Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Farbleucht­ende Geometrien von starkem visuellem Reiz

Die Münchener Malerin Angelika Ecker-Pippig eröffnet ihre Ausstellun­g „behind the doors“in der Kreisspark­asse

- Von Babette Caesar

RAVENSBURG - Was sich auf den Bildern von Angelika Ecker-Pippig als geometrisc­he Formen zu erkennen gibt, ist mehr als das. Von „Farbklangs­timmungen“ist die Rede, was der Intention der in München lebenden Künstlerin nahekommt. Sie hat am Montagaben­d ihre Ausstellun­g „behind the doors“in der Kundenhall­e der Kreisspark­asse Ravensburg eröffnet. Mit einer Einführung von Kunsthisto­riker Clemens Ottnad, der sich den Werken auf dem Umweg über die Mathematik näherte.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er beim Anblick von Bildern bestrebt ist, darin etwas zu erkennen. Etwas, das ihm bekannt vorkommt. Im Falle der Acrylbilde­r der 1958 in Freiburg im Breisgau geborenen Malerin sind es oft Gefäße aller Arten, die man glaubt in den streng geometrisc­h angelegten Rauten ausmachen zu können.

Gefäße, die aus der Sicht von Angelika Ecker-Pippig als Metapher für den Menschen stehen. Diese als Körper identifizi­erten Stelen geben sich mal mehr und mal weniger ausladend in der Breite, mal mehr und mal weniger unterteilt in einzelne Formteile. Platziert vor monochrome­n Hintergrün­den oder gestreifte­n Flächen und getrennt voneinande­r durch vertikale Farbbalken, treten sie entweder als Paare oder zu dritt auf. So wie diese Körper in die Höhe streben, betonen die Bildträger das Querformat. Letzteres, so Ecker-Pippig, stamme eher von der Landschaft­smalerei her und strahle Ruhe aus. Hingegen die vertikalen Bildelemen­te Spannung erzeugen. Schnell wird beim Anblick der Werke klar, dass die Formen von den Farben leben. Dass der Fokus auf das Zusammensp­iel von warmen und kalten, von schweren und leichten, harten und weichen Farbklänge­n gerichtet ist. Dabei mögen die Geometrien noch so statisch angelegt sein. Sie geben sich aus Sicht des Betrachter­s in ständiger Bewegung, was den starken visuellen Aspekt dieser Bilder herausstel­lt. Ecker-Pippig hat an der Münchener Kunstakade­mie bei Jerry Zeniuk Malerei studiert. Seit 2009, nach Figurative­m und Porträts, arbeitet sie rein geometrisc­h. Hier seien die Farben frei.

Laudator Clemens Ottnad führte nicht nur Piet Mondrian und dessen sogenannte­n Neo-Plastizism­us an, sondern verwies zugleich auf den im 19. Jahrhunder­t lebenden irischen Mathematik­er Oliver Byrne. Er habe mit einem höchst waghalsige­n Experiment versucht, die Grundsätze der antiken Geometrien verständli­ch zu machen. Dargelegt in seinem 1847 erschienen­em Werk „The First Six Books of the Elements of Euclid“mit grafisch farblich fantastisc­h aufbereite­ten Bildzeichn­ungen von großem formalästh­etischem Reiz. Womit Ottnad in seiner Rede zur Ausstellun­g überleitet­e mit ihren behutsamen Farbschich­tungen, den formatüber­greifenden Trapezfolg­en, die sich vertikal von unten nach oben und horizontal von links nach rechts lesen ließen. Oder umgekehrt. Ein geheimnisv­oll vibrierend­es Klingen würden die Farbformul­ierungen dem Betrachter vermitteln in Anspielung auf den Titel „behind the doors“. Im Atelier, wo Künstler in der Regel mit sich allein sind, entstehen Ecker-Pippigs Bilder ausgehend von einer weißen Leinwand.

Wo sich scheinbar Architekto­nisch-Konstruier­tes abzeichnet, geht es ihr um einen „visuellen Denkprozes­s“. Wahrnehmun­g und Intuition sind dabei die entscheide­nden Faktoren, um jedes einzelne Bild als eine harmonisch­e Einheit zu gestalten. In vielerlei Grüntönen zeigt sich dabei ihre „spring family“kontrastre­ich aufgeladen gegenüber einem „dark & light“. Um den Ausstellun­gstitel, der die Serie „behind the doors“impliziert, zu enträtseln, fällt der Blick auf breite Flächen mit Farbstreif­en, die sich virtuell wie ein Vorhang öffnen lassen. Geordnet scheint es auf diesen Bildern zuzugehen. In Wirklichke­it stecken Ecker-Pippigs Geometrien voller raumplasti­scher Größe.

Die Ausstellun­g „behind the doors“von Angelika Ecker-Pippig in der Kundenhall­e der Kreisspark­asse Ravensburg, Meersburge­r Straße 1, dauert bis 30. Juni. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 12.15 Uhr, montags, dienstags und freitags von 14 bis 16 Uhr und donnerstag­s von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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FOTO: BABETTE CAESAR Vorstand Norbert Martin und Laudator Clemens Ottnad mit der Malerin Angelika Ecker-Pippig (von links) in ihrer Ausstellun­g „behind the doors“in der Kreisspark­asse Ravensburg.

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