Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Drei Alphornbläser in Luxemburg
Allgäuer Trio tritt beim Europatag des Großherzogtums auf und wirbt für die Region
LEUTKIRCH - Vor einem besonderen Auftritt steht das Allgäuer Alphorntrio. Die Leutkircher Siegfried Leitermann, Franz Wiedemann und Karl Vohrer werden am 13. Mai am Europatag des Großherzogtums Luxemburg ihre Kunst sowohl in der Stadt Luxemburg zur Eröffnung als auch in Echternach präsentieren. Aus allen EU-Mitgliedstaaten werden an diesem Tag kulturelle Beiträge zu sehen und zu hören sein. Über die deutsche Botschaft war der Kontakt zustandegekommen.
In dieser Formation zusammengefunden hat das Ensemble, das bisweilen noch durch den früheren Leutkircher Finanzbürgermeister Martin Bendel verstärkt wird, vor zehn Jahren. Und es hat sich etabliert. „Wir kommen viel herum“, sagt Siegfried Leitermann (74), der als früherer Dirigent der Trachtenkapelle Friesenhofen und Trompeter bekannt ist und sich mittlerweile auch als Komponist für Alphornliteratur einen Namen gemacht hat.
Leitermann, der immer noch als Ausbilder für die Trompete tätig ist, war über die Alphornbläser aus dem Kreuzthal auf das Instrument aufmerksam geworden. „Nach kurzer Zeit aber ist mir aufgefallen, dass es richtige Blaskunst erfordert“, sagt er gut zehn Jahre später. 3,60 Meter lang ist die Luftsäule. Es gibt keine Hilfsgriffe. „Man muss alle Töne über das Mundstück und die Lippen erzeugen“, so beschreibt Leitermann die Herausforderung, mit dem Alphorn Musik zu machen. Auch Karl Vohrer, der lange Zeit Jagdhorn geblasen hat, gibt zu, das Instrument habe ihn zwar anfangs begeistert. Leicht sei es aber nicht gewesen, es dann auch so zu beherrschen, dass die Treffsicherheit stimmt.
Im Laufe der Jahre hat sich auch dank der modernen Verarbeitung der Instrumente das Spektrum verändert. Die Tonqualität habe sich deutlich verfeinert. Ursprünglich wurden mit dem Alphorn nur „Rufe geblasen“. Der Überlieferung nach sollten mit dem eindringlich tiefen Tönen Feinde, wilde Tiere oder böse Geister vertrieben werden. Außerdem galt und gilt das Alphorn in den Alpen als Standesinstrument der Hirten. Schon deswegen kommt es traditionell häufig bei Bergmessen oder beim Viehscheid zum Einsatz.
Herausforderung und Ehre Leitermann möchte zwar nicht von einer Modeerscheinung sprechen. Doch er räumt ein, dass die Zahl der Formationen zugenommen hat. Nicht zuletzt seine Literatur mag dazu beigetragen haben. Die drei Bläser aus dem Allgäu beherrschen mittlerweile auch Märsche, Polkas und sogar Bluesmusik. Aus drei großen Teilen und dem Mundstück besteht das Instrument, das der Gruppe der Blechblasinstrumente zugeordnet ist. Dabei ist alles aus Holz. Den Auftritt in Luxemburg bezeichnen Leitermann und Vohrer als Herausforderung. Aber auch als Ehre. Mit im Gepäck wird das Trio dann Prospektmaterial der Stadt Leutkirch führen, um für das Allgäu zu werben. Außerdem wollen die drei Männer an den deutschen Botschafter Heinrich Kreft einen Brief von Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle überreichen. Darin bezeichnet er Leutkirch als einen starken Standort und streicht die kulturelle Vielfalt, Offenheit und Freiheit Europas heraus.
Im Weiler Isgazhofen nahe Friesenhofen verfügt das Trio mittlerweile über einen Probenraum, einmal in der Woche wird dort im Regelfall geübt. Dass das Trio weit über die Region geschätzt wird, zeige sich daran, dass nur es seit Jahren beim sogenannten „Weisenblasen“in der oberbayerischen Klosteranlage Baumburg unter Blechbläsern das Alphornspiel vertritt. Vor allem aber bei Anlässen im Allgäu treten die Bläser auf. Großen Zuspruch gab es in diesem Jahr bereits beim Auftritt am Hündle bei Oberstaufen, als dort vor dem Schneefall der vergangenen Wochen bereits die Krokusse blühten. „Es war grandios“, sagt Leitermann.