Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingartener Rennwagen vorgestellt
Fast 50 Studenten Studenten der Hochschule konstruierten den „Stinger 17“– Rennen im Sommer
WEINGARTEN - Mit einem großen Festakt ist am Dienstagabend der neue Rennwagen „Stinger 17“des „Formla-Student-Teams Weingarten“(FST) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Über neun Monate lange designten, konstruierten und bauten etwa 50 Studenten einen Rennwagen. Den perfekten Rennwagen, will man meinen. Ob er gegenüber dem letztjährigen Modell und vor allem gegenüber den Konkurrenten bestehen kann, das werden Rennen im Sommer zeigen.
Wenn Fahrzeugtechnik-Studenten über Radträger aus Aluminium, Trockensumpfschmiersysteme oder eine elektropneumatische Schaltung fachsimpeln, dann ist das eine Sache. Wenn sich jedoch mehr als 50 Studenten aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen, Betriebswirtschaftslehre oder Soziale Arbeit zu einem Team zusammenfinden, um einen technisch durchdachten, leichten, schnellen und schließlich konkurrenzfähigen Rennwagen zu bauen, dann verdient das höchsten Respekt.
Den zollt selbstverständlich auch Thomas Spägele, der Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten in seiner Ansprache. Von Teamführung und Stressresistenz spricht er, davon, dass die reine Technik meistens das kleinste Problem bei solch einem Projekt sei. Und irgendwie ist es, als spräche Spägele zu den Eltern: „Seien Sie versichert, es kommt etwas Atemberaubendes heraus“. Auch der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Markus Till, resümiert: „Diese jungen Leute sind bestens vorbereitet für die Zukunft“.
Als schließlich die Nebelmaschine weiße Schwaden ausspuckt und die drei Teamleiter des FST das schwarze Tuch vom „Stinger 17“ziehen, da weiß die anwesende Konkurrenz von der Hochschule in Friedrichshafen, da wissen die unzähligen Sponsoren von A wie Automuseum Wolfegg bis Z wie ZF Friedrichshafen AG, die Eltern und etliche Studienkollegen, dass der Bau eines Rennwagen für die Formula Student weit mehr ist als reiner Freizeitspaß: Im Studentenprojekt messen sich seit 2006 weltweit Teams im Bau eines neuen Autos. Derzeit gibt es weltweit über 670 solcher Teams, in Deutschland sind es heuer 94 Teams. 65 Teams – darunter Moskau, Toronto, Haifa, Mumbai und Washington werden im August auf dem Hockenheimring antreten – und das nicht nur auf der Rennstrecke.
Aufgabe beginnt vor dem Rennen Die eigentliche Challenge beginnt nämlich lange vor dem Rennstart. In der Formula Student gilt es vor allem, statische Disziplinen zu bewältigen: Die technischen Aspekte des Fahrzeugs werden bewertet, ein Finanzplan muss vorgelegt werden und es gilt, die Geschäftsidee vor einem potentiellen Investor (in diesem Fall einer Gruppe von Juroren) vorzustellen. Erst dann wird der Rennwagen geprüft: In einem Beschleunigungsrennen, einer Kurvenfahrt, auf einem Pylonenkurs und schließlich beim Ausdauerrennen über 22 Kilometer. In der sogenannten Efficiency-Wertung schlägt dann auch der Spritverbrauch zu Buche.
Ob der „Stinger 17“den bisher erfolgreichsten Rennwagen der FST Weingarten, den letztjährigen „Stinger 16“, schlagen kann, darüber entscheiden vier Wettbewerbe, die auf den Rennstrecken in Österreich, Ungarn, Spanien und auf dem deutschen Hockenheimring im August anstehen. Fest steht jedoch, der Austausch mit anderen Teams und der Kontakt zur interessierten Industrie, das Zeitmanagement, dem das Team unterworfen ist, die nötige Koordination und Organisation eines Rennwochenendes stärken den Teamgeist und formen den Nachwuchs.
Lernen, was wichtig ist Beim FST Weingarten jedenfalls beklatschen die Anwesenden nicht nur den Rennwagen – sondern auch die gelungene Mischung aus Theorie und Praxis, die den Studenten alles mit auf den Weg gibt, was später im Berufsleben wichtig ist.