Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf Richtung Süden: mit Volldampf durch den Bluegrass
Die Howlin‘ Brothers aus Nashville begeistern das Country-Publikum in der Zehntscheuer
RAVENSBURG - Nachdem sie bereits beim Bluegrass Jamboree 2015 das Publikum begeisterten, kamen die Howlin‘ Brothers nun erstmals als Headliner auf die Bühne der gut gefüllten Zehntscheuer. Auf die damals Jubelstürme entfachenden Steptanz-Einlagen von Gitarrist Jared Green mussten die Konzertbesucher diesmal zwar verzichten, dennoch wurde der Abend ein voller Erfolg. Musikalisch haben es die Brothers, die natürlich gar keine Brüder sind, laut Pressemitteilung voll drauf.
Die Howlin‘ Brothers haben ihre Basis in Nashville, dem weltbekannten Zentrum der Country Music – zumindest der Mainstream-Variante. Dorthin übersiedelten Ian Craft und Jared Green, die sich vom College in Ithaca, New York, kannten und ihr Interesse für Bluegrass und Old Country in die Praxis umsetzten. In Nashville lernten sie einen Produzenten kennen, veröffentlichten ihre ersten Aufnahmen und trafen kurz darauf den Bassisten JT Huskey – seitdem touren die Howlin‘ Brothers durch Amerika und Europa. Ihre CDs werden von der Fachpresse gelobt und vom Publikum geliebt.
Auf der Bühne wird auch schnell klar, warum das so ist: Die Howlin‘ Brothers sind drei authentische Typen, die genau die richtige Melange finden aus rumpelnden Rhythmen und flinken Fingerübungen an der Fiddle, aus geschrammelter Gitarre und zärtlichen Ziselierungen der Mandoline, aus kraftvollem Kontrabass-Klopfen und melancholischer Mundharmonika. Die Howlin‘ Brothers lassen sich auch nicht in eine Schublade stecken, was ihren Stil angeht: Sie verquirlen Bluegrass, Old Country, Blues und Rock’n Roll zu einem energiegeladenen und eigenständigen Stil, der nur eine Richtung kennt: auf nach Süden, Brüder, und nicht zu langsam!
Die schnelleren Songs liegen ihnen mehr: JT Huskey spielt nicht nur stoisch die Grundtöne und Quinten am Kontrabass, er benutzt diesen auch perkussiv, indem er vor dem eigentlichen Ton aufs Griffbrett klopft – das spart den Schlagzeuger. Gitarrist Jared Green singt knapp die Hälfte der Songs, wobei seine Stück deutlich mehr von Folk beeinflusst sind. Er spielt schöne Gitarrensoli und gefällt auch an der Mundharmonika. Die meiste Aufmerksamkeit erhält allerdings Ian Craft, der an Banjo, Fiddle und Mandoline gleichermaßen begeistert – ein wahrer Virtuose dieser Instrumente, obendrein hat er eine angenehme, helle Stimme.
Die meisten Songs stammen aus ihrer gerade erschienenen dritten CD „Cannonball“, die wohl ebenso gute Kritiken einheimsen wird wie die vorherigen. Das Konzert dieser heulenden Brüder macht jedenfalls sehr viel Spaß. Mit diesen Howlin‘ Brothers lohnt sich ein Ritt nach Nashville.