Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Schicksalhaft für die weitere Entwicklung der Stadt“
1985 beschloss der Ravensburger Gemeinderat den Bau der jetzt geschlossenen Marienplatztiefgarage
RAVENSBURG - Als „Jahrhundertentscheidung“und „schicksalhaft für die weitere Entwicklung der Stadt“haben Kommunalpolitiker im Herbst 1985 den damals anstehenden Beschluss bezeichnet, den Ravensburger Marienplatz für den Autoverkehr zu schließen und eine Tiefgarage zu bauen.
Als die „Schwäbische Zeitung“am 3. Oktober 1985 den Beschluss über den Bau einer „Tiefgarage mit über 300 Stellplätzen unter dem südlichen Marienplatz“vermeldete, hatte die Ravensburger Kommunalpolitik Monate erbitterter Debatten hinter sich. Unumstritten war das Parkhaus unter der Erde nämlich nicht. Die Bewohner der Karlstraße befürchteten, nach der Schließung des Marienplatzes als neue Ortsdurchfahrt im Lärm und Gestank zu versinken. Befürworter glaubten, durch die teure Tiefgarage endlich den Parksuchverkehr aus Richtung Süden zu beenden – Gegner meinten hingegen, dass dadurch der Parksuchverkehr erst noch zunehmen werde. Andere hielten die Tiefgarage schlichtweg für unnötig.
Der Bebauungsplan für die Marienplatztiefgarage fand im Ravensburger Gemeinderat Anfang 1986 dann beinahe erwartungsgemäß nur eine knappe Mehrheit. Zu groß waren die Differenzen über die künftige Nutzung des Platzes: Wer sollte dort unterwegs sein dürfen? Nur Fußgänger? Auch Radfahrer? Was war mit den Anliegern? Und nicht zuletzt, bis heute immer wieder ein Diskussionsthema, der Bus? Auch die Belange des für Ravensburg wichtigen Einzelhandels spielten in der Debatte um die radikale Änderung der Verkehrssituation eine nicht unerhebliche Rolle.
Kosten sollte die Tiefgarage - so der Grundsatzbeschluss vom 30. September 1985 - rund 14,1 Millionen Mark. Doch bereits im Juni 1986 sprach der Ravensburger Gemeinderat über Kostensteigerungen; konkret ging es um zwei Millionen, perspektivisch aber um viereinhalb Millionen Mark – wie so oft bei öffentlichen Bauwerken. Trotz kontroverser Debatte hielt das Gremium an dem Großvorhaben fest.
Nach den langwierigen politischen Diskussionen bemerkten die Ravensburger erst am Montag, 12. Januar, 1987 konkret etwas von den Arbeiten für die Tiefgarage. „Dies bringt nicht nur für die Autofahrer gravierende Änderungen mit sich. Davon betroffen sind auch der Stadtbusverkehr und teilweise die Überlandlinien“, berichtete die „Schwäbische Zeitung“. Prompt verzögerten sich die Arbeiten wegen der Kälte und des Bodenfrosts. Erst am 11. März vermeldete die Lokalzeitung: „Erdarbeiten für die Tiefgarage angelaufen“.
Über die Entstehungszeit der Ravensburger Marienplatztiefgarage wird die „Schwäbische Zeitung“in weiteren Folgen berichten. Alle Beiträge zur Sperrung der Tiefgarage finden Sie im Internet unter www.schwaebische.de/marienplatzgarage