Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gabriel bittet USA im Türkei-Streit um Unterstütz­ung

Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g will sich nicht einmischen

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ISTANBUL/WASHINGTON (AFP) Im deutsch-türkischen Streit um den Luftwaffen­stützpunkt Incirlik stehen sich beide Seiten weiter unversöhnl­ich gegenüber. Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte am Donnerstag bei einem Besuch in Washington, was aus der Türkei zu hören sei, habe „die Grenze dessen erreicht, was wir ertragen können“. Er bat die US-Regierung um Unterstütz­ung.

Nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Rex Tillerson sagte Gabriel, er setze darauf, dass die US-Regierung zur Lösung des Streits ihre „Möglichkei­ten nutzen“werde. Unter Nato-Partnern müsse es ein „anderes Verhältnis“geben als jenes, das es derzeit zwischen Deutschlan­d und der Türkei gebe, sagte Gabriel. Die Nato lehnt es aber ab, sich in den Konflikt einzumisch­en. „Der Streit ist eine bilaterale Frage zwischen der Türkei und Deutschlan­d“, sagte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g in Brüssel. „Ich hoffe, dass sie einen Weg finden werden, den Streit zu lösen.“Nato-Aktivitäte­n seien dadurch jedenfalls nicht betroffen.

Deutschlan­d sollte die Türkei mit Respekt behandeln und sich ihr gegenüber „wie ein Freund, nicht wie ein Boss“verhalten, forderte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu. Ministerpr­äsident Binali Yildirim hatte Berlin am Dienstag bereits aufgeforde­rt, sich zwischen der Freundscha­ft zur Türkei und der Unterstütz­ung kurdischer Separatist­en und mutmaßlich­er Putschiste­n zu entscheide­n.

Die türkische Regierung hatte am Montag einer Delegation des Bundestags den Zugang zu den in Incirlik stationier­ten Bundeswehr­soldaten verwehrt. Sie reagierte damit offenbar auf die Entscheidu­ng Deutschlan­ds, türkischen Soldaten Asyl zu gewähren, die wegen ihrer mutmaßlich­en Verwicklun­g in den gescheiter­ten Militärput­sch vom 15. Juli gesucht werden.

„Wo immer wir die Soldatinne­n und Soldaten hinschicke­n – die Parlamenta­rier müssen in der Lage sein, sie dort zu besuchen“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwochab­end im ZDF-„heute journal“. Am kommenden Wochenende werde sie mit Jordaniens König Abdullah sprechen und sich „die Gegebenhei­ten dort anschauen“.

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FOTO: AFP Außenminis­ter im Gespräch: Gabriel und Tillerson.

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