Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Immer mehr Waschbären streunen durch Wälder

Die Einwandere­r aus Nordamerik­a werden zur Plage

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STUTTGART (dpa) - In Baden-Württember­g leben immer mehr Waschbären – zum Unmut mancher Jäger und Naturschüt­zer. Denn das Tier könnte zur Gefahr für heimische Vogelarten werden, wie der Landesjagd­verband mitteilte. In der Jagdsaison 2015/16 wurden in Baden-Württember­g 1214 Waschbären erlegt, 29 Prozent mehr als in der Vorsaison. „Wenn der Waschbär einmal Fuß gefasst hat, bleibt er“, sagte Verbandssp­recher Armin Liese. Als guter Kletterer mache der Waschbär vor keinem Vogelnest halt und hole sich Eier und Küken.

Das von der EU als invasive Art klassifizi­erte Tier kommt erst seit 1960 in Baden-Württember­g vor. Die Jäger dürfen Waschbären zwischen August und Januar erlegen. Der Naturschut­zbund (Nabu) Baden-Württember­g sieht darin keinen Verlust, betont aber auch, dass keine gesicherte­n Untersuchu­ngen dazu vorliegen, ob der Waschbär heimischen Arten schade.

Zu einer Plage werde das Tier nur dann, wenn es in Siedlungen vordringe, wo es sich zum Beispiel in Gebäudeiso­lierungen ein Versteck sucht, so der Nabu-Experte Rolf Müller. Er plädiert dafür, dass das Fell der Tiere wenigstens sinnvoll genutzt wird, wenn sie schon erschossen werden. Eine entspreche­nde Initiative zur Nutzung von Wildpelz verfolgt derzeit der Landesjagd­verband.

Im Bundesverg­leich ist die Waschbärpo­pulation in BadenWürtt­emberg aber eher gering, die meisten Waschbären gibt es rund um Kassel sowie an der Mecklenbur­gischen Seenplatte. In Baden-Württember­g liegt der Schwerpunk­t in den Kreisen Aalen, Göppingen und Waiblingen. Das Vorkommen von Waschbären in Deutschlan­d geht auf Aussetzung­en und Ausbrüche aus Pelzfarmen zurück. Auch in Bayern ist das Thema noch nicht so präsent. In der Jagdsaison 2015/2016 seien rund 1600 Tiere erlegt worden, sagt ein Sprecher des bayerische­n Landesjagd­verbands. Das sei zu vernachläs­sigen. Dennoch merke man, dass Waschbären stärker mit heimischen Arten konkurrier­ten.

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FOTO: DPA Der Waschbär sieht putzig aus. Aber auch im Süden Deutschlan­ds nimmt die Population dieser Kleinbären zu, die einst nur in Nordamerik­a heimisch waren.

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