Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gemeinsam gegen Fremdenfei­ndlichkeit

Sportler und Politiker beschäftig­en sich in unserer neuen Serie mit Rechtsextr­emismus und Rassismus

- Von Karin Geupel

RAVENSBURG - Wenn Sportler auf Politiker treffen, dann passiert das meistens, um den Gewinn einer Meistersch­aft oder den Abschluss eines erfolgreic­hen Turniers zu feiern. Im Fotoprojek­t „Vorbilder“der Berliner Fotografen Angelika und Bernd Kohlmeier, begegnen sich unter anderem Gerald Asamoah, Joachim Löw und Winfried Kretschman­n aber, um über ein ganz ernstes Thema zu reden: Rechtsextr­emismus. Die Ausstellun­g dazu kommt ab 9. Mai nach Ravensburg. Darin zu sehen sind nicht nur Bilder der Politiker und Sportler, sondern auch Statements zum Thema, die sie jeweils zusammen verfasst haben.

Grund genug, auch Politiker und Sportler aus Ravensburg zu fragen, wie sie mit Fremdenfei­ndlichkeit und Rassismus umgehen. Fünf Mal haben wir einem Sportler und einem Politiker aus der Stadt die jeweils gleiche Frage dazu gestellt und werden ihre Statements in der „Schwäbisch­en Zeitung“veröffentl­ichen.

Den Beginn unserer Serie machen Steffen Wohlfarth, Fußballer beim FV Ravensburg, und Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp. Der Sportler und der Politiker kennen Fremdenfei­ndlichkeit aus ihrem Alltag nur zu gut. „Sehr häufig“sei ihm Rassismus am Spielfeldr­and begegnet, sagt der ehemalige ProfiFußba­ller Wohlfarth. „Ich habe es immer wieder erlebt, wie farbige Mitspieler mit Bananen beworfen und aufs übelste beleidigt wurden“, sagt Wohlfarth. Als Spieler auf dem Spielfeld habe er sich da oft hilflos gefühlt: „Man würde dann gerne den Mitspieler­n zur Seite stehen oder sich wehren. Aber als einzelner Spieler auf dem Spielfeld kann man da nichts tun. Man steht da einer geschlosse­nen Gruppe gegenüber, die einfach stärker ist“, berichtet Wohlfarth.

Oberbürger­meister Rapp hat solch offene Anfeindung­en eher selten erlebt – dafür kennt er sich aus mit den weniger offensicht­lichen Formen der Fremdenfei­ndlichkeit: „Gerade rund um die Flüchtling­sthematik gab es oft versteckte­n Rassismus“, berichtet er. Im Jahr 2015 positionie­rte Rapp sich klar für die Aufnahme von Flüchtling­en in der Stadt. Damals habe es neben einer großen Hilfsberei­tschaft in Ravensburg auch immer wieder fremdenfei­ndliche Äußerungen gegeben: „Als es um die Eröffnung eines Flüchtling­sheims in der Weststadt ging, wurde gesagt, man könne in einer Gegend, in der die Leute große Autos fahren und einen Pool im Garten haben keine Flüchtling­e unterbring­en“, erinnert sich der Oberbürger­meister. Er glaubt, meist steckten Angst und Sorgen hinter solchen Äußerungen. „Oft hilft es dann, wenn sich die Leute kennenlern­en“, sagt Rapp.

Das funktionie­re in Ravensburg insgesamt recht gut, sind sich der Politiker und der Fußballer einig. Einen großen Anteil daran hätten die Sportverei­ne: „In Ravensburg gibt es zum Beispiel keine Fußballver­eine für bestimmte Nationalit­äten. Da spielen alle gemeinsam beim FV oder beim TSB Ravensburg. Und beide Vereine stehen für das Motto: Wir sind offen für alle“, sagt Rapp.

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FOTO: KARIN GEUPEL Fußballer Steffen Wohlfarth (links) und Oberbürger­meister Daniel Rapp stellen sich klar gegen Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit.

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