Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schulbus-Frage löst Standort-Diskussion aus
Fronreute will zwei Schulen langfristig sichern – Unrentable Beförderung
FRONREUTE - Eigentlich ging es um eine fast nur technische Frage, die Organisation der sogenannten Schülerbeförderung für Kinder aus drei Weilern. Aber diese Frage brachte in der Aussprache im Gemeinderat Fronreute das tiefer liegende Anliegen zutage, dass in der Kommune dauerhaft zwei Schulstandorte bestehen bleiben können. Ein erster Schritt betrifft Baienbach.
Anlass für die Aussprache in Fronreute war die fehlende Rentabilität der Schülerbeförderung von derzeit sechs Kindern aus drei Weilern zur Grundschule Blitzenreute, und zwar einerseits aus Baienbach (Richtung Fronhofen) sowie andererseits Messhausen und Preußenhäusle (Schussental). Dieses seit Jahren nicht kostendeckende Angebot muss der zuständige Busunternehmer, die Firma Grabherr, nun zum Ende des Schuljahres einstellen.
Umgekehrt ist es so, dass der Schulträger die Beförderung der Kinder sicherstellen muss, wenn keine Buslinie besteht. Schon voriges Jahr hat Fronreute bei 15 Dienstleistern wegen alternativen Angeboten angefragt. Solche gibt es: So steht beispielsweise eine Art Taxi-Pendeldienst einer sozialen Einrichtung im Raum.
Die aktuelle Beschlussvorlage für den Gemeinderat sah nun vor, dass die Verwaltung die damaligen Angebote nochmals aktualisieren lässt und dann den Auftrag an den günstigsten Anbieter vergibt, um die Beförderung für das kommende Schuljahr zu garantieren. Nun hat eine knappe Mehrheit im Gemeinderat aber beschlossen, dass das Angebot nur für die Kinder in Messhausen und Preußenhäußle gelten soll. Für Baienbach soll eine ganz andere Lösung ins Spiel kommen, nämlich ein Wechsel der Kinder von der Grundschule Blitzenreute nach Fronhofen. Dieser Antrag geht auf Baptist Gehweiler zurück.
Fronhofen statt Blitzenreute? Gehweiler hat auf zwei Punkte verwiesen: So besteht für die Schulkinder die leicht realisierbare Möglichkeit einer Busverbindung von Baienbach nach Fronhofen. Der andere Punkt ist der, dass die Kinder aus Baienbach nur deshalb nach Blitzenreute zur Schule gehen, weil dieser Weiler bis 1972 zur Gemeinde Blitzenreute gehört hatte. Dies könne man nun doch ändern, so Gehweiler. Er hält es auch für denkbar, dass die räumlich beengte Grundschule Blitzenreute durch eine solche Neuzuordnung entlastet werden könnte.
Wohl auch für Bürgermeister Oliver Spieß überraschend fand sich eine knappe Mehrheit im Rat für den Antrag von Gehweiler. So soll nun der aktuelle Engpass bei der Schülerbeförderung Anlass sein, um mit den Eltern in Baienbach gleich jetzt über eine Fronhofener Lösung zu sprechen. Für die Grundschulkinder aus Messhausen und Preußenhäußle wird der Taxi-Dienst eingerichtet.
Damit hat die Aussprache über den Schulbus-Engpass zu einem sehr viel tiefer liegenden Thema geführt. Wie relevant nämlich das Thema Schulstandort für die Fronreuter Kommunalpolitik insgesamt ist oder werden könnte, verdeutlichte Bürgermeister Oliver Spieß. So hat Fronreute derzeit zwar eine Garantie für auch fortan zwei selbstständig geführte Grundschulen in der Kommune. Mit Blick auf sehr zurückhaltende aber doch eindeutige Signale aus Stuttgart allerdings erscheint es Spieß jedoch ratsam, die landespolitische Dimension der kleinen Schulen im Ländlichen Raum sehr ernst zu nehmen. Dies gilt auch mit Blick auf die Besetzung von Lehrerstellen und die kostspieligen Anforderungen aus der Ganztagsbetreuung.
Als Gedankenspiel steht die mittelfristige Option im Raum, Fronreute als Gemeinde mit einer Schule an zwei Standorten zu führen. Dann gäbe es beispielsweise eben nurmehr ein Rektorat und beispielsweise gemeinsame Anschaffungen oder abgestimmte Zusatzangebote. Es gäbe auch die Möglichkeit, die Schulen in Fronhofen und Blitzenreute inhaltlich unterschiedlich zu profilieren und so attraktiver zu machen (Meinrad Maurer). Bürgermeister Spieß hält solche Überlegungen für sinnvoll, denn immerhin stehen sowohl in Fronhofen wie auch in Blitzenreute hohe Investitionen in die Sanierung und Erweiterung der Grundschulen an.