Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wirtin auf Zeit betreibt intensiven Höhlenschutz
Biggi Bachmann führt seit vier Jahren die Räuberhöhle – Zukunft der Kultkneipe ist weiter ungewiss
RAVENSBURG - Sie ist die Wirtin der wohl bekanntesten Kneipe Ravensburgs und dennoch eine Wirtin auf Zeit: Brigitte Bachmann führt seit rund vier Jahren die Kultkneipe Räuberhöhle in der Ravensburger Burgstraße. Die „Höhle“versteht sich als ein Zuhause für Gäste aus allen Schichten, als Treffpunkt für Jung und Alt mit einzigartigem Ambiente. Ob das so bleibt, ist allerdings ungewiss, denn das Bürgerliche Brauhaus als Besitzerin plant einen größeren Umbau. Bachmann kämpft zusammen mit dem Verein Freunde der Räuberhöhle dafür, dass das Traditionslokal seinen Charme nicht verliert.
Kneipe ist Nebenjob Brigitte Bachmann (56), die alle nur Biggi nennen, ist eigentlich Betriebswirtin, sie arbeitet derzeit bei zwei verschiedenen Steuerberatern im Büro. Den „Job Kneipe“hat sie allerdings fast immer in ihrem Leben nebenher gemacht. Schon als Schülerin jobbte sie in verschiedenen Diskotheken in der Region. „Das war schon immer ein Ausgleich für mich zum Zahlenjob“, sagt sie. In der Höhle arbeitet sie seit 1997 im Ausschank und Service mit. Schon bald übernahm sie weitere Aufgaben, machte zum Beispiel die Dienstpläne. Chefin wurde sie mehr durch Zufall, als die langjährigen Wirte Alfred „Mike“Gronmayer und Armin Heilmann kürzer treten wollten, hat sie sich bereit erklärt, die Höhle weiterzuführen. „Ich hab dann gesagt, ich machs bis zum Umbau“, sagte Bachmann, „damit das Ding offen bleibt.“Dass die Höhle schon lange erfolgreich ist und als eine der wenigen Kneipen in Ravensburg seit Jahrzehnten besteht, verdankt sie laut Bachmann ihren beiden Vorgängern Gronmayer und Heilmann. „Die beiden sind ihr Leben lang hinter dem Konzept gestanden, deshalb gibt es den Laden noch“, sagt Bachmann, in der Höhle habe es ja auch immer Höhen und Tiefen gegeben. Die beiden arbeiten immer noch mit, Heilmann kocht weiter das berühmte Essen, das es am Dienstagabend gibt, Gronmayer kümmert sich um den Einkauf und andere organisatorische Dinge. Die Räuberhöhle in ihrer jetzigen Form wurde 1978 von dem mittlerweile verstorbenen Bernd Heimpel gegründet, Gronmayer und Heilmann übernahmen den Laden Mitte der 1990er-Jahre.
Die Höhle ist eine klassische Bierkneipe, es gibt aber auch alle anderen Arten von Getränken. Eine kleine, aber feine Auswahl an Speisen rundet das Angebot ab, vom Wurstsalat bis zum Nudelgericht. Vor allem bei Fleisch und Wurst legt Bachmann viel Wert auf Qualität. „Als Tierliebhaberin möchte ich wissen, wo das Fleisch herkommt.“Berühmt sind die überbackenen Seelen, vor allem die mit Schinken und Käse stehen bei den Gästen hoch im Kurs. Fünfmal im Jahr rockt die Cover-Band Bub & Bubbles die Höhle, ab und an gibt es auch kleinere Konzerte im Hinterhof.
„Es soll eine Kneipe bleiben“, sagt Bachmann zur Zukunft der Höhle, „ich wünsche mir, dass ich vielleicht mit 60 oder 65 Jahren immer noch als Frau alleine hier an den Tresen hocken und ein Bier trinken kann.“Dann schwätzt man eben, sagt sie, wenn man das will und sonst halt nicht. So was gebe es einfach nicht mehr in der Stadt. In der „Höhle“habe man nach wie vor ein gemischtes Publikum aus Jung und Alt, eher links-liberal, klar. Da finde man immer Anschluss. In der schnelllebigen Zeit sei es gut, dass man so etwas wie die Höhle habe, etwas, das schon lange da sei. Das Team der Höhle kennt seine Gäste fast alle mit Namen, „da fühlt man sich natürlich eher willkommen“, sagt Bachmann. Hier werde jeder geduzt. Die Gäste kommen aus allen Schichten, von ganz Jung bis zu einer 80-jährigen Frau. Auch Mittellose bekommen hier mal ein Bier, das andere schon mit einer Spende bezahlt haben. „Das wollen wir auch ein bisschen ausbauen“, sagt Bachmann. „Jeder Mensch braucht eine Höhle“, lautet das Motto, und das ist nicht nur so daher gesagt.
Es gibt keinen Pachtvertrag Einen Pachtvertrag hat Biggi Bachmann nicht, mit dem Bürgerlichen Brauhaus hat sie aber vereinbart, dass sie drei bis sechs Monate Vorlauf bekommt, falls die Höhle wegen einer Renovierung dicht gemacht werden sollte. „Ich habe schließlich einige Angestellte, die Bescheid wissen müssen“, sagt sie. So läuft das seit vier Jahren. Momentan ist klar, dass die Höhle auf jeden Fall bis Oktober und wohl auch bis Endes des Jahres in der jetzigen Form bestehen bleibt. Nach einem runden Tisch sind Bachmann und Brauhaus-Chef Lorenz Schlechter weiter im Gespräch, verschiedene Umbau-Pläne werden diskutiert. Egal, wie es weitergeht, eins ist auch Biggi Bachmann klar: „Das Ding muss saniert werden.“Strom, Wasser, Küche – im Gebäude liegt vieles im Argen. Wie so viele Höhlen-Fans hofft Bachmann, dass die Kneipe sanft, möglichst im laufenden Betrieb oder nur mit drei bis sechs Monaten Schließung, renoviert wird und ihren Charme nicht verliert. Wenn die Höhle mal zwei Jahre zu sei, sei der Markt verlaufen, sagt sie. „Wenn sie so ähnlich bleibt, wie sie jetzt ist, würde ich weitermachen“, sagt Bachmann.
Aber sie möchte bald ihre Nichte Vanessa Bachmann in die Führung der Kneipe mit hereinnehmen. „Die Höhle braucht Nachwuchs“, sagt sie, gerade um junges Publikum anzuziehen, müssten auch junge Leute hinter dem Tresen stehen. „Das alte Team bleibt deswegen trotzdem bei der Stange.“
Das Wichtigste sei, dass das Konzept bleibt, „und dass wir vom Ambiente her eine Kneipe bleiben.“Höhlenschutz ist angesagt.