Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frankreich will Olympia
Paris ist Favorit im Kampf um die Sommerspiele 2024
PARIS (SID) - Kein Genörgel an der Seine: Frankreich ist heiß auf Olympia. Die Bewerbung für die Sommerspiele 2024 stößt vier Monate vor der Vergabe am 13. September in Lima/ Peru auf nur wenig Widerstand. In anderen europäischen Metropolen wie Stockholm, Oslo, Rom, Budapest, Hamburg oder München hatten kritische Politiker oder Bürger Olympia zuvor gestoppt.
Gerade im politisch oft kritischen Paris hatten Außenstehende mit mehr Gegenwehr gerechnet. Offenbar steht die Grande Nation aber mit großer Mehrheit hinter dem Projekt, zumal der neue Staatspräsident Emmanuel Macron am Sonntag seine volle Unterstützung signalisiert hat.
„Die nationalen Nachrichten haben sich bislang mit anderen Themen beschäftigt. Aber ich denke, es wird noch kommen“, sagte Danielle Simonnet zur medialen Lage im Nachbarland. Die Pariser Kommunalabgeordnete gilt bislang als eine der bekanntesten Olympia-Gegnerinnen Frankreichs und hofft noch auf einen Stimmungswandel.
Simonnet hatte im Januar nach dem Verzicht von Budapest eine öffentliche Debatte gefordert und eine Petition für eine Bürgerbefragung eingeleitet. Mit 20 000 Unterschriften blieb die Resonanz bislang aber weit hinter dem Ergebnis von Budapest zurück. Dort hatten rund 266 000 Unterschriften die Olympiabewerbung letztendlich zu Fall gebracht.
Doch womöglich hat Paris, immerhin Geburtsort von Pierre de Coubertin, Initiator der modernen Olympischen Spiele, auch gute Gründe für eine Austragung. So könnte der Ehrgeiz geweckt sein, nach drei erfolglosen Bewerbungen (1992, 2008, 2012) endlich wieder als Gewinner dazustehen. Außerdem ist die historische Dimension einzigartig. 2024 würden die Spiele erstmals wieder nach 100 Jahren Station in Paris machen.
Auch wirtschaftlich soll es sich lohnen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo rechnete vor, dass das Großereignis rund zehn Milliarden Euro an Einnahmen in die Kassen der Region spült, 230 000 neue Jobs könnten entstehen. Die Kosten der Pariser Spiele werden dagegen mit 6,2 Milliarden Euro angegeben. Drei Milliarden Euro fallen für die Verbesserung der Infrastruktur an, 3,2 Milliarden Euro für die Organisation der Spiele. Im Gegenzug erhält man 1,6 Milliarden Euro vom Internationalen Olympische Komitee (IOC). Gegner Los Angeles gab seine Kosten mit 4,8 Milliarden Euro an.
Nun sind solche Zahlen traditionell mit Vorsicht zu genießen, nicht nur die Spiele in Rio de Janeiro 2016 brachten deutlich weniger Einnahmen und kosteten deutlich mehr als veranschlagt. Und doch: „Das ist ein erstaunliches Projekt“, schwärmte Tony Estanguet vor der Begrüßung der Evaluierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die zuvor Gegner Los Angeles gute Noten ausgestellt hatte. Estanguet, dreimaliger Kanu-Olympiasieger, soll im Falle eines Zuschlags Chef des Pariser Organisationskomitees werden und weiß die Spiele an der Seine bestens zu verkaufen.