Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gesucht: Filme zum Thema „Schublade“
Jugend-Filmfestival „abgedreht“geht in die 13. Runde – Kreative Ideen sind gefragt
BAIENFURT - Junge Menschen drehen einen Film und haben die Chance, dass ihr Streifen auf einer echten Kinoleinwand zu sehen ist: Das ist die Idee des Filmfestivals „abgedreht“, das dieses Jahr zum 13. Mal stattfindet. Die Preisverleihung findet am 20. Oktober im Baienfurter Hoftheater statt. Alle im Alter von 6 bis 24 können mitmachen. Die Initiatorinnen Heidi Heist und Veronika Baum laden auch Schulklassen ein, teilzunehmen. Das Thema lautet dieses Jahr „Schublade“. Auf Anfrage werden auch Workshops angeboten.
Egal ob Einzelpersonen, Freundeskreise, Schülergruppen oder Familien: Seit der Premiere im Jahr 2005 beteiligen sich junge Menschen aus allen Bereichen. „Manche Gruppen waren über Jahre hinweg dabei, bis sie dann „zu alt“wurden, erzählt Veronika Baum. „Zu vielen Teilnehmern haben wir einen ganz persönlichen Kontakt“, ergänzt Heidi Heist. „Manchmal haben wir mit der Zeit deren ganze Familien kennengelernt, weil die immer in den Filmen mitspielten.“Die Veranstalterinnen verstehen das Festival als Plattform für Wettbewerb, Interaktion, Weiterbildung und kreative Impulse. Junge Menschen sollen Erfahrungen mit dem Medium „Bewegtbild“machen und so Impulse für kreative Betätigung oder gar die weitere berufliche Orientierung bekommen.
Die einzigen Vorgaben für die Beiträge sind das Thema, das jährlich wechselt, sowie die Länge der Filme, die acht Minuten nicht überschreiten darf. Die Ausrüstung, wie zum Beispiel Kameras, wird gestellt, die Teilnehmer können aber auch mit ihren eigenen Kameras oder Smartphones arbeiten. Budget gibt es keines. Wer mitmachen will, muss sich Darsteller und Schauplätze also selbst organisieren. Die Veranstalterinnen vermitteln aber gerne Workshops mit Fachleuten.
Smartphone statt Schneideraum Heidi Heist und Veronika Baum sind selbst keine Filmprofis, aber beide im Kulturbereich tätig. Die Idee zu „abgedreht“entstand, weil ihre beiden Töchter damals im Teenageralter waren. „Wir haben überlegt, welche Angebote es hier für junge Leute gibt – und dann haben wir gedacht, warum stellen wir nicht selbst was auf die Beine?“, erinnern sich die beiden. „Wir haben einfach mal angefangen“, sagen sie – im ersten Jahr mit nur einem halben Jahr Vorlaufzeit und noch ohne Workshop-Angebote. Nach und nach entstand ein Netzwerk von Unterstützern, inzwischen gibt es mehrere Sponsoren und Mitwirkende. So stellen der Kreisjugendring und die Kreismedienzentren Ravensburg und Friedrichshafen beispielsweise Ausrüstung zur Verfügung, die Duale Hochschule unterstützt im Bereich Technik. Die Hochschule Ravensburg-Weingarten stellte viele Jahre ihren Schneideraum zur Verfügung. Den brauchen viele Teilnehmer inzwischen nicht mehr, da heute auch mit Smartphone oder Tablet Videos gedreht und bearbeitet werden können. Die moderne Technik macht vieles einfacher – dennoch habe sich an der Qualität der eingereichten Filme nichts verändert, berichten Heidi Heist und Veronika Baum: „Es gibt immer noch gleich viele gute und weniger gute Beiträge.“
Sind die Streifen dann im Kasten, kommt die Jury ins Spiel. Die besteht aus Medienpädagogen, Filmemachern, Kulturmanagerinnen, Mediendesignern, Schauspielern, Künstlern und Journalisten sowie Schülern und Studenten. Aus den rund 20 Beiträgen, die pro Jahr eingereicht werden, nominiert die Jury fünf bis zehn Filme, die dann vor großem Publikum gezeigt werden. Früher fanden diese Abschlussabende in der „Linse“in Weingarten statt, inzwischen ist das Festival ins Hoftheater Baienfurt umgezogen. Dort moderiert Uli Boettcher am 20. Oktober die Preisverleihung. Auch das Publikum kann einen Sieger küren.
Botschafterin des Filmfestivals ist die Schauspielerin Christine Urspruch, die in Niederwangen wohnt. „Man sollte Filme gemeinsam anschauen und im Anschluss durch Fragen und Gespräche vertiefen. Denn Film ist nicht gleich Film – er lebt durch seine Vielfältigkeit“, sagt sie. „Ich selbst bin öfter nach einer Filmvorführung bei Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen zu Gast gewesen und wurde immer wieder überrascht über die Neugierde und das genaue Betrachten der Schüler.“