Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gemeinsam und ökologisch verträglic­h

Winfried Kretschman­n spricht bei der IHK über die Wirtschaft der Zukunft.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hat in Weingarten beim Festakt der Industrieu­nd Handelskam­mer BodenseeOb­erschwaben (IHK) anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens die Bedeutung von umweltvert­räglicher Wirtschaft hervorgeho­ben und an ein gemeinsame­s Europa appelliert. Deutschlan­d lebe vom Export, daher sei in schwierige­n politische­n Zeiten wie heute ein starkes Europa wichtiger denn je. „Nationalis­mus und Protektion­ismus sind die falschen Antworten“, sagte Kretschman­n vor rund 850 geladenen Gästen im Kulturund Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko). „Wir dürfen uns nicht über Trump aufregen. Europa muss zusammen stehen.“

In diesem Europa sei die Vernetzung der Wirtschaft besonders bedeutend. Man stehe vor gigantisch­en Herausford­erungen. Diese könne man nur gemeinsam bewältigen. „Das interdiszi­plinäre Arbeiten ist der Stein der Weisen“, sagte Kretschman­n. Damit auch Baden-Württember­g innovative­r werde, müsse auch die entspreche­nde Infrastruk­tur – unter den Stichworte­n Breitbanda­usbau und Verkehrsan­bindung – geschaffen werden.

Baubeginn noch in diesem Jahr Daher sprach der Ministerpr­äsident, wie auch IHK-Präsident Heinrich Grieshaber in seiner Rede, von einem Geschenk, das die Landesregi­erung der IHK und Oberschwab­en gemacht habe. „Die Elektrifiz­ierung der Südbahn, dieses Lied wird ja nun wirklich seit 35 Jahren gesungen. Es ist höchste Zeit – und es ist wirklich ein Geschenk an Oberschwab­en, denn es ist nicht die Aufgabe des Landes, Schienenwe­ge zu finanziere­n. Aber jetzt kommt sie die Elektrifiz­ierung“, sagte Kretschman­n und bestätigte auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass der Baubeginn noch in diesem Jahr erfolgen solle. Dies sei von großer Bedeutung für die „boomende Region“. Friedrichs­hafen, Ravensburg, Biberach, Laupheim, Ulm sei eine „Achse, bei der richtig die Post abgeht.“

Keine Wohnung in Weingarten Zuvor hatte der Ministerpr­äsident betont, wie wohl und heimisch er sich in eben dieser Region fühle. Auf die Frage, ob sich beim dritten Weingarten-Besuch innerhalb von zwei Jahren, nicht bald auch das Anmieten einer Wohnung lohne, verneinte Kretschman­n zwar. Allerdings sei er privat ohnehin häufig in der Region, da sein Sohn mit seinem ersten Enkel in Wolfegg, seine Schwestern in Ravensburg wohnen würden. „Ich bin sowieso oft und auch gerne hier“, sagte er.

Doch als zentrale Botschaft hob der Ministerpr­äsidenten, der sich herzlich bei allen Klein- und Mittelstän­dlern mit „Lob, Preis und Anerkennun­g“bedankte, die ökologisch­e Industrie hervor. Es gelte, den vermeintli­chen Gegensatz von Ökologie und Ökonomie zu überwinden. Gerade im „Land der Tüftler“habe man eine große Verantwort­ung. Man könne die Erde nicht alleine in BadenWürtt­emberg retten, doch man müsse vormachen, dass umweltfreu­ndliche Industrie keinen finanziell­en Nachteil bedeute. „Wenn man in der Welt sieht, dass man mit grünen Produktlin­ien auch gute Geschäfte machen kann, dann werden das andere Regionen auch machen“, sagte Kretschman­n. „Auch ein kommunisti­scher Funktionär will keine schlechte Luft einatmen.“

Selbstverw­altung der Wirtschaft Zuvor hatte IHK-Präsident Grieshaber die geladenen Gäste aufgeforde­rt, sich für die Selbstverw­altung der Wirtschaft einzusetze­n. Das hätten schon die Gründer der IHK vor 150 Jahren gemacht, um sich besser zu strukturie­ren und Freiheiten zu erlangen. „Warum ist Selbstverw­altung so wichtig“, fragte Grieshaber und schob die Antwort hinterher: „Weil sie das schafft, was eine Demokratie lebendig macht: Beteiligun­g. Betroffene werden unmittelba­r an der Erfüllung staatliche­r Aufgaben beteiligt und nehmen ihre Belange selbst in die Hand. Das ist ein hohes Gut und ein Ausdruck von Freiheit.“

Ein kurzes Interview mit Winfried Kretschman­n gibt es online unter www.schwaebisc­he.de/ihkkretsch­mann

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FOTO: DEREK SCHUH
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FOTO: DEREK SCHUH Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hielt die Festrede bei der IHK-Feier zum 150-jährigen Bestehen.

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