Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Londoner Selbstdarsteller
Der Gründer von Wikileaks, Julian Assange, ist in allererster Linie ein Selbstdarsteller. Demut ist nicht seine Sache, stets sieht er sich von Gegnern umstellt, die ihm und seiner Sache nur Böses wollen. Was aber seine Sache und die der selbsternannten Enthüllungsplattform Wikileaks ist, bleibt bis heute verborgen. Kritischen Datenjournalismus kann man nur betreiben, wenn man Wichtiges von Unwichtigem trennt, nicht wenn es darum geht, massenhaft Material zu publizieren, das andere brüskiert.
Die von Chelsea Manning gestohlenen Geheimdokumente aus dem Irakkrieg offenbarten seinerzeit, wie grausam auch die Amerikaner diesen Krieg führten. Doch gleichzeitig wurden Hunderte, wenn nicht Tausende Iraker enttarnt, die für westliche Dienste arbeiteten.
Die massenhafte Veröffentlichung, ohne dass zuvor sensible Informationen gefiltert worden wären, ist kein Journalismus, sondern eine Schlammschlacht. Dass Assange sich bis heute als Robin Hood gegen vermeintlich böse Mächte aufspielen kann und ihm viele dafür applaudieren, spricht vor allem für sein Talent zur Selbstvermarktung.
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zufügten. Clinton war während der ursprünglichen Wikileaks-Veröffentlichungen Außenministerin und hat sich Assange wegen ihrer harten Haltung zum Feind gemacht. Hingegen darf sich der Gefangene im Hans Crescent als Verbündeter von USPräsident Donald Trump fühlen. Schließlich hatte Trump einst öffentlich „Ich liebe Wikileaks” verkündet.