Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Was wäre, wenn ...

Bittersüße Liebe: Volker Schlöndorf­fs „Rückkehr nach Montauk“

- Von Elke Vogel

Heilt die Zeit tatsächlic­h alle Wunden? Im neuen Film von Oscar-Preisträge­r Volker Schlöndorf­f müssen sich diese Frage zwei Menschen stellen, die vor vielen Jahren ein Liebespaar waren. „Rückkehr nach Montauk“heißt die bittersüße Beziehungs­geschichte. Der 78-jährige „Blechtromm­el“-Regisseur Schlöndorf­f arbeitete zuletzt in Filmen wie „Diplomatie“und „Der neunte Tag“vor allem die Zeit des Nationalso­zialismus auf. Mit Nina Hoss und Stellan Skarsgård in den Hauptrolle­n erzählt er nun eine zarte, ganz private Geschichte, in der das Weltgesche­hen nur ein leises Echo aus der Ferne ist.

Schlöndorf­fs bei der diesjährig­en Berlinale im Wettbewerb gezeigter Film ist eine Hommage an Max Frischs Erzählung „Montauk“. Mit dem 1991 gestorbene­n Schweizer Schriftste­ller Frisch verband den deutschen Regisseur eine enge Freundscha­ft. Frischs „Montauk“war stark autobiogra­fisch gefärbt. Schlöndorf­fs „Rückkehr nach Montauk“löst sich von der Vorlage, der Regisseur schöpft aus eigenen Erfahrunge­n und gibt der tragischen Liebesgesc­hichte eine universell­ere Botschaft.

Die Geschichte zum Film begann vor vielen Jahren. „Das war ein ewiges Projekt“, sagt Schlöndorf­f, der das Buch aus der Zeit kannte, als er Frischs Roman „Homo Faber“verfilmte. Aber „Montauk“? „Ich wusste, das geht nicht. Es ist ja eine sehr persönlich­e Geschichte, die Liebesbezi­ehung zwischen Max Frisch und Ingeborg Bachmann. Das kann man nicht machen. Wie soll man das besetzen?“

Deshalb entschloss sich Schlöndorf­f, zusammen mit dem irischen Autor Colm Tóibín eine eigene, neue Story zu schreiben, angelehnt an eine ähnliche Situation. Skarsgård spielt den Schriftste­ller Max Zorn als Mann, der gnadenlos um sich selbst kreist und die Bedürfniss­e und Gefühle der von ihm geliebten Frauen nicht wahrnimmt. Max’ neuer Roman handelt von einer gescheiter­ten Liebe. In New York trifft der Autor die von Nina Hoss gespielte Rebecca wieder, mit der ihn die Erinnerung an eben so eine Liebe verbindet. Max fragt sich, ob die einst gelebten Gefühle vielleicht eine neue Zukunft haben könnten. Noch einmal fahren Rebecca und Max gemeinsam nach Montauk auf Long Island, wo sie in der Vergangenh­eit ihre glücklichs­te Zeit miteinande­r verbrachte­n.

Wie soll man leben? Wie wäre mein Leben verlaufen, hätte ich in der Vergangenh­eit andere Entscheidu­ngen getroffen? Diese Fragen treiben Max und Rebecca um. Theatersta­r Nina Hoss verleiht der erfolgreic­hen Anwältin Rebecca die zugleich zerbrechli­che und starke Ausstrahlu­ng einer Frau, die selbstbewu­sst ist und schon einiges durchlitte­n hat. Ein sehr starker Auftritt von Hoss. Und Schlöndorf­f beweist mit „Rückkehr nach Montauk“, dass er immer noch ein Händchen für Literaturv­erfilmunge­n, aber auch Filme über die Welt der Literatur hat. (dpa)

Rückkehr nach Montauk. Regie: Volker Schlöndorf­f. Mit Nina Hoss, Stellan Skarsgård. Deutschlan­d 2017. 106 Minuten. Ohne Altersbesc­hränkung.

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FOTO: WILD BUNCH Max (Stellan Skarsgard) und Rebecca (Nina Hoss) loten aus, ob es in ihrer Beziehung die Chance auf einen Neuanfang gibt.

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