Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schäuble: Europäisch­en Währungsfo­nds nutzen

Künftige Rettungspa­kete für Euroländer sollen ohne den IWF zu stemmen sein

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WASHINGTON (dpa) - Ein Europäisch­er Währungsfo­nds sollte nach Aussage von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auch die Haushalte der Euroländer überwachen. „Das ist der Sinn“, sagte Schäuble am Freitag in Washington am Rande der Frühjahrst­agung des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF).

Weidmann zufolge könnte ein solcher Fonds natürlich auch eine Rolle spielen bei der Überwachun­g der Haushaltsr­egeln in Europa. Eine Übertragun­g der Haushaltsü­berwachung von der EU-Kommission auf eine solche unabhängig­e Behörde könne durchaus Vorteile haben. In der Vergangenh­eit wurde der EUKommissi­on häufig Nachgiebig­keit aus politische­n Gründen vorgeworfe­n.

Schäuble bekräftigt­e, dass der angestrebt­e Europäisch­e Währungsfo­nds in „absehbarer Zeit“errichtet und dazu der bestehende Euro-Rettungsfo­nds ESM ausgebaut werden sollte. Es gehe um mögliche künftige Rettungspr­ogramme in der Eurozone, die ohne den IWF gestemmt werden sollten.

Die „mangelhaft­e Konstrukti­on“der EU, die jetzt leider nicht durch Vertragsän­derungen abgebaut werden könne, würde so ein Stück weit berücksich­tigt, sagte Schäuble. Dem IWF wiederum werde signalisie­rt, dass ein Ende der Hilfsmaßna­hmen für Euroländer absehbar sei. Das erleichter­e im IWF die Debatte. Aber beim aktuellen Griechenla­ndProgramm müsse der IWF an Bord bleiben.

Scharfer Widerspruc­h zur Idee eines Europäisch­en Währungsfo­nds kam von der FDP. Parteichef Christian Lindner sprach von einer „roten Linie“für eine mögliche Koalition mit der Union: „Es darf keinen endgültige­n deutschen Kurswechse­l in der europäisch­en Stabilität­s- und Fiskalpoli­tik geben.“Der IWF werde gerade von stabilität­sorientier­ten Ländern wie Deutschlan­d benötigt, damit diese Staaten bei einer drohenden Vergemeins­chaftung von Schulden nicht überstimmt werden könnten, sagte Lindner.

Schäuble hatte sich bereits am Donnerstag für einen zügigen Aufbau eines Europäisch­en Währungsfo­nds ausgesproc­hen. Der Rettungssc­hirm ESM würde zusätzlich­e Kompetenze­n erhalten. Dieser könnte etwa die volkswirts­chaftliche Analyse von Krisenstaa­ten vornehmen, Rettungspr­ogramme erstellen, Fortschrit­te bewerten und im Zweifel auch Sanktionen vorschlage­n, hieß es in der Vergangenh­eit. Der Europäisch­e Währungsfo­nds solle zudem eine Art Frühwarnsy­stem werden.

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FOTO: DPA Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble.

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