Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der neue Herr der Zahlen ist gut vernetzt
Der 31-jährige Daniel Gallasch leitet bei der Stadt Weingarten den Fachbereich für das Finanzwesen
WEINGARTEN - Nach mehreren Personalwechseln auf dem Posten des Stadtkämmerers – die neue Stellenbeschreibung lautet „Fachbereichsleiter für das Finanzwesen“– hat der 31-jährige Daniel Gallasch im Weingartener Amtshaus diesen Posten übernommen. Und es sieht so aus, als habe er sich hier für einen längeren Zeitraum eingerichtet. Im Gespräch mit der SZ betont der Leutkircher seine Bodenständigkeit und den großen Reiz der neuen Aufgabe.
Seit einigen Jahren befindet sich die Stadt Weingarten in einer Umstellungsphase ihres Finanz- und Rechnungswesens von der überkommenen Kameralistik, bei der in Verwaltungsund Vermögenshaushalt Einnahmen und Ausgaben einander gegenübergestellt werden, auf die kommunale Doppik, die an das unternehmerische Rechnungswesen angelehnt ist. Hier spielen Vermögenswerte und ihre Abschreibung eine ebenso wichtige Rolle wie der aktuelle Geldfluss.
Außer der Kreisverwaltung haben im Landkreis Ravensburg erst zwei Kommunen auf das neue System umgestellt. Die Stadt Leutkirch, bei der Gallasch am Aufbau des Rechnungswesens im neuen System gearbeitet hat, will zum 1. Januar 2018 umstellen. „Die sind uns in Weingarten um ein Jahr voraus. Daher kann ich meine dort gemachten Erfahrungen sehr gut hier einbringen“, sagt der neue Kämmerer.
Außerdem steht er als Mitglied des Kreistags in engem Kontakt mit dem Kreiskämmerer und zahlreichen Bürgermeistern aus anderen Kreiskommunen, die ebenfalls mitten in der Umstellungsphase stecken. „Da meine beiden Vorgänger weiterhin bei der Stadt Weingarten arbeiten, kann ich jederzeit bei ihnen nachfragen, wenn mir etwas unklar ist. Das erleichtert meinen Start ungemein“, bekennt Gallasch. Für seinen Einstieg in die Verwaltungslaufbahn wählte er nicht den üblichen Weg, der zunächst über eine fachpraktische Ausbildung und danach ein Studium an der Verwaltungshochschule führt.
Beruflicher Aufstieg in der Region Gallasch absolvierte zunächst ein Bachelor-Studium der Verwaltungswissenschaften an der Uni Konstanz, ehe er seinen Master-Abschluss an der Zeppelin-University in Friedrichshafen absolvierte. Es schloss sich ein Verwaltungs-Referendariat in einer Stadt in Nordrhein-Westfalen an, ehe Gallasch seine Stelle bei der Stadt Leutkirch antrat, wo er bereits zuvor gearbeitet hatte und dabei mit der Einführung der Abwassergebühr für das Oberflächenwasser betraut war.
An der Stelle in Weingarten habe ihn die interessante Aufgabe gereizt, aber auch der Umstand, dass er für den beruflichen Aufstieg die Region nicht verlassen musste: „Man meint immer, der Umgang mit Zahlen sei eine sehr trockene Angelegenheit. Aber hier bekommt man es mit allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu tun und ist eingebunden in ein großes Netz. Man muss sowohl mit den anderen Fachbereichen als auch mit den Kommunalpolitikern eng zusammenarbeiten. Die Finanzen stecken letztlich den Rahmen ab, in dem die Politik wirken kann. Da gilt es, sorgsam abzuwägen zwischen oft gegensätzlichen Interessen und Notwendigkeiten.“
Dass die Stadt Weingarten schon immer und in jüngster Zeit besonders mit spitzem Stift rechnen musste und gezwungen ist, auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, habe ihn nicht vor dieser neuen Aufgabe abgeschreckt, betont der neue Kämmerer: „Ich kenne keine Kommune, die nicht sparen muss, auch wenn wir hier in einer wirtschaftlich prosperierenden Region leben. Verglichen mit den meisten Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, geht es uns hier immer noch sehr gut.“
Noch pendelt Daniel Gallasch täglich zwischen seinem Wohnort Leutkirch und Weingarten. „Wo ich mich letztendlich niederlassen werde, muss ich noch mit meiner Partnerin besprechen“, sagt er. In seiner Freizeit geht er gern in die Berge, wenn er nicht gerade in der Kreispolitik unterwegs ist. Sein Kreistagsmandat wird er mindestens bis zum Ende der Legislaturperiode behalten: „Ein vorzeitiger Rücktritt wäre auch bei einem Umzug nach Weingarten rechtlich gar nicht möglich, weil ich dann immer noch im Landkreis wohnen würde.“
Dass sein Dienstherr Markus Ewald ebenfalls diesem Gremium angehört, sieht Gallasch als Vorteil für die Stadt Weingarten an. Schließlich stellt die Kreisumlage den größten Ausgabeposten im städtischen Haushalt dar. Da sei es gut, wenn zwei Führungskräfte politisch bestens vernetzt sind.