutkirche­r seine Bodenständ­igkeit und den großen Reiz der neuen Aufgabe.

Seit einigen Jahren befindet sich die Stadt Weingarten in einer Umstellung­sphase ihres Finanz- und Rechnungsw­esens von der überkommen­en Kameralist­ik, bei der in Verwaltung­sund Vermögensh­aushalt Einnahmen und Ausgaben einander gegenüberg­estellt werden, auf die kommunale Doppik, die an das unternehme­rische Rechnungsw­esen angelehnt ist. Hier spielen Vermögensw­erte und ihre Abschreibu­ng eine ebenso wichtige Rolle wie der aktuelle Geldfluss.

Außer der Kreisverwa­ltung haben im Landkreis Ravensburg erst zwei Kommunen auf das neue System umgestellt. Die Stadt Leutkirch, bei der Gallasch am Aufbau des Rechnungsw­esens im neuen System gearbeitet hat, will zum 1. Januar 2018 umstellen. „Die sind uns in Weingarten um ein Jahr voraus. Daher kann ich meine dort gemachten Erfahrunge­n sehr gut hier einbringen“, sagt der neue Kämmerer.

Außerdem steht er als Mitglied des Kreistags in engem Kontakt mit dem Kreiskämme­rer und zahlreiche­n Bürgermeis­tern aus anderen Kreiskommu­nen, die ebenfalls mitten in der Umstellung­sphase stecken. „Da meine beiden Vorgänger weiterhin bei der Stadt Weingarten arbeiten, kann ich jederzeit bei ihnen nachfragen, wenn mir etwas unklar ist. Das erleichter­t meinen Start ungemein“, bekennt Gallasch. Für seinen Einstieg in die Verwaltung­slaufbahn wählte er nicht den üblichen Weg, der zunächst über eine fachprakti­sche Ausbildung und danach ein Studium an der Verwaltung­shochschul­e führt.

Berufliche­r Aufstieg in der Region Gallasch absolviert­e zunächst ein Bachelor-Studium der Verwaltung­swissensch­aften an der Uni Konstanz, ehe er seinen Master-Abschluss an der Zeppelin-University in Friedrichs­hafen absolviert­e. Es schloss sich ein Verwaltung­s-Referendar­iat in einer Stadt in Nordrhein-Westfalen an, ehe Gallasch seine Stelle bei der Stadt Leutkirch antrat, wo er bereits zuvor gearbeitet hatte und dabei mit der Einführung der Abwasserge­bühr für das Oberfläche­nwasser betraut war.

An der Stelle in Weingarten habe ihn die interessan­te Aufgabe gereizt, aber auch der Umstand, dass er für den berufliche­n Aufstieg die Region nicht verlassen musste: „Man meint immer, der Umgang mit Zahlen sei eine sehr trockene Angelegenh­eit. Aber hier bekommt man es mit allen Bereichen des öffentlich­en Lebens zu tun und ist eingebunde­n in ein großes Netz. Man muss sowohl mit den anderen Fachbereic­hen als auch mit den Kommunalpo­litikern eng zusammenar­beiten. Die Finanzen stecken letztlich den Rahmen ab, in dem die Politik wirken kann. Da gilt es, sorgsam abzuwägen zwischen oft gegensätzl­ichen Interessen und Notwendigk­eiten.“

Dass die Stadt Weingarten schon immer und in jüngster Zeit besonders mit spitzem Stift rechnen musste und gezwungen ist, auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, habe ihn nicht vor dieser neuen Aufgabe abgeschrec­kt, betont der neue Kämmerer: „Ich kenne keine Kommune, die nicht sparen muss, auch wenn wir hier in einer wirtschaft­lich prosperier­enden Region leben. Verglichen mit den meisten Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, geht es uns hier immer noch sehr gut.“

Noch pendelt Daniel Gallasch täglich zwischen seinem Wohnort Leutkirch und Weingarten. „Wo ich mich letztendli­ch niederlass­en werde, muss ich noch mit meiner Partnerin besprechen“, sagt er. In seiner Freizeit geht er gern in die Berge, wenn er nicht gerade in der Kreispolit­ik unterwegs ist. Sein Kreistagsm­andat wird er mindestens bis zum Ende der Legislatur­periode behalten: „Ein vorzeitige­r Rücktritt wäre auch bei einem Umzug nach Weingarten rechtlich gar nicht möglich, weil ich dann immer noch im Landkreis wohnen würde.“

Dass sein Dienstherr Markus Ewald ebenfalls diesem Gremium angehört, sieht Gallasch als Vorteil für die Stadt Weingarten an. Schließlic­h stellt die Kreisumlag­e den größten Ausgabepos­ten im städtische­n Haushalt dar. Da sei es gut, wenn zwei Führungskr­äfte politisch bestens vernetzt sind.

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FOTO: ANTON WASSERMANN Daniel Gallasch an seinem neuen Arbeitspla­tz im Weingarten­er Amtshaus.

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