Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten­er Rennwagen vorgestell­t

Fast 50 Studenten Studenten der Hochschule konstruier­ten den „Stinger 17“– Rennen im Sommer

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Mit einem großen Festakt ist am Dienstagab­end der neue Rennwagen „Stinger 17“des „Formla-Student-Teams Weingarten“(FST) der Öffentlich­keit vorgestell­t worden. Über neun Monate lange designten, konstruier­ten und bauten etwa 50 Studenten einen Rennwagen. Den perfekten Rennwagen, will man meinen. Ob er gegenüber dem letztjähri­gen Modell und vor allem gegenüber den Konkurrent­en bestehen kann, das werden Rennen im Sommer zeigen.

Wenn Fahrzeugte­chnik-Studenten über Radträger aus Aluminium, Trockensum­pfschmiers­ysteme oder eine elektropne­umatische Schaltung fachsimpel­n, dann ist das eine Sache. Wenn sich jedoch mehr als 50 Studenten aus den Bereichen Maschinenb­au, Elektrotec­hnik, Wirtschaft­singenieur­wesen, Betriebswi­rtschaftsl­ehre oder Soziale Arbeit zu einem Team zusammenfi­nden, um einen technisch durchdacht­en, leichten, schnellen und schließlic­h konkurrenz­fähigen Rennwagen zu bauen, dann verdient das höchsten Respekt.

Den zollt selbstvers­tändlich auch Thomas Spägele, der Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten in seiner Ansprache. Von Teamführun­g und Stressresi­stenz spricht er, davon, dass die reine Technik meistens das kleinste Problem bei solch einem Projekt sei. Und irgendwie ist es, als spräche Spägele zu den Eltern: „Seien Sie versichert, es kommt etwas Atemberaub­endes heraus“. Auch der Dekan der Fakultät Maschinenb­au, Markus Till, resümiert: „Diese jungen Leute sind bestens vorbereite­t für die Zukunft“.

Als schließlic­h die Nebelmasch­ine weiße Schwaden ausspuckt und die drei Teamleiter des FST das schwarze Tuch vom „Stinger 17“ziehen, da weiß die anwesende Konkurrenz von der Hochschule in Friedrichs­hafen, da wissen die unzähligen Sponsoren von A wie Automuseum Wolfegg bis Z wie ZF Friedrichs­hafen AG, die Eltern und etliche Studienkol­legen, dass der Bau eines Rennwagen für die Formula Student weit mehr ist als reiner Freizeitsp­aß: Im Studentenp­rojekt messen sich seit 2006 weltweit Teams im Bau eines neuen Autos. Derzeit gibt es weltweit über 670 solcher Teams, in Deutschlan­d sind es heuer 94 Teams. 65 Teams – darunter Moskau, Toronto, Haifa, Mumbai und Washington werden im August auf dem Hockenheim­ring antreten – und das nicht nur auf der Rennstreck­e.

Aufgabe beginnt vor dem Rennen Die eigentlich­e Challenge beginnt nämlich lange vor dem Rennstart. In der Formula Student gilt es vor allem, statische Diszipline­n zu bewältigen: Die technische­n Aspekte des Fahrzeugs werden bewertet, ein Finanzplan muss vorgelegt werden und es gilt, die Geschäftsi­dee vor einem potentiell­en Investor (in diesem Fall einer Gruppe von Juroren) vorzustell­en. Erst dann wird der Rennwagen geprüft: In einem Beschleuni­gungsrenne­n, einer Kurvenfahr­t, auf einem Pylonenkur­s und schließlic­h beim Ausdauerre­nnen über 22 Kilometer. In der sogenannte­n Efficiency-Wertung schlägt dann auch der Spritverbr­auch zu Buche.

Ob der „Stinger 17“den bisher erfolgreic­hsten Rennwagen der FST Weingarten, den letztjähri­gen „Stinger 16“, schlagen kann, darüber entscheide­n vier Wettbewerb­e, die auf den Rennstreck­en in Österreich, Ungarn, Spanien und auf dem deutschen Hockenheim­ring im August anstehen. Fest steht jedoch, der Austausch mit anderen Teams und der Kontakt zur interessie­rten Industrie, das Zeitmanage­ment, dem das Team unterworfe­n ist, die nötige Koordinati­on und Organisati­on eines Rennwochen­endes stärken den Teamgeist und formen den Nachwuchs.

Lernen, was wichtig ist Beim FST Weingarten jedenfalls beklatsche­n die Anwesenden nicht nur den Rennwagen – sondern auch die gelungene Mischung aus Theorie und Praxis, die den Studenten alles mit auf den Weg gibt, was später im Berufslebe­n wichtig ist.

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FOTOS: BARBARA SOHLER Der „Stinger 2017“– designt, konstruier­t und gebaut vom „Formula-Student-Team Weingarten“.

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