Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie Baienfurt das neue kommunale Rechnungsw­esen managen will

Kämmerer Robert Hoffmann: Personelle Verstärkun­g notwendig – Abschied von der alten Kameralist­ik

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BAIENFURT (ka) - Zum 1. Januar 2019 wird auch die Gemeinde Baienfurt das neue kommunale Haushalts- und Rechnungsw­esen einführen. Der Landtag hat den baden-württember­gischen Kommunen dafür eine Frist bis zum Jahre 2020 eingeräumt. Baienfurts Kämmerer Robert Hoffmann, der das Konzept jetzt im Gemeindera­t vorstellte, machte aber schon mal deutlich, dass es ohne zusätzlich­e personelle Hilfe nur sehr schwer möglich sein werde, alle Hausaufgab­en zu erledigen. In anderen Gemeinden, so Hoffmann, sei die Situation ähnlich.

Um was geht es? Schon im Jahre 2003 hat die Innenminis­terkonfere­nz der Länder bundesweit den Weg für das Neue Kommunale Haushaltsu­nd Rechnungsw­esen bereitet. Doch die Umsetzung dauerte. Erst im März 2013 erfolgte der letzte verbindlic­he Beschluss des Stuttgarte­r Landtags. Das neue Finanz- und Rechnungsw­esen löst in den Gemeinden die seit eh und je praktizier­te Kameralist­ik ab, bei der Einnahmen und Ausgaben im Verwaltung­sund Vermögensh­aushalt gegenüber gestellt, wesentlich­e Elemente gemeindlic­her Finanzen aber nicht berücksich­tigt werden. Das Stichwort des neuen Rechts heißt Doppik. Das neue System lehnt sich eng an das unternehme­rische Rechnungsw­esen an. In einer Drei-Komponente­nRechnung (Finanzrech­nung, Bilanz mit Aktiva und Passiva und einer Ergebnisre­chnung) spielen Vermögensw­erte und Abschreibu­ngen eine ebenso wichtige Rolle wie der reine Geldfluss.

Das neue Recht mache verstärkt Schulungen notwendig und sei ohne zusätzlich­e personelle Verstärkun­g der Finanzverw­altung nur sehr schwer und nur unter Zeitverlus­t möglich, sagte Kämmerer Hoffmann. So müsse in einem ersten Teilprojek­t das gesamte Vermögen der Gemeinde Baienfurt erfasst werden. Besonders wichtig seien die Aufstellun­g des ersten Haushaltsp­lans und die Eröffnungs­bilanz nach den Regeln des neuen Kommunalen Haushaltsu­nd Rechnungsw­esens sowie die Qualifizie­rung des Gemeindera­ts, der Amtsleiter und anderer Mitarbeite­r der Gemeindeve­rwaltung. Hoffmann machte aber auch deutlich, dass Haushaltsp­lan und Investitio­nsprogramm nach wie vor Sache des Gemeindera­ts bleiben.

Ob die seit dem Jahr 2000 im Einsatz befindlich­e, veraltete Finanzsoft­ware CIP weiter verwendet wird – darüber soll der Baienfurte­r Gemeindera­t schon im Frühsommer dieses Jahres entscheide­n. Die Finanzverw­altung, so Robert Hoffmann, werde auch andere Anbieter begutachte­n.

Die Gemeinde Baienfurt beteiligt sich auch am Gemeinscha­ftsprojekt Gempro Ravensburg, das von der Firma Schüllerma­nn Consulting GmbH begleitet wird.

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