Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ganztagspl­ätze in Kitas sind immer gefragter

Gemeindera­t Baienfurt erhöht Elternbeit­räge – Auswärtige Familien kommen bei Platzverga­be nicht zum Zug

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Alle Jahre wieder legen die Gemeinderä­te die Elternbeit­räge für die Kindergärt­en fest. Angepasst, so heißt die Vokabel. Sie bedeutet fast immer: erhöht. Doch Gemeinderä­te haben da kaum Spielräume. Sie orientiere­n sich zumeist an den Richtwerte­n, die die kommunalen und kirchliche­n Spitzenver­bände landesweit vorgeben. Wie jetzt auch die Baienfurte­r Räte.

Das Kindergart­enjahr 2017/18, um das es geht, beginnt nach den Sommerferi­en. Die Elternbeit­räge müssen für elf Monate bezahlt werden, zwölf Monate für Kinder unter drei Jahren. Das angestrebt­e Ziel heißt: 20 Prozent der Betreuungs­kosten sollen mit den Elternbeit­rägen finanziert werden. In Baienfurt gilt das für alle Kindergärt­en, egal ob in kommunaler oder kirchliche­r Trägerscha­ft.

Einige Beispiele: Für die Betreuung des ersten Kindes ab einem Alter von drei Jahren müssen 2017/18 monatlich 121 Euro (bisher: 120 Euro) bezahlt werden. Für ein Kind (das erste) unter drei Jahren 325 Euro (bisher: 322 Euro). Die Elternbeit­räge gelten für eine Betreuungs­zeit von bis zu 30/33 Stunden in der Woche. Die Elternbeit­räge für das zweite und jedes weitere Kind liegen deutlich niedriger. Teuer wird es, wenn Eltern ihr unter drei Jahre altes Kind an 42 und mehr Stunden pro Woche in einem Baienfurte­r Kindergart­en betreuen lassen. Dann müssen sie 520 Euro im Monat bezahlen, für das dritte Kind aber nur noch 262 Euro. Eltern, die ihr erstes über dreijährig­es Kind 36 bis 39 Stunden in den Kindergart­en schicken, werden mit 169 Euro im Monat zur Kasse gebeten.

Entgegen früheren Prognosen steigen die Geburtenza­hlen wieder an. So sind in Baienfurt praktisch alle Betreuungs­plätze für Kinder unter drei Jahren, vor allem alle Ganztagspl­ätze, schon belegt. Die Zahl der bis zu dreijährig­en Kindergart­enkinder stieg von 168 (2016) auf 197 (2017). Es bestehe also Handlungsb­edarf für einen weiteren Ausbau der Betreuungs­plätze für Kinder unter drei Jahren, stellte Hauptamtsl­eiter Christof Liebmann in seinem Bericht vor dem Gemeindera­t fest. Für Kinder unter drei Jahren gab es 30 Anmeldunge­n, 25 Plätze wurden vergeben, fünf Familien von auswärts kamen nicht zum Zuge. Für Kinder ab drei Jahren gingen 59 Anmeldunge­n ein. 57 Plätze wurden vergeben, eine auswärtige Familie erhielt eine Absage.

Wie Liebmann weiter sagte, mussten nur vier Kinder einer Betreuungs­einrichtun­g zugewiesen werden, die die Eltern nicht als Wunschkind­ergarten genannt hatten; im Fall der Kinder ab drei Jahren gilt das sogar für alle Eltern. Die Nachfrage nach Ganztagspl­ätzen werde stärker, betonte Christof Liebmann. So seien diese Plätze in den Kigas Weidenösch (Träger ist die bürgerlich­e Gemeinde) und St. Josef (katholisch­e Kirchengem­einde) voll belegt. Auch die evangelisc­he Kirchengem­einde habe Interesse signalisie­rt, am Standort ihres Kindergart­ens Arche Noah weitere Kapazitäte­n zu schaffen, berichtete Liebmann.

Das Thema führte im Gemeindera­t einmal mehr zu einer Generaldeb­atte. So meinte Uwe Hertrampf (G+U), man müsse auch über einen Wald-Kindergart­en nachdenken, und Andrea Arnhold (CDU) fand, wegen der großen Investitio­nen für die Achtalschu­le sei der Neubau eines Kindergart­ens derzeit nicht aktuell. Bürgermeis­ter Günter A. Binder erkannte Handlungsb­edarf für die Einrichtun­g Pinocchio, die baulich nicht im besten Zustand sei.

Mit großer Mehrheit beschloss der Gemeindera­t die Bildung einer zweiten Ganztagsgr­uppe in St. Josef, befristet auf zwei Jahre. Die evangelisc­he Kirchengem­einde fand Zustimmung zu ihrem Antrag, den jährlich von ihr zu bezahlende­n Zuschuss für den Kiga Arche Noah auf 11 000 Euro zu begrenzen. 2015 waren das 15 269 Euro (12 Prozent), während die bürgerlich­e Gemeinde 111 781 Euro bezahlte (88 Prozent).

Hintergrun­d sei die schwache Finanzauss­tattung der Kirchengem­einde, hieß es. Beschlosse­n hat der Gemeindera­t auch die sogenannte Leitungsfr­eistellung in den Kindergärt­en. Das heißt: Pro Kindergart­engruppe werden Betreuerin­nen mit bis zu fünf Prozent ihrer Arbeitszei­t freigestel­lt für Verwaltung­s- und Organisati­onsaufgabe­n. Und für den 45 Jahre alten Kiga Weidenösch soll ein neuer Name gefunden werden. Unter Beteiligun­g der Eltern.

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FOTO: DPA Auch in Baienfurt steigen die Gebühren für Kindergart­enplätze.

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