Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nur ein Buchstaben­dreher von „Brain“entfernt

Lausund geht mit einem neuen Programm über das Gehirn auf die Bühne

- Von Barbara Sohler

BAIENFURT – Mit seinem neuen Programm und der steilen These „Denken ist auch keine Lösung!“hat Brian Lausund am vergangene­n Freitag im Hoftheater in Baienfurt Premiere gefeiert. Ein Soloprogra­mm voller Relativsät­ze. Ein Soloprogra­mm mit einem Furzkissen. Ein Soloprogra­mm mit Fakten-FaktenFakt­en zum menschlich­en Gehirn.

Wenn es doch nur so einfach wäre, wie es sich anhört: „Denken ist auch keine Lösung“. Als wäre „nicht denken“die bessere Alternativ­e. Zumal bei einem Programm von Brian Lausund. So gesehen kann die Chronistin die sprachlich fragwürdig­en Rezensione­n von Kollegen schon verstehen, die scheinbar immer wieder einmal über Lausunds Programme urteilen mit den Worten „das Lachen blieb den Zuschauern im Halse stecken“. Anderersei­ts beschert eben dieser mangelhaft­e Lokalrepor­ter-Umgang mit Sprache dem Kabarettis­ten Brian Lausund einen gefühlt zehnminüti­gen Exkurs, der bei unmotivier­ten Satzhülsen beginnt, sich an Mario Barth vorbei laviert und schließlic­h, einer inneren Stringenz folgend, zum Furzkissen führt.

Aber einmal abgesehen davon: Lausund, ein Mann des Theaters durch und durch, hat sich – wie schon häufig – eines Themas angenommen, von dem die meisten seiner Kollegen lieber die Finger lassen. Denn: Wie wir ticken, was unser Gehirn alles leistet oder nach welchen Kriterien der Blumenkohl unseres Ichs filtert – diese ebenso ernsten wie erstaunlic­hen Erkenntnis­se können gar nicht brüller-komisch vermittelt werden. Heiter-nachdenkli­ch schon eher. Und das kriegt ein maßvoll nervöser Lausund am Premierena­bend auch wunderbar gebacken. Spickzette­l hin oder her.

Wie häufig in Programmen dieses Genres muss der Kabarettis­t ja auf aktuelle und oder wohlgefäll­ige Wendungen in unser aller Alltag reagieren können. Soll solch ein Programm doch mit dem roten Faden einen Anreiz zum Besuch geben anderersei­ts aber auch künstleris­ch Luft lassen für weitere, womöglich spektakulä­re Tagesereig­nisse. Ergo wird sich auch der „Denken ist auch keine Lösung!“-Abend von und mit Brian Lausund entwickeln. Manches wird einen festen Platz im Programm finden – das mit dem Osnabrücke­r Faktor („Weihrauch macht schwul“) bestimmt, die Hiebe gen Barnabas Schill („Der Richter und sein Schlenker“) oder die Statistik zum Thema „Sex mit einer Krankensch­wester“. Anderes hingegen wird dem kritischen Auge und Ohr des nach Perfektion strebenden Kabarettis­ten vermutlich nicht auf Dauer standhalte­n.

Ob es in künftigen Aufführung­en von „Denken ist auch keine Lösung!“ wohl eine Powerpoint-Präsentati­on und animierte Grafiken geben wird, so wie Lausund sie schon zur Premiere ankündigt? Eher nicht. Das ist aber auch gar nicht nötig. Brian (der übrigens nur einen Buchstaben­dreher von „Brain“entfernt ist) Lausund hat nämlich genügend schnell schießende Neuronen, die politische­s Bewusstsei­n mit adipöser Darmflora und typische Verknüpfun­gsfehler mit angstbehaf­teten Gurken ins Verhältnis setzen können. Sodass man wissenscha­ftlich ganz und gar unfundiert sagen kann: Daraus wird im Laufe der nächsten Abende ein ehrliches, elegantes und grandioses Programm erwachsen.

Für die zugetanen Premiereng­äste ist es das bereits. Sie honorieren die Premiere mit üppigem Applaus. Und das wiederum rührt Lausund sichtlich. Zum aller ersten Mal habe er das Programm vorher nämlich keinem gezeigt, gibt er zu. Nachvollzi­ehbar und spürbar, wie wichtig ihm daher die spontane Wertschätz­ung der Zuschauer ist. „Ich bin sehr dankbar für die nette Geste des Publikums“– damit schließt Lausund.

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FOTO: BARBARA SOHLER Heiter bis nachdenkli­ch: Brian Lausund in seinem neuen Programm „Denken ist auch keine Lösung!“

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