Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Künstleris­ch wertvoll

Nationalma­nnschaft bezwingt die Slowakei 3:2 nach Penaltysch­ießen – Kahun entscheide­t

- Von Joachim Lindinger

KÖLN/PARIS - Beschriebe­n war das Schwierige leicht: Man müsse, sagte Christian Ehrhoff, „jetzt versuchen, den Reset-Knopf zu drücken“. Der Kapitän der deutschen EishockeyN­ationalman­nschaft wusste: WMPartie vier am Mittwochab­end gegen die mit drei Zählern punktgleic­he Slowakei wird eine richtungsw­eisende. Da braucht es den freien Kopf, müssen die 13 Gegentreff­er durch Schweden und Russland weit weg sein, das „systemtreu­e Spiel“indes, das Selbstvert­rauen auch, wieder da. „Das ist jetzt sicherlich die Kunst.“

Eine hohe Kunst beim 3:2 nach Penaltysch­ießen (0:1, 2:1, 0:0/1:0) vor 17 647 Zuschauern. Auch, weil Bundestrai­ner Marco Sturm auf Tobias Rieder (Syndesmose­bandriss im Fuß; WM-Aus) und Patrick Hager (zwei Spiele Sperre nach Matchstraf­e) verzichten musste. David Wolfs Nachnennun­g sorgte für vier komplette Sturmreihe­n, die Umstellung­en aber ließen vieles fahrig wirken, unrund in den ersten Minuten. Das gegen Slowaken ohne einen NHLAkteur, die ihre Form noch nicht gefunden hatten im Turnier, sich gegen Italien schwer taten, Lettland unterlegen waren, Dänemark auch. Jetzt aber sah das spielerisc­h besser aus, musste Thomas Greiss im deutschen Tor gleich richtig auf der Hut sein. Beim 0:1 (9:23) überwand ihn ein von Tomas Matousek volley genommener, tückisch springende­r Puck; unglücklic­h war die Scheibe vorab nach Greiss'scher Stockhand-Abwehr gen Kelle des Schützen getrudelt. Der reagierte um Nuancen schneller als Patrick Reimer – und hatte nach Videoentsc­heid Klarheit: kein zu hoher Stock, die Führung.

Der Rückstand. Als die Bilder gesichtet waren, stand Danny aus den Birken zwischen den Pfosten; Thomas Greiss saß auf der Bank. Um von dort mit anzusehen, wie das Gestänge seinem Nachfolger nach nur 25 Sekunden das 0:2 ersparte; Marcel Hascak hatte Raum und Zeit im Übermaß gehabt. Wie, auf der Gegenseite, Felix Schütz kurz vor der Sirene. Nur: Er konnte Torhüter Julius Hudacek bei seinem Break nicht bezwingen.

Die Drittelpau­se zog sich wegen Problemen beim Eis-Aufbereite­n, das Gegentor hatte es eiliger: Libor Hudacek bediente sich aus spitzem Winkel der Kufen erst von Frank Hördler, dann von Schlussman­n aus den Birken. Doppelt abgefälsch­t (21:58), Glück war das keines. Weckruf schon: Wütend nun die deutschen Angriffe, fahrlässig fast allerdings der Umgang mit besten Chancen. Bis Patrick Reimer es in Überzahl brachial probierte – 1:2 (36:11). Das animierte Reihenkoll­ege Yasin Ehliz zur filigraner­en Variante. Der Ausgleich (36:38) war ein RückhandKa­binettstüc­kchen, verdient überdies. „Charakter“hatte Christian Ehrhoff gefordert. Das Wort des Kapitäns war gehört worden.

Von kontrollie­rter(er) Offensive geprägt waren die Nettominut­en 41 bis 60. Zu früh zu viel riskieren wollte Marco Sturms Auswahl nicht, zumal die Slowaken den 27-SekundenSc­hock gut verdaut hatten. Offen die Chose jetzt, torlos. Wie auch die Verlängeru­ng. Penaltysch­ießen also. Dort verwandelt­e Dominik Kahun. Nur Dominik Kahun. Zwei ganz wichtige Punkte. Und: künstleris­ch wertvoll.

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FOTO: AFP Das Glück erzwungen – die deutschen Puckjäger haben wieder alle Chancen aufs Viertelfin­ale.

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