Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr Party als Workout
Mit TV-Tanztrainer Jürgen Schlegel schwingen beim „Open Sky Zumba-Special“im Stadtgarten Weingarten viele Interessierte die Hüften
WEINGARTEN - „Open Sky ZumbaSpecial im Stadtgarten“ist Teil einer neuen vom Stadtmarketing angedachten Initiative, die den grünen Fleck im Herzen Weingartens mit zusätzlichem Leben füllen soll. Gute Idee. Denn als Tanztrainer Jürgen Schlegel, bekannt aus der RTL-Show „Lets Dance“, unlängst zum kostenlosen Tanzen und Schwitzen ruft, da haben sich geschätzte 250 Menschen vor dem Pavillon versammelt, um sich zu lateinamerikanischen Rhythmen durchzuschütteln.
Sidestep – Tipp – Klatschen. Hoch die Hände – in die Knie – Drehen. Und Hüfte vor, Hüfte zurück. „Moment, wie war das noch gleich?“Angetrieben von schnellen lateinamerikanischen Rhythmen, die aus den Lautsprechern über die Menschenmenge schwappt und unterstützt von Vortänzer Jürgen Schlegel und der rassigen Tabea, scheint so eine Zumba-Einheit unter freiem Himmel mehr Spaß als hartes Training zu sein. Denn hier gilt nicht das Perfektionsprinzip. Sondern hier, beim Zumba-Open-Air mit Jürgen Schlegel, zählt einzig der Spaßfaktor.
Kinder, Frauen und einige Männer Und wenn man nach einer dreiviertel Stunde den gut durchbluteten, strahlenden Gesichtern der zumbatanzenden Schar Glauben schenkt, dann geht der Fitness-Trend „Zumba“nicht nur in die Arme und Beine, in Bauch und Po, sondern auch orbrennen. dentlich ins Wohlfühl-Zentrum des Gehirns. Jedenfalls grinsen sie um die Wette. Sie, das sind zahllose Kinder, Frauen und auch ein paar versprengte Männer, die sich entweder in der guten, alten Sporthose oder – ganz spontan, wie es scheint – in Jeans oder Sommerkleidchen in den partyähnlichen Trubel auf den Stadtgarten-Rasen stürzen.
Sie, das sind aber auch die Mädels in den engen Sport-Tights, die diesen Mix aus Aerobic, Intervalltraining und hippen lateinamerikanischen Tänzen offenbar schon länger betreiben. Erkennungszeichen: Ein lässig um die Hüften geknotetes Hemd, das beim Hüftendrehen nachschwingt. Den Blick unweigerlich auf die Kehrseite zieht. Und nebenbei unschönes Hüftgold verschwinden ließe – wenn diese Mädchen denn welches hätten. Denn laut Sportwissenschaftler soll das Zumba-Training im besten Fall bis zu 1000 Kalorien pro Stunde ver- Da ist der körpermittige Pommes-Friedhof natürlich schnell Geschichte.
Apropos Geschichte: Zumba wurde mehr zufällig vom Kolumbianer Alberto Perez erfunden. Fitnesstrainer Perez hatte wohl bei einem seiner Aerobic-Kurse in den 1990er Jahren die entsprechende Musikkassette vergessen und musste auf eine Kassette mit Latin Salsa und Merengue aus seinem Auto ausweichen. Seine Kursteilnehmer waren begeistert, ein neuer Trendsport geboren. Bald schwappte der Trend in die USA, später nach Europa. Mittlerweile – so steht es auf der ZumbaWebseite – sollen mehr als 14 Millionen Menschen in über 185 Ländern weltweit an Zumba-Kursen teilnehmen.
Zumba-Kurse bietet Jürgen Schlegel natürlich auch in seinem „Tanzwerk“an. In Weingarten allerdings kommt der Prophet zum Berg, nicht umgekehrt. Denn die meisten der Stadtgarten-Tänzer wären wohl nicht in die Tanzschule gegangen. Weil aber die Musik in den Kopf und direkt darauf in die Beine fährt, halten alle durch. Mit einer kleinen Verschaufpause, hin und wieder. Mithilfe von Wasser, das die sponsernde Krankenkasse offeriert. Und nicht zuletzt mithilfe von Justin Timberlake, der über die Köpfe hinweg schmelzt „I got this feeling, inside my bones“. Und so soll es auch sein: Der Zumba-Tänzer soll seinen Körper, seine Muskeln und auch seine Knochen spüren.