Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Es dreht sich was
Ein neues Spielzeug erobert die Klassenzimmer: Fidget Spinners
Was es schon alles gab: Zauberwürfel, Jojo, Slimy und Co. – der neue Trend beim Kinderspielzeug heißt Fidget Spinner. Was es mit den bunten Kreiseln auf sich hat, lesen Sie auf
RAVENSBURG - Früher nahm der gelangweilte Schüler noch sein Jojo oder den Rubik’s Cube mit in den Unterricht, doch die Zeiten sind passé. Heute werden „Fidget Spinners“, zu deutsch: Fingerkreisel, unter den Schulbänken herumgezwirbelt. Die kleinen Spielzeuge, die aussehen wie ein Propellor mit drei Flügeln, sollen angeblich bei Stress, Unruhe oder Nervosität Abhilfe schaffen und Kindern mit Aufmersamkeitsschwierigkeiten wie bei ADHS dazu verhelfen, sich im Unterricht besser zu konzentrieren. „Fidget“bedeutet so viel wie fummeln oder nervös herumzappeln.
Auch Lehrer haben die bunten Spielzeuge schon erworben, doch die Fidget Spinners haben sich derart vermehrt, dass manche Lehrer es schon unerträglich finden. Den therapeutischen Nutzen sehen nicht alle Pädagogen. Eher im Gegenteil: Die Kreisel seien nur das nächste Spielzeug, das sich momentan riesiger Beliebtheit erfreue. Dass die Spinner je nach Modell etwas leiser oder lauter surren, dürfte der Atmosphäre im Klassenzimmer kaum förderlich sein. Schulen in den USA haben sie bereits aus den Klassenzimmern verbannt, meldet die Deutsche PresseAgentur.
Bei den Kindern aber haben stehen die Spielzeuge hoch im Kurs. Einen „Fidget Spinner“zu besitzen sei ein „Muss“, erklärt Ute Heyler vom Spielwarengeschäft Fischinger in Ravensburg. Seit Anfang Mai hätten sie mehrere Hundert Stück verkauft, Nachschub zu bekommen sei nicht immer einfach. Offenbar gehen den Herstellern aufgrund der großen Nachfrage die Kugellager aus. Sie sei von Lieferanten auf den Trend aufmerksam gemacht worden, der sich über die Internetplattform Youtube verbreitet hat. Dort finden sich Videos zu den verschiedenen Modellen der Fingerkreisel, mit Anleitungen zur Benutzung und verschiedenen Tricks, teilweise mit mehreren Millionen Aufrufen.
Auch Erwachsene seien den Fingerkreiseln bereits verfallen, weiß Frank Gruber, Geschäftsführer der „Drachengrube“in Ravensburg. Es gäbe bereits Sammler, die mehrere Hundert Euro für ausgefallenen Modelle ausgeben würden. Seit einigen Wochen hätten sie die Kreisel bereits im Sortiment, mittlerweile in verschiedensten Ausführungen, von Kunststoffkreiseln bis zu schickeren Modellen aus Metall.
Gespannt ist Frank Gruber auf das Feedback der Lehrer, die bei ihnen die neuen Spielzeuge erworben haben. Noch sind ihm keine Klagen gekommen.
Die Idee zu den Spinners ist übrigens schon älter: Sie stammt aus den 80er-Jahren. Die US-Amerikanerin Catherine Hettinger hat 1997 ein entsprechendes Patent für das Spielzeug angemeldet. Weil ihr Patent ausgelaufen ist, verdient sie an den vielen Spinners-Fans heute allerdings kein Geld.