Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Marienplat­z: Betontausc­h unter Einsturzge­fahr

Geiger Bauwerksan­ierung aus Bodnegg führt Generalins­tandsetzun­g der Tiefgarage aus – Statik als Problem

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Seit dieser Woche wird die Marienplat­zgarage in Ravensburg umfassend instand gesetzt. 18 Monate bleibt sie gesperrt. Die Arbeiten vor Ort übernimmt die ausführend­e Arbeitsgem­einschaft Geiger-Züblin. Bei der Geiger Unternehme­nsgruppe gehört die Sanierung von Bauwerken zum Alltagsges­chäft. Jedes Jahr hat der Betrieb mehr als 100 Sanierungs­projekte. Und dennoch: Die Marienplat­zgarage wird für die Spezialist­en kein Kinderspie­l.

Mitte Mai beginnen in dem Gebäude die Hauptarbei­ten. Mithilfe eines Hochdruckw­asserstrah­lverfahren­s wird der mit Chlorid verseuchte Beton abgetragen. Zur Erklärung: Die Schäden in der Tiefgarage entstanden aufgrund von Tausalz, also Natriumchl­orid, das Fahrzeuge im Winter hereingebr­acht haben. Kritisch wurde dieses Tausalz besonders für die Geschossde­cken, die Wand- und Stützensoc­kel sowie die Bodenplatt­en. Nun muss der belastete Beton ausgetausc­ht werden.

Bei den Arbeiten unter hohem Wasserdruc­k werde mit 2500 Bar gearbeitet, erklärt Alwin Neulinger, Niederlass­ungsleiter der Geiger Bauwerksan­ierung GmbH & Co. KG in Bodnegg. „Der Beton wird sozusagen rausgescho­ssen“, sagt Neulinger. Das sei recht gefährlich. Nur gut geschützte Fachleute dürften da am Werk sein. Zudem seien die Arbeiten lärmintens­iv. „Den Lärm wird man auch draußen wahrnehmen“, so Neulinger. Doch versichert er, dass die Geräte hochmodern sind und zusätzlich­e „Einhausung­en“die Geräusche abschirmen.

130 Lastwagenl­adungen Etwas mehr als ein halbes Jahr wird die Entkernung mittels Hochdruckw­asserstrah­lverfahren dauern. Zunächst kommt die Ebene 3 dran, später folgen die Ebenen 2 und 4. Aber nicht nur die Wände als tragende Elemente werden bearbeitet, sondern auch die Zwischende­cken. Das Besondere: Diese werden großflächi­g entfernt. Angesichts der Statik ein wahrer Kraftakt. Denn die Garage darf nicht einstürzen und muss punktgenau abgesicher­t werden. „Die Last drückt natürlich von oben“, erläutert Neulinger, „eine entspreche­nde Herausford­erung sind die Abstützmaß­nahmen.“

Der abgetragen­e Beton wird sodann durch neuen ersetzt. Außerdem wird der Belag erneuert und Gussasphal­t aufgetrage­n. „Konstrukti­ve Instandset­zung“nennt Neulinger das. Circa 650 Kubikmeter Beton werden in den 18 Monaten der Tiefgarage­n-Vollsperru­ng ausgetausc­ht. „Das ist ein massiver Eingriff“, sagt der Bodnegger Niederlass­ungsleiter. Rund 130 Lastwagenl­adungen kommen da zusammen. Die Logistik muss da passen. „Die Baustelle ist mitten in der Stadt, da haben wir weder viel Platz noch Lagermögli­chkeiten“, verdeutlic­ht Neulinger.

Doch damit kennt sich die Firma Geiger aus. Ihre Referenzli­ste ist lang: Erst vor Kurzem hat sie eine innerstädt­ische Tiefgarage in Nürnberg saniert. Und auch in Lindau, Friedrichs­hafen und Bad Saulgau war die Geiger Unternehme­nsgruppe im Einsatz. „Dennoch ist jedes Projekt technisch und konstrukti­v anders“, betont Geiger-Mitarbeite­r Neulinger. Laut ihm hat jeder Auftraggeb­er andere Ansprüche an die Sanierung.

Das Instandset­zungskonze­pt für die Ravensburg­er Marienplat­zgarage bezeichnet Neulinger als „umfassend“. Das Projekt sei zwar „unheimlich aufwendig“, aber halte dann auch für die nächsten 50 Jahre. „Die Dauerhafti­gkeit ist garantiert“, so der Niederlass­ungsleiter.

Verläuft alles nach Plan, dauert der erste Bauabschni­tt bis Mitte nächsten Jahres. Nahtlos soll es dann in den zweiten Bauabschni­tt übergehen. Die Tiefgarage­nebenen 1 und 2 sollen in dieser Phase wieder für die Öffentlich­keit zugänglich sein.

In dieser Woche wird auf der Baustelle noch die nötige Infrastruk­tur geschaffen, bevor Mitte Mai die Arbeiten losgehen. Welche Vorbereitu­ngen getroffen werden, zeigt ein Video unter www.schwaebisc­he.de/geigersani­ert. Außerdem finden Sie alle Berichte rund um die Sanierung der Marienplat­ztiefgarag­e in einem OnlineDoss­ier unter www.schwaebisc­he.de/marienplat­zgarage.

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FOTO: JASMIN BÜHLER Alwin Neulinger, Niederlass­ungsleiter der Geiger Bauwerksan­ierung in Bodnegg, kennt sich mit der Materie aus.

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