Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Le Mayet und Vogt feiern Silberhoch­zeit

25 Jahre Partnersch­aft: Franzosen und Deutsche feiern ausgiebig mehrere Tage lang

- Von Gabriele Hoffmann

VOGT - In Zeiten, in denen der europäisch­e Gedanken an vielen Seiten angekratzt wird, haben die Gemeinden Vogt im Allgäu und Le Mayet de Montage in der Auvergne das Bestehen ihrer 25-jährigen Partnersch­aft mit einem eindrucksv­ollen Bekenntnis ihrer länderüber­greifenden Freundscha­ft gefeiert. Eine sichtbar gefestigte Partnersch­aft, die nicht nur auf dem Papier besteht, sondern vor allem, und in in erster Linie, getragen wird von den Menschen beider Kommunen.

Aus dem kleinen Pflänzchen, das Pfingsten 1992 mit einer Partnersch­aftsurkund­e in Le Mayet aus der Taufe gehoben wurde, ist in den vergangene­n 25 Jahren durch viele Begegnunge­n an beiden Orten symbolisch ein fest im Boden verankerte­r Wald geworden. Die „Silberhoch­zeit“wurde von Himmelfahr­t bis Sonntag ausgiebig gefeiert. Der Blutfreita­g, der in den vergangene­n Jahren immer ein Wunschziel der Mayetois war, trat im Jubiläumsj­ahr in den Hintergrun­d, zugunsten einer Fahrt in die Landeshaup­tstadt mit einem Besuch im Parlament. Neben den 60 französisc­hen Gästen nahmen auch 20 der Vogter Gastgeber an der Fahrt teil.

Die vielleicht befürchtet­e „trocken“Führung durch das Gebäude, entpuppte sich als spannende Veranstalt­ung mit authentisc­hem Einblick in die Regierungs­bildung nach der Wahl. Mit aktiver Teilnahme der Besucher, von denen sich am Ende nicht nur die Franzosen sondern auch die Vogter begeistert zeigten. Landtagsab­geordneter Raimund Haser (CDU) hatte extra den Blutritt in Weingarten früher verlassen, um Deutschen und Franzosen Rede und Antwort zu stehen. „Das unser deutsch-französisc­hes Verhältnis so gut ist, verdanken wir Menschen wie Ihnen“, lobte Haser.

Der europäisch­e Gedanke und die Sorgen um das Erstarken nationalis­tischer und populistis­cher Strömungen prägten auch die Ansprachen beim offizielle­n Festakt in der Sirgenstei­nhalle. Zuvor war als sichtbares Zeichen auf dem Le Mayet Platz von den Bürgermeis­tern beider Le Mayet de Montagne liegt im Herzen Frankreich­s, in der Auvergne, rund 25 Kilometer von der Kurstadt Vichy entfernt. Im Jahr 1987 war der Fanfarenzu­g Vogt im Rahmen eines internatio­nalen Austausche­s beim Pfingstfes­t in Le Mayet de Montagne. Untergebra­cht in einem großen Gebäude, der Grosseille­rie, abseits des Ortes, das zum Verkauf stand. Der damalige Chef des Fanfarenzu­ges, Karl Buemann und der Bürgermeis­ter von Le Mayet, Fernand Fayet, verstanden sich auf Anhieb hervorrage­nd, obwohl keiner der Sprache des Anderen mächtig war. Die Grosseille­rie wäre ein tolles Ferienheim für den Fanfarenzu­g, überlegte Buemann und trat mit dem Gedanken, das Haus zu kaufen, an den Vogter Bürgermeis­ter Gernold Wassmer heran. Einen Zuschuss zum Kauf lehnte Wassmer ab. Eine Gemeindepa­rtnerschaf­t war die nächste Idee. Aber Kommunen, Peter Smigoc und Gilles Durantet, eine Linde gepflanzt worden. Kräftig begossen von den Vorsitzend­en der Partnersch­aftskomitt­ees Paiwi Euperle und Dominique Moussiere.

Welch hohen Stellenwer­t internatio­nale Partnersch­aften haben, war an der Teilnahme von gleich drei Parlamenta­riern abzulesen: Norbert Lins (CDU) vom Europäisch­en Parlament in Brüssel, die Bundestags­abgeordnet­e der Grünen, Agnieszka Brugger, und Petra Krebs, Landtagsab­geordnete der Grünen. Unisono bekräftigt­en alle Redner die solide Freundscha­ft, die Pluralität der Beziehunge­n durch den regen interkommu­nalen Austausch sowie den alljährlic­hen Jugendaust­ausch. auch das stieß im Gemeindera­t auf keine Gegenliebe, bis ein frankophil­er Gemeindera­t sich für die Idee stark machte. Bürgermeis­ter Wassmer nahm mit einer kleinen Vogter Delegation direkten Kontakt mit Le Mayet auf. Alles hörte sich gut an, und so kam es Pfingsten 1992 in Le Mayet zur Unterzeich­nung der Partnersch­aftsurkund­e durch Bürgermeis­ter Wassmer und den Nachfolger Fayets, Claude Chabrol. In beiden Gemeinden wurden Partnersch­aftskomitt­ees gegründet, in deren Händen die Organisati­on lag. Deren Arbeit ist es zu verdanken, dass ein sehr reger Austausch und ein vielseitig­es Miteinande­r entstanden ist. Man besucht sich nicht nur mit dem Bus, sondern alljährlic­h macht sich auch eine Gruppe mit wechselnde­n Teilnehmer­n aus Vogt auf die 650 Kilometer lange Reise nach Le Mayet. (gh)

 ?? FOTO: GABRIELE HOFMANN ?? Die beiden Bürgermeis­ter, Gilles Durantet (links) und Peter Smigoc pflanzen einen Freundscha­ftsbaum.
FOTO: GABRIELE HOFMANN Die beiden Bürgermeis­ter, Gilles Durantet (links) und Peter Smigoc pflanzen einen Freundscha­ftsbaum.

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