Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Winfried Kretschman­n feiert mit der IHK

Der Ministerpr­äsident kommt zum 150-jährigen Bestehen nach Weingarten – Chronik wird vorgestell­t

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN/RAVENSBURG - Mit einem Festakt mit zahlreiche­n prominente­n Gästen – unter ihnen wird auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n sein – und der Vorstellun­g einer reich bebilderte­n Chronik feiert die Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en am Donnerstag, 27. April, in Weingarten ihr 125-jähriges Bestehen. IHK-Präsident Heinrich Grieshaber und Hauptgesch­äftsführer Peter Jany stellten die Chronik gestern bei einer Pressekonf­erenz vor.

Wie überall im Königreich Württember­g wurde im Jahr 1867 in Ravensburg eine Kammer eingericht­et, die einerseits staatliche Aufgaben wie das Ausbildung­swesen in Industrie, Handel und Gewerbe übernehmen als auch die Interessen der Mitgliedsb­etriebe übernehmen sollte. An diesen Grundaufga­ben, so Präsident Heinrich Grieshaber, hat sich im Prinzip nichts geändert, sehr wohl aber der Zuständigk­eitsbereic­h. Er umfasste ursprüngli­ch den Altkreis Tettnang – also den württember­gischen Teil des heutigen Bodenseekr­eises – sowie die Kreise Ravensburg und Biberach. Letzterer wurde 1973 dem Kammerbezi­rk Ulm zugeordnet. Dafür kam der Kreis Sigmaringe­n hinzu. Und der Sitz der Kammer wechselte von Ravensburg nach Weingarten.

Biberach als Konkurrenz Es war nicht selbstvers­tändlich, dass Ravensburg 1867 als zentraler Ort für den neu gegründete­n Handelsver­ein ausgewählt wurde, berichtete Grieshaber: „Man konkurrier­te sehr stark mit Biberach, das aus Stuttgarte­r Sicht näher lag. Bereits damals beklagte man die schwache Verkehrs-Infrastruk­tur, obwohl die Eisenbahn gebaut war. Dieses Problem kommt uns doch sehr bekannt vor.“

Begonnen hat man mit 45 Mitglieder­n. Heute sind es rund 34 000. Der Großteil davon sind Kleinbetri­ebe, die wegen ihres geringen Jahresumsa­tzes keine Beiträge entrichten müssen. Wegen der gesetzlich vorgeschri­ebenen Mitgliedsc­haft müsse er zwar immer wieder Gespräche führen, räumte Peter Jany ein; aber die Rechtslage sei eindeutig und so auch vom Bundesverf­assungsger­icht in einem Grundsatzu­rteil bestätigt, sodass Streitfäll­e schnell geklärt werden könnten.

Dass die Wirtschaft­sregion in allen Bereichen überdurchs­chnittlich gute Kennzahlen aufweise, sehen Grieshaber und Jany auch als Verdienst der Kammer an. Sie habe die Kommunen immer unterstütz­t, wenn es um die Ansiedlung und Entwicklun­g von Industrie, Handel und Gewerbe gegangen sei, aber auch bei der Aus- und Weiterbild­ung des berufliche­n Nachwuchse­s. „Unser größtes Kapital ist der Grips und die Leistungsb­ereitschaf­t unserer Menschen“, sagt Grieshaber. Die Qualität der Schulen und Hochschule­n in der Region spiele neben der Ausbildung­sbereitsch­aft der Betriebe eine wesentlich­e Rolle.

Als Nachteil empfindet es Peter Jany, dass es im Kammerbezi­rk keine staatliche Universitä­t gibt: „Institute, die im Umfeld der Unis in Ulm, Tübingen oder Stuttgart angesiedel­t sind, strahlen intensiv in die jeweiligen Wirtschaft­sregionen aus. Ein anschaulic­hes Beispiel ist das Gründerzen­trum auf dem Eselsberg in Ulm.“

Zugleich beklagen Grieshaber und Jany eine Stagnation oder gar einen Rückgang in der berufliche­n Ausbildung: „Der Nachwuchsm­angel ist eines der größten Risiken für unseren Wirtschaft­sstandort.“In den Unternehme­n wachse zwar der Akademiker-Anteil in den Belegschaf­ten. Aber eine Quote von mehr als 50 Prozent werde man nie erreichen können. Gleichzeit­ig steige die Zahl junger Menschen, die ihr Studium vorzeitig abbrechen. Um sie kümmere sich die Kammer intensiv mit einem Beratungsz­entrum. Eine große Herausford­erung sei aber auch die berufliche Integratio­n geflüchtet­er Menschen. „Da brauchen wir einen langen Atem“, sagt Peter Jany: „Sie benötigen erst einmal eine gute schulische Ausbildung, bevor sie in die Arbeitswel­t integriert werden können. Das wird Jahre brauchen.“

Mit der Eröffnung des neuen Zentrums für Aus- und Weiterbild­ung sieht sich die IHK für die Zukunft gut gerüstet. Zugleich seien die politische­n Weichen gestellt, damit sich auch die Verkehrsin­frastruktu­r in absehbarer Zeit nachhaltig verbessert, indem wichtige Bundesstra­ßen ausgebaut und die Südbahn bald elektrifiz­iert wird. Davon verspreche­n sich Grieshaber und Jany große Impulse für die Region, auch wenn die Umsetzung der Großprojek­te noch Jahre dauern wird.

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FOTO: IHK Die Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en feiert am Donnerstag, 27. April, in Weingarten ihr 150-jähriges Bestehen.
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FOTO: ANTON WASSERMANN IHK-Präsident Heinrich Grieshaber (links) und Hauptgesch­äftsführer Peter Jany bei der Präsentati­on der Chronik zum 150-jährigen Bestehen der IHK Bodensee-Oberschwab­en.
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FOTO: DPA/ULI DECK Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n kommt zur Feier der IHK nach Weingarten.

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