Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fast jeder 14. Unfalltod ist das Resultat von Alkoholgenuss
Aktionswoche Alkohol soll zum kritischen Umgang mit dem Suchtstoff anregen
BERLIN (AFP) - Angesichts von Tausenden Verletzten und mehr als 250 Toten durch Alkoholunfälle haben Experten ein Alkoholverbot am Steuer gefordert. Fast jeder 14. Unfalltote sei 2015 gestorben, weil einer der Beteiligten zu viel Alkohol getrunken hatte, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), Christian Kellner, zum Start der Aktionswoche Alkohol am Samstag. 2015 starben 256 Menschen bei Alkoholunfällen, rund 16 500 wurden verletzt.
Es sind nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vor allem junge Männer, die trotz Alkoholkonsums das Auto nicht stehen lassen. Sie überschätzten oft ihre Fahrtüchtigkeit und seien extrem risikobereit. Alkohol ist auch ein Problem im öffentlichen Verkehr. Zur Partyzeit etwa häufen sich Vorfälle in Bahnen und Bussen durch enthemmte Fahrgäste. Die Gefahrenschwelle, bei der sich Alkohol negativ auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt, beginnt dem DVR zufolge bereits bei 0,2 bis 0,3 Promille. Bei 0,5 Promille sei das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden, bereits doppelt so hoch wie in nüchternem Zustand.
Die Aktionswoche Alkohol, die alle zwei Jahre stattfindet, soll zum kritischen Umgang mit Alkohol anregen. Bundesweit sind bis zum 21. Mai wieder Hunderte Veranstaltungen geplant, an denen sich unter anderem Selbsthilfegruppen, Fachkliniken, Ärzte, Apotheker und Beratungsstellen beteiligen.
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 74 000 Menschen an den Folgen von Alkohol oder durch den kombinierten Konsum mit Tabak. Alkoholabhängigkeit ist das größte Suchtproblem hierzulande. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Krebserkrankungen, neurologische Störungen, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Störungen im Verdauungssystem und vor allem für Leberkrankheiten. Studien zufolge weisen 13,1 Prozent der Frauen und 18,5 Prozent der Männer tendenziell einen riskanten Konsum auf.