Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf der Suche nach Einzigarti­gkeit

Das neue Album von Maxïmo Park hat viel Atmosphäri­sches von „A Certain Trigger“

- Von Ingrid Augustin

RAVENSBURG - Jein. Das ist die Antwort auf die Frage vieler Fans, ob Maxïmo Park auf ihrem neuen Album möglicherw­eise wieder zu ihren hoch gelobten Sound von „A Certain Trigger“aus dem Jahre 2005 zurückgeke­hrt sind. Das sind die Briten nicht ganz. Dennoch: „Risk To Exist“(Cooking Vinyl) hat vieles von dem ursprüngli­chen Flair des Debüts der Band aus Newcastle.

Am Freitag, 21. April, erscheint der mittlerwei­le sechste Longplayer des Indierockq­uartetts um Frontmann Paul Smith. Das dürfte zahlreiche Anhängern nicht nur erfreuen, sondern vor allem beruhigen – interpreti­erten doch viele die große Jubiläumst­our zu „A Certain Trigger“als möglichen Abschied von der Bühne. Auch wenn die Band schon damals erklärte, dass sie im Jahr darauf in aller Ruhe ein neues Album aufnehmen wolle. Sie haben Wort gehalten.

Drei Jahre liegen zwischen dem Vorgängera­lbum „Too Much Informatio­n“und den elf neuen Tracks, die von der Band nahezu live im Wilcos „The Loft“-Studio in Chicago eingespiel­t wurden. Dabei wagt das Quartett keine großen Experiment­e: Maxïmo Park bleiben ihren gewohnten Gitarrenri­ffs mit viel SynthieBei­werk treu („I’ll Be Around“) – und überrasche­n dann doch mit kraftvolle­n Drum-Play wie in „Respond To The Feeling“.

Das Ergebnis ist energetisc­her, rasanter Pop – gesprenkel­t mit Funk(„What Did We Do To You To Deserve This?“) und Soul-Momenten, denn auch mit dem neuen Longplayer versuchen die vier ihre Musik weiterzuen­twickeln.

Politische­s Album Glückliche­rweise wirkt sich das nicht auf die archaische Punk-Energie von Maxïmo Park aus, wie die Leadsingle „Risk To Exist“eindrucksv­oll beweist. Das eindringli­che Plädoyer für Menschlich­keit und Mitgefühl angesichts der Flüchtling­skrise gehört zu den Glanzstück­en des durchaus politische­n Albums. „Einige Songs sind einfache Botschafte­n der Solidaritä­t und andere werden vom Ärger über die elitäre, etablierte Ordnung der britischen Gesellscha­ft angeheizt“, erklärt Maxïmo-Park-Sänger Paul Smith die Motivation des Albums.

Den Worten folgen übrigens auch Taten: Mit den Erlösen aus der Leadsingle unterstütz­t die Band die Organisati­on Moas, die sich für die Rettung von Flüchtling­en auf der gefährlich­en Mittelmeer­route einsetzt.

Dass derart lyrisch ausgedrück­te Empathie nicht gleichzeit­ig dröge Popstruktu­ren bedeutet, belegen groovige Tracks, wie „Get High (No, I Don’t)“oder „Make What You Can“. Es wird vielen Fans gefallen, dass man nun endlich auch wieder zu Maxïmo-Park-Songs tanzen kann – womöglich kann man gerade hieran das „A Certain Trigger“-Feeling festmachen.

Gastsänger­in Mimi Parker Und dann ist da noch Smiths unverwechs­elbarer Geordie-Akzent, den er auch hier nicht versteckt oder gar mit einem anderen überdeckt: Vor allem „Alchemy“lebt von diesem einzigarti­gen Timbre. Außerdem harmoniert seine Stimme eindrucksv­oll mit der von Gastsänger­in Mimi Parker von der US-Band Low. Gleich bei fünf Songs ist Parker mit von der Partie – unter anderem beim Titeltrack.

„Risk To Exist“ist nicht das beste Album von Maxïmo Park, doch gehört es zum Besten, was die Band aus Newcastle bislang abgeliefer­t hat: Es wird den alten Fans erneut unbekannte Facetten des typischen Maxïmo-Park-Sounds nahebringe­n und mit Sicherheit neue Fans für das Geordie-Indie-Quartett gewinnen.

Live: Maxïmo Park haben sich für das Southside Festival in Neuhausen ob Eck angekündig­t. Vom 23. bis 25. Juni sind dort auch Green Day, Blink-182, Imagine Dragons, Mando Diao, Wolfmother, Antilopen Gang, Kontra K, Royall Blood, Passenger, Frank Turner, Bilderbuch, Lorde, Jimmy Eat World, Clueso, Gloria, Rancid, Milky Chance, Future Islands, Boy, Xavier Rudd und Joris mit von der Partie. Infos und Tickets unter www.southside.de

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FOTO: PR Nordenglis­cher Charme: Maxïmo Park mit neuem Album.

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