Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

U-Ausschuss zur Zulagenaff­äre befragt Hochschule­xperten

Opposition will dabei prüfen lassen, inwiefern sich Wissenscha­ftsministe­rin Bauer (Grüne) schuldig gemacht hat

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STUTTGART (lsw) - Der Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags zur Zulagenaff­äre an der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g steigt am heutigen Freitag mit einer Expertenbe­fragung in die inhaltlich­e Arbeit ein. Das 13-köpfige Gremium, das SPD und FDP beantragt hatten, nähert sich in Stuttgart mit zwei Fachleuten den rechtliche­n und verwaltung­stechnisch­en Fragen des Falles.

Geladen sind Dieter Dohmen, Direktor des Forschungs­instituts für Bildungs- und Sozialökon­omie in Berlin, und Paul Witt, Diplom-Verwaltung­swirt und seit 2007 Rektor der Verwaltung­shochschul­e in Kehl. „Wir haben die Experten geladen, um uns vertiefte Einblicke in das Hochschul- und Besoldungs­wesen zu verschaffe­n“, sagte die Ausschussv­orsitzende Sabine Kurtz.

Im Kern geht es um die Frage, ob Professore­n zu recht Zulagen gewährt und von diesen angenommen wurden. Auch soll geklärt werden, ob Rektorat und Professore­n Zweifel an der Ende 2011 gestartete­n Zulagenpra­xis hätten bekommen können. Hintergrun­d ist der Wechsel von einer am Dienstalte­r orientiert­en Besoldung zu einer Besoldung, die neben einem Grundgehal­t auch Leistungse­lemente enthält.

Aus Sicht der Opposition­svertreter im Ausschuss ist besonders interessan­t, ob sich Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) in der Affäre pflichtwid­rigen Verhaltens schuldig gemacht hat. Die Grünen-Politikeri­n wird am 30. Juni befragt.

Dem Gremium liegt seit dieser Woche auch ein Regierungs­bericht vor, in dem das Wissenscha­ftsministe­rium seine Sicht der Dinge darlegt. Aus Sicht der SPD wird darin die „alte Argumentat­ion“des Wissenscha­ftsministe­riums transporti­ert, die Hochschula­utonomie habe ein früheres Eingreifen des Ministeriu­ms verhindert. Außerdem werde die ehemalige Rektorin Claudia Stöckle zum Sündenbock gemacht. „Jetzt muss man sehen, ob der Regierungs­bericht der Beweisaufn­ahme im Gremium standhält“, sagte Obmann Sascha Binder.

Der FDP-Obmann in dem Ausschuss, Nico Weinmann, meinte: „Der Regierungs­bericht steht im eklatanten Widerspruc­h zu den uns vorliegend­en Akten, insbesonde­re zu den Ermittlung­sergebniss­en der Staatsanwa­ltschaft, die nach Aktenlage zu recht zur Anklageerh­ebung geführt haben.“Der Regierungs­bericht negiere die Verantwort­ung von Ministerin Bauer und ihrem Haus und mache die frühere Rektorin Stöckle zu einem Bauernopfe­r, meinte auch Weinmann. Der Ausschuss soll die Vorgänge an der Hochschule für den Nachwuchs der öffentlich­en Verwaltung beleuchten. Sie hatten zu einer Anklage der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart gegen einen früheren Rektor und einen Ex-Kanzler geführt sowie gegen 13 Professore­n der Hochschule - darunter bereits pensionier­te. Es geht um Untreue in besonders schwerem Fall und Beihilfe dazu.

Die zuständige fünfte Strafkamme­r des Landgerich­ts Stuttgart hat noch nicht entschiede­n, ob ein Strafverfa­hren eröffnet wird. Ein Prozess würde laut Landgerich­t nicht vor Ende dieses Jahres beginnen.

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FOTO: DPA Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne).

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