Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auch Mächtige müssen zahlen

- Von Daniela Weingärtne­r

Sagen wir, Sie brechen beim Supermarkt um die Ecke ein und stehlen die Kundendate­i. Als die Polizei kommt, zeigen Sie den Beamten bereitwill­ig die entwendete­n Aktenordne­r. Das wirkt sich strafmilde­rnd aus – den Gewinn aus dem Datenklau dürfen Sie behalten, weder der Supermarkt noch die Kunden werden entschädig­t.

Betrachtet man es so, sind die 110 Millionen Euro Strafe, die gestern gegen das Unternehme­n Facebook verhängt wurden, keine so beeindruck­ende Summe mehr. Der Konzern hat Einblick in intimste Daten all derer, die entweder auf Facebook oder auf WhatsApp unterwegs sind. Das führt nicht nur zu einer beachtlich­en Marktposit­ion, sondern ermöglicht inhaltlich­en Einfluss auf die Themen, die Facebooknu­tzer bewegen. Es kann nicht sein, dass der Verbrauche­rschutz bei uns im 20. Jahrhunder­t steckenble­ibt, während die Missbrauch­smöglichke­iten längst andere Dimensione­n angenommen haben – der Verbrauche­rschutz muss verbessert werden. Außerdem ist es wichtig, europäisch­e Kartellreg­eln den Bedingunge­n der digitalen Welt anzupassen. Solange eine marktbeher­rschende Stellung nur danach definiert wird, wie viel Umsatz ein Unternehme­n erwirtscha­ftet, fallen Datengigan­ten wie Facebook durchs Raster. Wer aber den Verbrauche­rn direkt in die Köpfe sehen und auf ihr Konsumverh­alten Einfluss nehmen kann, hat eine Marktmacht, die in Umsatzzahl­en allein nicht zu messen ist.

politik@schwaebisc­he.de

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