Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Cyberattacke ist auch am Bodensee zu spüren
Auswirkungen des globalen Hackerangriffs gering – ZF meldet konzernweit nur zwei befallene Rechner
FRIEDRICHSHAFEN - Die weltweite Cyberattacke der vergangenen Tage auf Computer hat offenbar auch Auswirkungen auf den Bahnhof in Friedrichshafen. Größere Schäden bei Kommunen oder Unternehmen der Region sind aber nicht bekannt.
Am Montagmorgen funktionierten allerdings die Anzeigetafeln für Züge im Häfler Stadtbahnhof nicht. Außerdem waren in der Region nach Angaben der Bahn noch vereinzelt Fahrscheinautomaten gestört. „In den Reisezentren funktionieren diese allerdings ohne Einschränkungen“, so ein Sprecher auf SZ-Anfrage. Grund seien weiterhin Auswirkungen des weltweiten Software-Angriffs auf Computersysteme in rund 150 Ländern.
Derzeit ist unbekannt, wann die Systeme wieder laufen. Für Bahnkunden stehen die regulären Fahrplanaushänge bereit. Der Zugbetrieb selbst ist nicht von dem Ausfall betroffen. Die Bahn arbeitet nach eigenen Angaben „mit Hochdruck“an einer Lösung; Priorität haben einem Sprecher der Bahn zufolge Standorte mit einem hohen Fahrgastaufkommen wie der Bahnhof in Ulm.
Weltweit betroffen von den Erpressungstrojanern sind Computer mit dem Betriebssystem Microsoft Windows 7, auf denen ein wichtiges Sicherheits-Update fehlt, oder Rechner mit dem veralteten Windows XP. Es ist laut Bahn durchaus möglich, dass in der Region teils veraltete Rechnersysteme im Einsatz seien.
Inwiefern Unternehmen der Region mit Folgen des „WannaCry“getauften Schädlings zu tun haben, ist nicht umfassend bekannt. Laut eines Sprechers von Rolls Royce Power Systems hatte die Datenangriffswelle „nach derzeitigem Kenntnisstand keine Auswirkungen“.
Die ZF Friedrichshafen AG äußerte sich ebenfalls auf eine SZ-Anfrage: „ZF hat weltweit mit der Ausnahme von nur zwei isolierten PCs bisher keinerlei Ausfälle durch die Cyberattacke zu verzeichnen, da die erforderlichen Patches rechtzeitig installiert wurden. Wir verfolgen das Geschehen aufmerksam und fordern unsere Mitarbeiter zu höchster Vorsicht beim Umgang mit E-Mails und externen Speichermedien auf“, so ein Sprecher. Ansonsten gibt sich das Unternehmen gelassen: „Die weltweite Cyber-Sicherheitsorganisation von ZF und spezialisierte Fachbereiche kümmern sich um die Prävention, Erkennung und Bekämpfung von Hackerangriffen. Damit werden Cyberattacken frühzeitig abgewehrt und können nicht wirksam werden.“