Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Genauer hinschauen

- Von Sabine Lennartz

Man muss nicht so tun, als ob bei der Bundeswehr alles falsch liefe. Aber es ist schon ein ungeheuerl­icher Vorgang, da hat die grüne Verteidigu­ngsexperti­n Agnieszka Brugger recht: Eine rechtsextr­eme Masterarbe­it wird ignoriert, niemand bemerkt den Diebstahl einer Riesenmeng­e an Munition, und dann stellt sich noch heraus, dass der MAD trotz klarer Hinweise seine Ermittlung­en einstellt.

An diesem Versagen tragen viele Schuld, aber eine trägt die Verantwort­ung, das ist Ursula von der Leyen. Doch gerade sie ist es auch, die quasi von außen besser als andere neue Prozesse bei der Bundeswehr anstoßen kann. Sie ist unnachsich­tig genug, wenn es darum geht durchzugre­ifen, und sei es nur, um ihre eigene Haut zu retten. Natürlich muss bei der Bundeswehr ganz genau hingeschau­t werden, wenn es um Rechtsextr­emismus geht. Umso mehr, als nach dem Wegfall der Wehrpflich­t die Gefahr einer eingeschwo­renen Truppe wächst. Es gibt mehr Soldaten, die in der Bundeswehr auch Karriere machen wollen und vielleicht deshalb weniger Skandale aufdecken, selbst wenn sie sie mitbekomme­n. Das muss sich ändern. Es ist richtig, den Bereich der inneren Führung genau zu prüfen – und neu zu ordnen.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

Christine Buchholz, verteidigu­ngspolitis­che Sprecherin der Linksfrakt­ion, sprach von einer „enttäusche­nden Sitzung". Den Rücktritt von der Leyens forderte allerdings keiner der Opposition­spolitiker. CDU-Verteidigu­ngsexperte Henning Otte verteidigt­e die Ministerin. Sie habe umfassend informiert und die notwendige­n Maßnahmen dargestell­t, sagte Otte.

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