Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
61 Flüchtlinge fanden in Baienfurt ein neues Zuhause
Gemeinde will vom Landkreis die Containeranlage in der Fabrikstraße übernehmen
BAIENFURT - Das Thema Flüchtlinge hat auch in Baienfurt seine Dramatik verloren. 61 Flüchtlinge fanden hier im Rahmen der Anschlussunterbringung inzwischen ein neues Zuhause in privaten Wohnungen. Doch hochgerechnet muss die Gemeinde bis Ende dieses Jahres 151 Flüchtlinge mit Wohnungen in der Anschlussunterbringung versorgen. Der Gemeinderat erteilte der Verwaltung nun den Auftrag, mit dem Landkreis über die Übernahme der Container-Anlage in der Fabrikstraße zu verhandeln. Kaufen oder Mieten – das ist die Frage. Und der Preis.
Zurzeit leben in der Fabrikstraße 7 (Containeranlage) und in der Fabrikstraße 9 (Wohnhaus) noch 43 Flüchtlinge in der vorläufigen Erstunterbringung. Dass es gelungen ist, schon für 61 Menschen in der Anschlussunterbringung eine neue Bleibe zu finden, wurde in der Dienstagssitzung des Gemeinderats mit „hohem Lob“(Andrea Arnhold, CDU) bedacht. Gelungen ist dies vor allem auch dank des Engagements des Helferkreises.
Für die Anschlussunterbringung anerkannter Asylsuchender müssen die Kommunen sorgen. Und da fehlt es überall an Wohnungen. Im Gebäude Römerstraße 16 in Baienfurt, dessen Umbau in der ersten Hälfte des nächsten Jahres fertiggestellt sein soll, kann die Gemeinde Wohnungen für etwa 25 Flüchtlinge bereitstellen. Weil das nicht reicht, um vermutlich 151 Flüchtlinge mit Wohnraum zu versorgen, will die Gemeinde vom Landkreis die Containeranlage in der Fabrikstraße und dazu das benachbarte Wohnhaus entweder mieten oder kaufen.
Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung nun mit Verhandlungen. „Wir sollten die Chance nutzen“, meinte Bürgermeister Günter A. Binder. „Doch muss es für uns wirtschaftlich sein.“Weil sich beide Grundstücke im Eigentum der Unternehmensgruppe Karl, Deggendorf-Innernzell, befinden, die das frühere Stora-EnsoGelände vor Jahren erwarb, heute ein florierender Gewerbepark, muss die Gemeinde auch Gespräche mit dem niederbayerischen Unternehmen führen. Bleibt es tatsächlich bei 151 Flüchtlingen, für die die Gemeinde Wohnungen schaffen muss, werden aber immer noch einige Wohnungen fehlen. Das Thema bleibt also aktuell.
Eine Umstrukturierung der Containeranlage in der Fabrikstraße sei geprüft worden und möglich, heißt es im Arbeitspapier der Gemeindeverwaltung. Auch die Sanitärcontainer in der Baindter Straße können übernommen werden.
Aktuell leben im Landkreis Ravensburg 4907 Flüchtlinge, davon 1904 in der vorläufigen Unterbringung und 3003 in der Anschlussunterbringung, berichtet die Baienfurter Gemeindeverwaltung. Monatlich kämen zurzeit 20 bis 30 neue Flüchtlinge hinzu. Eine vorläufige Unterbringung samt dann folgender Anschlussunterbringung solle es nur noch in Grünkraut, Horgenzell, Isny, Leutkirch, Ravensburg, Schlier, Wangen und Weingarten geben, in allen anderen Gemeinden, Baienfurt eingeschlossen, nur noch die Anschlussunterbringung. Die Fortschreibung der Zahlen bis Ende des Jahres 2017 bedeute: im ganzen Landkreis rund 5900 Menschen in der Anschlussunterbringung, davon etwa 151 in Baienfurt.