Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Grüne diskutieren über Stadtentwicklung
Es ging um die künftige Entwicklungen im Bereich Wohn- und Gewerbeflächen in Ravensburg
RAVENSBURG (sz) - Wo sind die Grenzen des Wachstums? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Debatte um die zukünftigen Entwicklungen im Bereich Wohn- und Gewerbeflächen bei der Klausurtagung der Grünen im Kreis Ravensburg.
Einigkeit bestand darin, dass zukünftige Wohn-und Gewerbegebiete nicht mehr wie bisher konzipiert werden dürfen. Wohngebiete müssen dicht bebaut und mit Mehrfamilienhäusern geplant, mit zentralen Plätzen, Grünflächen, Nahwärmeversorgung und Angeboten für nachhaltige Mobilität wie carsharing, ÖPNV und Ladeinfrastruktur für Elektromobilität ausgestattet werden. „Für die Menschen müssen die Angebote attraktiv sein, insbesondere in Bezug auf die Nähe zu den Haltestellen“, so Stadträtin Otti ReckStehle. In Gewerbegebieten seien Parkdecks und Nahverkehrsangebote unabdingbar. Ein Schlüssel für die Mitarbeiterdichte und Energiekonzepte der Unternehmen sollten unter anderem Kriterium für die Flächenvergabe sein.
Grundsätzlich müsse bei jeder Flächenentwicklung im Vorfeld parallel ein Mobilitätskonzept erstellt werden, forderte der Vertreter des Regionalverbands, Jürgen Lang. Der These, dass zukünftige Baugebiete in Anbindung an städtische Siedlungsgebiete das Verkehrsaufkommen reduzieren werde, widersprach Maria Weithmann: „Ohne Lenkung von städtischer Seite wird sich das Verhalten der nicht verändern. Die Menschen fahren mit dem Auto von Sickenried wie von Schlier, wenn es uns nicht gelingt, das Verhalten zugunsten der Wahl nachhaltiger Verkehrsmittel zu verändern.“
Auch mit den Grenzen des Wachstums im Bereich des mittleren Schussentals beschäftigten sich die Grünen. Grund dafür waren die aktuell gemessene Überschreitung der Luftschadstoffwerte. Ein erträgliches Stadtklima benötige Grünflächen für die Kaltluftentstehung, Hanglagen dürften nicht weiter verdichtet werden, forderten die Politiker. Der Vorschlag des BUND, kleinere Zentren im Umkreis zu stärken, wurde indes als zukunftsfähig diskutiert.
Weitere Gewerbe- und Wohngebiete wurden von Jürgen Bretzinger und Franz Hanssler hinterfragt. Stattdessen müsse Wachstum in erster Linie qualitativ stattfinden.