Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kaufhaus Ott schließt am 30. Juni seine Pforten
Kein Nachfolger für Wolfegger Unikat gefunden – Netto-Supermarkt eröffnet 2018
WOLFEGG - Eine über einhundertjährige Geschichte geht in Wolfegg zu Ende: Das bekannte Kaufhaus Ott schließt am 30. Juni endgültig seine Pforten. Stattdessen entsteht am Ortsrand von Wolfegg ein Supermarkt der Firma Netto. Allerdings wird es eine Lücke von mehreren Monaten ohne Lebensmittelgrundversorgung am Ort geben, denn der Nettomarkt in der Alttanner Straße wird frühestens im Frühjahr 2018 eröffnet werden.
Während ringsum die Supermärkte wie Pilze aus dem Boden schossen, gab es in Wolfegg das Kaufhaus Ott. Ein Familienunternehmen mit langer Tradition und eine weithin bekannte Institution, die schon Rundfunk und Fernsehen angelockt hatte. In den unendlichen verwinkelten Tiefen des Raumes gibt es nichts, was es nicht gibt. Ein moderner Supermarkt, durch den man schnell durchrennen und seinen Wagen vollpacken kann, sieht anders aus. So stand der Wunsch vieler Wolfegger Bürger nach einem Supermarkt mit großem Parkplatz im Raum. Spätestens in jeder zweiten Bürgerfragestunde kam die Anfrage aus der Bürgerschaft, wann denn endlich ein Supermarkt nach Wolfegg käme. Klar war, dass Franz Ott mit dem Eintritt ins Rentenalter seinen Betrieb schließen würde, da aus der Familie kein Nachfolger zur Verfügung stand. Ein Fremder würde nur einsteigen, wenn es keinen Supermarkt am Ort gebe.
Bürgermeister Peter Müller hatte sich seit Jahren um die Ansiedlung eines Supermarktes bemüht. Ein schwieriges Unterfangen, da alle Supermarktketten genau definierte Vorgaben haben, was Größe, Lage und Einzugsgebiet betrifft. Am Ende konnte jetzt, auch durch das Entgegenkommen des Fürstlichen Hauses bei der Grundstücksfläche, ein Investor gefunden werden. Ein NettoMarkt wird sich hier ansiedeln.
Linksabbiegerspur kommt „Es ist hocherfreulich und alles in trockenen Tüchern“, sagte Bürgermeister Müller bei der Bekanntgabe in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Verhandlungen seien nicht einfach gewesen. Der eigentlich vorgesehene Platz in Richtung Rötenbach erwies sich aus Sicht des Investors als ungeeignet. Eine mögliche Fläche im Gewerbegebiet Grimmenstein ist mit nur 3000 Quadratmetern für einen Supermarkt zu klein. Bei einem dritten, möglichen Platz, stand die freie Sicht auf die Lorettokapelle im Wege.
Das nun ausgewiesene Grundstück in der Alttanner Straße, im Anschluss an den Hof Knab, wurde vom Fürstlichen Haus für 30 Jahre zur Verfügung gestellt. Für das Entgegenkommen bedankte sich Bürgermeister Müller bei Fürst Johannes. Die Verhandlungen zwischen Grundstückseigentümer und Investor sind bereits abgeschlossen. Parallel dazu muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Alle infrage kommenden Behörden sind eingebunden. Die Kosten des Verfahrens trägt der Investor. Die Gemeinde muss lediglich für eine Linksabbiegespur und den naturschutzrechtlichen Ausgleich aufkommen. Mit dem einstimmigen Votum zur Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes brachten die Räte den „Lebensmittelmarkt Alttanner Straße“auf den Weg.
Die Grundstücksfläche beträgt 6000 Quadratmeter, die Grundfläche des Nettomarktes mit Backshop 799 Quadratmeter. Der Bau ist eingeschossig, mit Flachdach sowie einem Pultdach mit maximal zehn Prozent Dachneigung, die Firsthöhe maximal acht Meter. Das Pultdach sollte Richtung Ort zeigen, wünschte Karl Wenzel, und falls Photovoltaik vorgesehen sei, bitte nicht aufständern. Eröffnung könnte im Frühjahr 2018 sein, so der Bürgermeister, spätestens aber im September 2018.