Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Merkel-Fan
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat einen neuen Fanclub. Angeführt wird er von Theo Waigel (CSU) – dem Ehrenvorsitzenden und früheren Bundesfinanzminister ausgerechnet der Partei, die Merkel für ihre Politik mit Vorliebe kritisiert. Waigel stellte am Donnerstag einen von ihm initiierten Unterstützerkreis vor, der für eine fortdauernde Kanzlerschaft Merkels wirbt. Der 78-Jährige sammelte dazu vor allem CSUAltvordere um sich – darunter Ex-Parteichef Erwin Huber (70). „Wer viel CSU will, muss Merkel helfen“, sagte Waigel dem „Müncher Merkur“.
Obwohl die Initiative als Reaktion auf den von CSU-Chef Horst Seehofer und anderen Christsozialen heftig geführten Streit um die Flüchtlingspolitik Merkels startete, betonte Waigel das „Einvernehmen mit der Partei“und Seehofer. Rege Aktivitäten plant die Gruppe allerdings derzeit nicht. „Ein bis zwei Anzeigen“wolle die Gruppe schalten, in der kommenden Woche werde es auch ein Treffen mit Merkel geben.
Der Mann mit den markantesten Augenbrauen der deutschen Politik wurde am 22. April 1939 im schwäbischen Oberrohr geboren. Der promovierte Jurist ist seit 1960 Mitglied der CSU, von 1988 bis 1999 auch der Vorsitzender der Christsozialen, von 1989 bis 1998 Bundesfinanzminister. In dieser Funktion leitete er als „Mister Euro“das Ende der D-Mark ein. Waigel gilt auch als derjenige, der der Gemeinschaftswährung der Europäischen Union ihren Namen gab.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2002 übernahm Waigel Aufsichtsratsjobs. Moral in Wirtschaft und Politik war Waigel immer ein wichtiger Maßstab. Er wurde 2009 vom US-Justizministerium zum AntiKorruptions-Beauftragten berufen, um die Schmiergeldaffäre zwischen der New Yorker Börsenaufsicht und Siemens aufzudecken. 2013 sollte er einen Verhaltenskodex für CSU-Politiker ausarbeiten.
Ob auch Treue zur Kanzlerin Merkel dazugehört, ist nicht bekannt. (dan/AFP)