Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Le Mayet und Vogt feiern Silberhochzeit
25 Jahre Partnerschaft: Franzosen und Deutsche feiern ausgiebig mehrere Tage lang
VOGT - In Zeiten, in denen der europäische Gedanken an vielen Seiten angekratzt wird, haben die Gemeinden Vogt im Allgäu und Le Mayet de Montage in der Auvergne das Bestehen ihrer 25-jährigen Partnerschaft mit einem eindrucksvollen Bekenntnis ihrer länderübergreifenden Freundschaft gefeiert. Eine sichtbar gefestigte Partnerschaft, die nicht nur auf dem Papier besteht, sondern vor allem, und in in erster Linie, getragen wird von den Menschen beider Kommunen.
Aus dem kleinen Pflänzchen, das Pfingsten 1992 mit einer Partnerschaftsurkunde in Le Mayet aus der Taufe gehoben wurde, ist in den vergangenen 25 Jahren durch viele Begegnungen an beiden Orten symbolisch ein fest im Boden verankerter Wald geworden. Die „Silberhochzeit“wurde von Himmelfahrt bis Sonntag ausgiebig gefeiert. Der Blutfreitag, der in den vergangenen Jahren immer ein Wunschziel der Mayetois war, trat im Jubiläumsjahr in den Hintergrund, zugunsten einer Fahrt in die Landeshauptstadt mit einem Besuch im Parlament. Neben den 60 französischen Gästen nahmen auch 20 der Vogter Gastgeber an der Fahrt teil.
Die vielleicht befürchtete „trocken“Führung durch das Gebäude, entpuppte sich als spannende Veranstaltung mit authentischem Einblick in die Regierungsbildung nach der Wahl. Mit aktiver Teilnahme der Besucher, von denen sich am Ende nicht nur die Franzosen sondern auch die Vogter begeistert zeigten. Landtagsabgeordneter Raimund Haser (CDU) hatte extra den Blutritt in Weingarten früher verlassen, um Deutschen und Franzosen Rede und Antwort zu stehen. „Das unser deutsch-französisches Verhältnis so gut ist, verdanken wir Menschen wie Ihnen“, lobte Haser.
Der europäische Gedanke und die Sorgen um das Erstarken nationalistischer und populistischer Strömungen prägten auch die Ansprachen beim offiziellen Festakt in der Sirgensteinhalle. Zuvor war als sichtbares Zeichen auf dem Le Mayet Platz von den Bürgermeistern beider Le Mayet de Montagne liegt im Herzen Frankreichs, in der Auvergne, rund 25 Kilometer von der Kurstadt Vichy entfernt. Im Jahr 1987 war der Fanfarenzug Vogt im Rahmen eines internationalen Austausches beim Pfingstfest in Le Mayet de Montagne. Untergebracht in einem großen Gebäude, der Grosseillerie, abseits des Ortes, das zum Verkauf stand. Der damalige Chef des Fanfarenzuges, Karl Buemann und der Bürgermeister von Le Mayet, Fernand Fayet, verstanden sich auf Anhieb hervorragend, obwohl keiner der Sprache des Anderen mächtig war. Die Grosseillerie wäre ein tolles Ferienheim für den Fanfarenzug, überlegte Buemann und trat mit dem Gedanken, das Haus zu kaufen, an den Vogter Bürgermeister Gernold Wassmer heran. Einen Zuschuss zum Kauf lehnte Wassmer ab. Eine Gemeindepartnerschaft war die nächste Idee. Aber Kommunen, Peter Smigoc und Gilles Durantet, eine Linde gepflanzt worden. Kräftig begossen von den Vorsitzenden der Partnerschaftskomittees Paiwi Euperle und Dominique Moussiere.
Welch hohen Stellenwert internationale Partnerschaften haben, war an der Teilnahme von gleich drei Parlamentariern abzulesen: Norbert Lins (CDU) vom Europäischen Parlament in Brüssel, die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Agnieszka Brugger, und Petra Krebs, Landtagsabgeordnete der Grünen. Unisono bekräftigten alle Redner die solide Freundschaft, die Pluralität der Beziehungen durch den regen interkommunalen Austausch sowie den alljährlichen Jugendaustausch. auch das stieß im Gemeinderat auf keine Gegenliebe, bis ein frankophiler Gemeinderat sich für die Idee stark machte. Bürgermeister Wassmer nahm mit einer kleinen Vogter Delegation direkten Kontakt mit Le Mayet auf. Alles hörte sich gut an, und so kam es Pfingsten 1992 in Le Mayet zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde durch Bürgermeister Wassmer und den Nachfolger Fayets, Claude Chabrol. In beiden Gemeinden wurden Partnerschaftskomittees gegründet, in deren Händen die Organisation lag. Deren Arbeit ist es zu verdanken, dass ein sehr reger Austausch und ein vielseitiges Miteinander entstanden ist. Man besucht sich nicht nur mit dem Bus, sondern alljährlich macht sich auch eine Gruppe mit wechselnden Teilnehmern aus Vogt auf die 650 Kilometer lange Reise nach Le Mayet. (gh)