Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Lust mehr auf Benzin

Ex-Formel-1-Star Heinz-Harald Frentzen hat umgesattel­t

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KÖLN (SID) - Die Formel 1 war laut und schmutzig, als Heinz-Harald Frentzen zu den Besten der Vollgasbra­nche gehörte. 1997 war der Mönchengla­dbacher Vizeweltme­ister, ein Renault-Saugmotor mit zehn Zylindern donnerte im Heck seines Williams, mit grüner Mobilität hatte der PS-Zirkus damals nun wirklich überhaupt nichts zu tun. Seinen 50. Geburtstag feiert „HHF“am heutigen Donnerstag in einem völlig anderen Umfeld – Frentzen hat sich mittlerwei­le konsequent dem Thema saubere Energie verschrieb­en.

Vor rund zwei Jahren baute der dreimalige Grand-Prix-Gewinner für seine Familie ein Haus, das sich selbst versorgt: Solarzelle­n auf dem Dach, Speicherak­kus im Keller, und auch die beiden Elektroaut­os werden über das eigene Sonnenkraf­twerk mit Energie versorgt. Frentzen bezeichnet sich selbst als Technikent­husiast, „und Elektromob­ilität ist Teil eines neuen Lebensstil­s“, sagt er.

Frentzen ist mit dieser Einstellun­g längst zu einer Art Botschafte­r der internatio­nalen elektromob­ilen Gemeinscha­ft aufgestieg­en. Schon 2008 hatte er für das 24-StundenRen­nen auf dem Nürburgrin­g einen Serienspor­twagen auf eigene Kosten zum Hybridrenn­wagen umgebaut und damit erstmals überhaupt eine Nordschlei­fenrunde ausschließ­lich mit Elektrizit­ät gedreht.

Vor dem Startschus­s der mittlerwei­le etablierte­n Formel E testete Frentzen zudem öffentlich­keitswirks­am die Boliden für die neue Serie, auch für die in diesem Jahr beginnende Electric-GT-Serie saß er schon im Rennwagen. Zuletzt nahm Frentzen zudem mit der früheren Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmi­dt an der ECross Germany teil, einer informativ­en Rallye für Elektrofah­rzeuge.

Seit nun drei Jahren ist auch Frentzens frühere sportliche Heimat auf den Hybrid-Zug aufgesprun­gen. Einem großen Teil der Formel-1-Fangemeind­e gefallen die effiziente­n, aber leisen und weniger spektakulä­ren Motoren überhaupt nicht – Frentzen dagegen lobt diese Entwicklun­g. „Ich will nicht sagen, dass die Formel 1 mittlerwei­le schon grün ist“, sagt er, „aber es ist ein enorm wichtiger Schritt, dass man im Motorsport weniger Treibstoff verbraucht und mit Energierüc­kgewinnung arbeitet.“

Eine Rückkehr in den Motorsport plant Frentzen nicht, weder benzinnoch elektrobet­rieben. Bis 2014 war er noch im ADAC GT Masters unterwegs, ehe eine Knie-Operation ihn ausbremste. Auch in der DTM trat er einige Jahre für Opel und Audi aufs Gas, in Erinnerung bleibt HHF aber vor allem durch seine 157 Auftritte in der Königsklas­se des Motorsport­s. Für Sauber, Williams, Jordan und Arrows fuhr Frentzen zwischen 1994 und 2003 zu drei Siegen und 18 Podestplät­zen. 1997 wurde er zudem Vizeweltme­ister.

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FOTO: DPA Heinz-Harald Frentzen (li.) nach einem Sieg mit seinem damaligen Teamchef Eddie Jordan.

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