Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Pflegedienst Russ gibt Stab an Sozialstation weiter
Kirchliche Sozialstation Ravensburg übernimmt Mitarbeiter und Pflege von Senioren
RAVENSBURG (cas) - Die Sozialstation hat vom Pflegedienst Russ die betreuten Senioren wie auch die Mitarbeiter übernommen.
Wenn man an das Altern denkt, dann wollen wohl alle – trotz schwindender Kräfte – nach Möglichkeit weiter in der gewohnten Umgebung leben. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist dies aber nicht mehr allein und nicht immer ausschließlich über pflegende Angehörige leistbar, sondern nurmehr mit Unterstützung durch geschulte Kräfte sinnvoll möglich. Dies ist der Ansatzpunkt der mobilen Pflege. Traditionelle Anbieter dieser Dienstleistungen sind in erster Linie von den Kirchen gegründete Sozialstationen, die besonders seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 durch private Anbieter ergänzt worden sind.
Im Schussental hat sich insbesondere Manuela Russ mit ihrem als GmbH organisierten Pflegedienst einen Namen gemacht. Zuletzt hat Russ von der Seestraße aus mit einem Pool aus 25 Mitarbeiterinnen im Schnitt 85 ältere Menschen betreut. Nach über 17 Jahren Tätigkeit als Selbstständige in diesem nicht nur anspruchsvollen, sondern auch persönlich fordernden Tätigkeitsfeld möchte Russ sich nun zurückziehen.
Bereits im Februar hat sich Russ mit der Kirchlichen Sozialstation Ravensburg darauf geeinigt, dass diese mit Wirkung zum 1. Mai sowohl ihre Pflegekräfte wie auch die betreuten Senioren übernimmt. In den letzten Wochen haben beide Seiten die Übergabe geregelt und die Details auch mit den zuständigen offiziellen Stellen wie den Kostenträgern abgeklärt.
Die Erfahrungen und die Expertise der bisherigen Manuela Russ GmbH stellen für die Kirchliche Sozialstation eine sehr wertvolle Ergänzung dar, so deren Geschäftsführer Klaus Stuhlmüller. Pflege ist ja nicht nur auf die Übernahme von Dienstleistungen beschränkt. Vielmehr sind die Besuche für die Senioren auch ein unverzichtbarer persönlicher Kontakt, für einige sogar die einzige Begegnung am Tag. Denn nicht alle Senioren erhalten regelmäßig von Angehörigen Besuch.
Deutliches Wachstum Pflegekräfte und Kunden von Manuela Russ sind nun in die drei regionalen Bereiche der Sozialstation eingegliedert worden. Sie umfassen die Kernstadt von Ravensburg (Bereich Mitte), die Ortschaften (Bereich Süd) sowie Weingarten, Baienfurt, Baindt und Berg (Bereich Nord). Bisher hat die Sozialstation mit 42 Pflegekräften 280 Senioren betreut. Damit stellt die Übernahme der Manuela Russ GmbH durchaus ein deutliches Wachstum dar.
Dies macht aber auch Sinn, da es derzeit immer schwieriger wird, gute Pflegekräfte zu gewinnen. Hinzu kommt, dass die Beratung, darunter auch für die Angehörigen, sehr anspruchsvoll ist, und der bürokratische Aufwand beispielsweise für die Abrechnung gemäß den unterschiedlichen Pflegestufen mit den unterschiedlichen Kostenträgern immer umfassender wird. Letzteres kann die Verwaltung in der Schussenstraße zentral leisten.
Die Erweiterung kann nun auch deutlich zur Kostendeckung beitragen. Dies betrifft auch das Angebot „Essen auf Rädern“, das eine weitere Kernkompetenz der Sozialstation darstellt. Denn auch im sozialen Bereich lässt sich längst von Größenvorteilen sprechen, und sei es nur bei der Urlaubs- oder Krankheitsvertretung.
Für die Kirchliche Sozialstation ist die Ergänzung auch deshalb sinnvoll, weil sie nun ihr Profil mit Dienstleistungen für Senioren weiter ausbauen kann. Die Einrichtung ist 1995 durch Fusion der katholischen und der evangelischen Sozialstationen entstanden, eine ökumenische Einrichtung dieser Art ist nach wie vor eine Besonderheit. Im Mittelpunkt steht heute nach wie vor die häusliche Pflege. Hinzu kommen aber auch Betreuungsgruppen, das sind Halbtagsgruppen, zu denen die Senioren vorbeikommen können.
Wie diese Gruppen setzt auch das neue Angebot „Auf Rädern zum Essen“darauf, dass Senioren regelmäßig Kontakte pflegen und aus dem Haus gehen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Betreuungsgruppen für Demenzkranke sowie die Hilfestellung bei Krisensituationen und die Begleitung unheilbar erkrankter Menschen. An Bedeutung gewinnen auch die zeitlich begrenzten Angebote, damit auch pflegende Angehörige während eines Urlaubs Entlastung finden können. Ganz allgemein hält Stuhlmüller es für sinnvoll, wenn sich Senioren und Angehörige früh informieren, um nicht erst in einem Notfall mit dem Thema Pflege konfrontiert zu werden.
Kontakte: Kirchliche Sozialstation Pflegebereich Mitte: 0751/36360113; Pflegebereich Süd: (0751) 36360-111; Pflegebereich Nord: (0761) 36360-110; „Essen auf Rädern“(0152) 288 75874.